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War Abd-ru-shin Imanuel?

 

Bei vielen Lesern und Bekennern der Gralsbotschaft besteht Unklarheit darüber, ob Abd-ru-shin (Oskar Ernst Bernhardt) der verheißene Gottessohn Imanuel gewesen ist oder ob nur eine Strahlungsverbindung bestand.

 

In der >Ergänzungserklärung durch Oskar-Ernst Bernhardt vom 26. Oktober 1939< bezeichnet sich Abd-ru-shin selbst als Gottgesandten, der in einer besonderen Verbindung mit der göttlichen Weisheit steht. Abd-ru-shin fügte hinzu, dass er nicht gleichzusetzen sei mit Jesus, sondern dass es sich bei ihm um einen besonderen Strahlungsvorgang handelt, der es ihm ermöglicht, wie der „äußerste irdische Griffel göttlichen Willens zu neuen Offenbarungen notwendigen Wissens zu wirken“. Abd-ru-shin sprach demnach von einer Strahlungsverbindung.


Die Gralsbotschaft entstand also nicht durch mühsame wissenschaftliche Arbeit am Schreibtisch sondern Abd-ru-shin hatte Zugang zu einer hohen geistigen Quelle, aus der er schöpfte. Zeitzeugen berichten, dass Abd-ru-shin im Raum auf- und ab ging und die Vorträge nahezu druckreif diktierte, wenn er in einem dazu erforderlichen Zustand war.

 

Abd-ru-shin hat jedoch mehrere  Schriftstücke mit >Imanuel< unterzeichnet, die mit seiner Zustimmung veröffentlicht wurden. Dadurch wurde und wird bis heute in seiner Anhängerschaft und in der Organisation der Internationalen Gralsbewegung ohne jede Diskussion die Meinung vertreten, dass der Gottessohn Imanuel in Abd-ru-shin inkarniert war; Abd-ru-shin und Imanuel sozusagen identisch sind. 

 

Im Widerspruch dazu stehen Imanuel betreffende Erklärungen in der Gralsbotschaft >Im Lichte der Wahrheit< von Abd-ru-shin, denen zufolge kein Menschengeist die Lichtkraft in der Nähe Imanuels ertragen würde. Eine persönliche Anwesenheit Imanuels auf der Erde würde also zur sofortigen Auslöschung der Menschheit führen. Schon aus diesem Grund kann Imanuel nicht in Abd-ru-shin bzw. Oskar-Ernst Bernhardt inkarniert gewesen sein. Wer Klarheit in diesen Fragen suchte wurde mit dem Hinweis beruhigt, dass es hier um Vorgänge geht, die weit über dem Ursprung des Menschengeistigen liegen und deshalb von uns nicht verstanden werden können.


Es ist anzunehmen, dass Abd-ru-shin seine Strahlungsverbindung so intensiv erlebte, dass er zeitweise überzeugt war, selbst der verheißene Gottessohn Imanuel zu sein. Dass Abd-ru-shin sich irgendwann diesbezüglich nicht mehr so sicher war, kann auch einer der Gründe für die Überarbeitung seiner Gralsbotschaft kurz vor seinem Ableben gewesen sein.

Das ist zum Beispiel zu schließen aus einem Vergleich des Vortrags >Es werde Licht< in dem Buch >Nachklänge zur Gralsbotschaft von Abd-ru-shin; Band I< mit dem gleichen Vortrag in der >Gralsbotschaft Im Lichte der Wahrheit< von

Abd-ru-shin, die er 1940/1941 überarbeitet hat und die dann erst nach dem Krieg 1949 erscheinen konnte.

 

Auszug aus dem Vortrag: ES  WERDE  LICHT!

aus >Nachklänge zur Gralsbotschaft von Abdrushin; Band I<; 1933:

 

"Da nun die Nachschöpfung durch die langsam sich entwickelnden Menschengeister und deren Fall durch einseitig gezüchteten Verstand verdüstert wurde, mußte eingegriffen werden. Um alles von der Menschheit Gefehlte hilfreich wieder richtigzustellen, wurde Parzival mit der Grobstofflichkeit verbunden in Abdrushin. Abdrushin war also Parzival und deshalb auch Imanuel durch die weitergeführte unmittelbare Strahlungsverbindung, die durchzuführen große Vorbereitungen und Mühe kostete. Durch dessen Sein auf Erden konnte der Nachschöpfung wieder entsprechende Lichtkraft gegeben werden, zur Klärung, Stärkung und Hilfe allem Geistigen, und durch dieses weitergehend der ganzen Nachschöpfung."

 

Auszug aus dem Vortrag: Es  werde  Licht!

aus der >Gralsbotschaft Im Lichte der Wahrheit< von Abd-ru-shin; 1949:
 

"Da nun die Nachschöpfung durch die langsam sich entwickelnden Menschengeister und deren Fall durch einseitig gezüchteten Verstand verdüstert wurde, mußte eingegriffen werden. Um alles von der Menschheit Gefehlte hilfreich wieder richtigzustellen, wurde Parzival mit der Grobstofflichkeit verbunden in Abd-ru-shin. Abd-ru-shin war also Parzival durch die weitergeführte unmittelbare Strahlungsverbindung, die durchzuführen große Vorbereitungen und Mühe kostete. Durch dessen Sein auf Erden konnte der Nachschöpfung wieder entsprechende Lichtkraft gegeben werden, zur Klärung, Stärkung und Hilfe allem Geistigen, und durch dieses weitergehend der ganzen Nachschöpfung."

 

Aus der Löschung der Worte "und deshalb auch Imanuel" kann geschlossen werden, dass Abd-ru-shin sein ursprüngliches Bekenntnis: "Ich bin´s, Imanuel" später nicht bestätigen wollte. Ob Abd-ru-shin darüber hinaus diesbezüglich seinen Irrtum eingestanden hat und diesen richtig stellen wollte, ist nicht überliefert. Ein Widerruf seines Bekenntnisses ist nicht bekannt geworden. Man muss Abd-ru-shin einräumen, dass er durch seine Verbannung und die ihm auferlegten Einschränkungen sowie sein frühes Ableben kaum die Möglichkeit hatte, seine diesbezüglichen Änderungen bzw. Richtigstellungen ausführlich zu begründen.


Seither wurde weiterhin verkündet, dass Abd-ru-shin Imanuel ist; und so ist eine Gralsbewegung entstanden, deren Organisationsstruktur auf einem Personenkult aufbaut, der sich auf Abd-ru-shins Worte beruft: "Ich bin´s, Imanuel".
 

Anläßlich des Geburtstags von Frau Maria Bernhardt am 17. August 1948 wurde im Tempel auf dem Vomperberg die >Kündung zur Feier am 17. August 1948< gelesen. In dieser fragwürdigen >Kündung< werden Frau Maria Bernhardt und ihrer Tochter Irmingard Bernhardt göttliche Eigenschaften zugesprochen und kritikloser blinder Gehorsam von Abd-ru-shins Aposteln, Jüngern und den Berufenen sowie den Kreuzträgern dieser neuen Führung gegenüber abverlangt. Ein absoluter Affront gegen den Geist der Gralsbotschaft!

 

Von den Führungskräften in der Internationalen Gralsbewegung wurde die Echtheit dieser >Kündung< bis heute nicht infrage gestellt, auch weil sie ihnen bis heute ebenfalls Machtansprüche sichert. Die eingesetzten Führungskräfte nutzen die ihnen gegebene Macht mit der Begründung, dass sie von einer dazu berufenen Führung eingesetzt wurden, die in der Hierarchie der Gralsbewegung von Abd-ru-shin, dem Gottessohn Imanuel eingesetzt wurde. Wer die selbstherrliche Macht der höheren Führungsebene infrage stellte, wurde aus der organisierten Gralsbewegung ausgeschlossen und fortan von den gehorsamen Mitgliedern wie die Pest gemieden.    

 

So hat sich in der Gralsbewegung bis heute ein blindgläubiger Personenkult ausgebreitet, der den >Führern des Grales

auf Erden< einen höheren Stellenwert sichert als dem Wort der Gralsbotschaft. Nach Abd-ru-shin`s Tod war seine Gralsbotschaft nur noch dann maßgebliche Leitschnur für die Entwicklung der Gralsbewegung, wenn sie dem Machtstreben derjenigen dienlich war, die diese Macht an sich gerissen haben!

 

Eine geistig lebendige und freie Gralsbewegung konnte und kann sich in diesen Strukturen nicht entwickeln!

 

Wulf-Dietrich Rose  /  5. Januar 2022