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Rückblick auf mein Leben; von Wilhelm Lichtenberg; 1. Teil

 

Wilhelm Lichtenberg

Erster Lebensabschnitt vor dem Erdentode Abd-ru-shin’s

 

1900 - 1941


Erinnerungen aus dem Gedächtnis an Hand zeitnaher Notizen in den Jahren 1980 - 1984.

 

Als erstes Kind meiner Eltern Ernst Lichtenberg und Frieda geb. Stephan wurde ich am 13. Februar 1900 in Berlin geboren. Mein Vater war Kaufmann, Inhaber der Eisenwaren-Großhandlung H. Isserstedt Nachf. in Berlin, Stadtmitte, nahe dem Alexanderplatz. Meine Mutter war eine gute Mutter und Hausfrau, so daß meine jüngere Schwester Käte und ich in einer harmonischen, zufriedenen und glücklichen Familie des bürgerlichen Standes aufwuchsen.


Für meine innere Entwicklung wurde es von großer Bedeutung, daß mein jüngerer Bruder Rudolf im 3. Lebensjahr nach einer schweren Diphtherieerkrankung der ganzen Familie starb und ich den Tod eines Familienmitgliedes im 6. Lebensjahr erlebte. Im folgenden Jahr starb ebenso unerwartet mein erster Schulfreund. Diese Kindheitserlebnisse prägten sich mir stark ein und veränderten mein Wesen, was darin seinen Ausdruck fand, daß ich als Sekundaner die Luther-Medaille des Jahres 1917 der Schule erhielt.


Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 brachte die täglichen Gefallenenlisten und die Todesnachrichten von Verwandten und Freunden und - in den späteren Jahren des Krieges - von älteren Mitschülern, teils aus der eigenen Klasse. Der Drang zu leben und die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit des frühen Soldaten-Todes bei längerer Dauer des Krieges und seiner Materialschlachten ließ die Frage um den Tod in mir immer dringender werden und nach Erkenntnis und Antwort suchen.


Durch die lange Kriegsdauer und die schwierige Wirtschaftslage bedingt wurden wir Schüler der Prima des Realgymnasiums 1917 zum Kriegshilfsdienst verpflichtet. Zur Vorbereitung auf meinen späteren Beruf - der Übernahme des Fabrikationsbetriebes und des Handels mit Eisenwaren - arbeitete ich fast ein Jahr lang als Schlosser und erwarb gleichzeitig im Winter 1917/1918 den Kraftfahrzeug-Führerschein. Bei der militärischen Musterung meines Jahrganges im Februar 1918 wurde ich daraufhin zum Kraftfahr-Ersatz-Bataillion in Stettin ausgemustert. Bei zwei kurzfristig darauf erfolgenden Stellungsbefehlen wurde ich als "überzählig" wieder nach Hause geschickt. Der dritte Stellungsbefehl erfolgte kurz vor Ausbruch der Revolution in Deutschland, im November 1918, so daß ich nicht nach einer militärischen Kurzausbildung zum Fronteinsatz kam.


Wenige Monate nach Kriegsende begann meine kaufmännische Lehrzeit in einer befreundeten Eisenwaren-Großhandlung in Berlin. Gleichzeitig konnte ich Vorlesungen an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und Abendkurse an der Handelshochschule besuchen.


Dies konnte ich auch fortsetzen nach dem anschließenden Eintritt in das väterliche Unternehmen. Ich begann hier nochmals "von der Pike auf" mir die speziellen Warenkenntnisse der Fachrichtung Schlösser und Beschläge für den Handwerksbedarf anzueignen. Ab Beginn des Jahres 1923 besuchte ich als Geschäftsreisender unsere ausgedehnte Schlosser-Kundschaft in den angrenzenden Provinzen Pommern, Westpreußen und Mecklenburg. Den damaligen Verkehrsverhältnissen entsprechend benutzte ich für große Entfernungen die Eisenbahn und fuhr dann mit dem Fahrrad von Ort zu Ort zum Besuch der Kunden.


Der plötzliche und unerwartete Tod meines Vaters am 29. Juni 1923 machte dieser Tätigkeit ein Ende und stellte mich im Alter von 23 Jahren vor die Aufgabe, das Unternehmen mit eigener Fabrikation und Großhandel über die Krisenzeit der Hochinflation 1923 hinweg zu führen und nach der Währungsreform wieder aufzubauen. Die äußere und innere persönliche Umstellung nach 5 Inflations-Jahren von der entwerteten Reichsmark beim Währungsschnitt von 1 Billion Reichsmark auf 1 Rentenmark war mit die schwierigste Aufgabe meiner langen kaufmännischen Geschäftsführung.

Trotz größter wirtschaftlicher Anstrengung und richtiger technischer Anpassung an die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse war der Kapitalverlust aus den Inflationsjahren nicht aus eigener Kraft aufzuholen. Auf Anraten und mit Unterstützung meiner Hauptlieferwerke führte ich zur Vermeidung einer Überschuldung einen gerichtlichen Vergleich durch. Die weitschauenden und wohlwollenden Inhaber meiner westfälischen Lieferwerke stellten mir einen bewährten Wirtschaftsberater, Herrn Karl Beissel, Bonn, zur Seite. In einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit diesem erfahrenen und zielbewußten Berater habe ich auf der Grundlage einer christlich-moralischen Geschäftsausrichtung die Firmen von kleinem Neuanfang zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche in Berlin und später in Hagen (Westfalen) und München entwickelt.


Während meines Heranwachsens und meiner beruflichen Tätigkeit war für meine persönliche Entwicklung meine Naturverbundenheit von ausschlaggebender Bedeutung. Von früher Kindheit an wurde die Naturliebe von meinem Vater in uns Kindern geweckt durch Wanderungen und Ferienaufenthalte in einsam gelegenen Förstereien. Später hatte mein Vater eine eigene Jagd in der Nähe des Spreewaldes. Unser Wohnhaus war ein alter Bauernhof in dem wendischen Runddorf Altenow, das in seiner ursprünglichen Bauart und Größe erhalten war. Hier lernte ich das Hegen und Pflegen des Wildbestandes und die Beobachtung der Natur.


Gleichermaßen wichtig und in die gleiche Richtung weisend war für meine Entwicklung das Bestehen von Ruderriegen an den höheren Schulen von Berlin, die von Kaiser Wilhelm II. nach dem englischen Vorbild um die Jahrhundertwende ins Leben gerufen waren. Nach vorbildlicher Ausbildung und Anleitung konnten wir als 16- und 17-jährige Schüler schon ausgedehnte Fahrten mit den sportlichen Ruderbooten machen, die uns über Tage und Ferienwochen in die stillen Gewässer und entlegenen Waldseen der Mark Brandenburg führten. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges im Jahre 1920 ließ mein Vater für uns Geschwister ein schnittiges Wander-Ruderboot bauen, mit dem wir 2 Jahrzehnte lang - also die zwanziger und dreißiger Jahre - unsere ausgedehnten Fahrten in die herrlichen und damals noch stillen Seengebiete um Berlin und in Mecklenburg machten. Ebenso unvergeßliche Erlebnisse vermittelten mir die Flußwanderungen mit dem Faltboot entlang den großen Flüssen und Strömen Deutschlands. Diese Naturverbundenheit und die Stille fernab der Großstadt und dem Beruf hielten mein Inneres offen bis zum Erkennen der Schöpfungsgesetze in der Gralsbotschaft.


In diesen Jahren war ich von einer mir damals nicht begreiflichen Unruhe getrieben, die mich zu Reisen und zu freundschaftlichen Kontakten zu gesellschaftlich und geistig höher stehenden und meist wesentlich älteren Menschen führte. Später konnte ich hierin eine weise Führung erkennen, die mich Schritt für Schritt dem Finden der Wahrheit näher brachte und mich 1936 die Gralsbotschaft finden und als die ersehnte Wahrheit erkennen ließ.

Hier die wesentlichen Begegnungen in diesen Jahren.


Durch einen Jugendfreund machte ich die Bekanntschaft eines nur wenige Jahre älteren Sohnes einer deutsch-amerikanischen Familie Seiler, der mir die Bekanntschaft mit der Bayerischen Staatsschauspielerin Clara Boeck in München vermittelte. Sie war Jahrzehnte älter als ich und lebte mit ihrer für meine Begriffe uralten Mutter zusammen, die weißhaarig und würdig die Familie hoher bayerischer Militärs repräsentierte. Clara Boeck war eine überzeugte und gläubige, wenn auch freigläubige Katholikin, die päpstliche Auszeichnungen für ihre soziale Tätigkeit während und nach dem Weltkriege erhalten hatte und von zwei Päpsten in Privataudienzen empfangen worden war. Auf Grund ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihrer perfekten Beherrschung der italienischen Sprache und ihres Berufes als Schauspielerin wurde sie dem damaligen päpstlichen "Nuntius für Bayern" in München, Eugenio Pacelli (1917 - 1925 Nuntius für Bayern), dem späteren Papst Pius XII., von der Bayerischen Regierung als Sprachlehrerin für die italienischen Mitglieder der Nuntiatur empfohlen.


Von ihren Gesprächen mit diesen höchsten katholischen Geistlichen und deren persönlichen Glaubenserkenntnisse berichtete mir Clara Boeck im Verlaufe unserer ernsten religiösen Gespräche folgendes:


"Für die hohe katholische Geistlichkeit sind die wiederholten Erdenleben eine Selbstverständlichkeit."

Und weiter erfuhr ich das Wissen der gleichen katholischen hohen Geistlichen: "Christus ist der Sohn eines Römers."

 

In den Gesprächen mit Clara Boeck wurde die katholische Kirche mit einem Haus mit 100 Zimmern verglichen. Jeder Katholik könne nach seinem Glauben und seiner Erkenntnis das Zimmer wählen, das seiner geistigen Reife entspräche, nur müßte er unter dem gemeinsamen Dach des Hauses wohnen.


In weiteren Gesprächen wurde auf die Leere des "evangelischen Himmels" im Unterschied zu dem Reichtum des "katholischen Himmels" hingewiesen, der durch das Wirken der Heiligen belebt sei. Die vielfach von Clara Boeck erlebten Gebetserhörungen durch ihre Heiligen mit der Fürbitte für Kranke oder zur Hilfe aus sonstiger Not erweisen das Vorhandensein und das Wirken der Heiligen als überzeugende Wirklichkeit. Ergänzt und gestützt wurde das Glaubensgut von Clara Boeck durch die Gabe des Hellsehens und des Schauens von Bildern kommender oder gegenwärtiger Katastrophen. Durch ihre Freundschaft mit dem Arzt und Forscher Albert Freiherr von Schrenck-Notzing waren ihr ebenso die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiete der Grenzwissenschaften bekannt.


Auf meine in den Jahren immer weitergehenden forschenden Fragen erhielt ich aber schließlich die Antwort, daß der Mensch die letzten Fragen nach dem Allerheiligsten, nach GOTT, nicht stellen dürfe. Wenn er es dennoch tue, würde ihn zur Strafe ein Unheil treffen, wie es in dem griechischen Mythos von der "Büchse der Pandora" überliefert ist:

Als Pandora die ihr von Zeus gegebene Büchse, in der die Wahrheit verschlossen war, öffnete, flogen die Übel für die Menschheit heraus, nur die Hoffnung auf Erkenntnis der Wahrheit (der Glaube) blieb als "Glaube" in der geöffneten Büchse zurück. Als weitere Begründung für diese Auffassung wurde auf das Gedicht des Klassikers unserer Zeit Friedrich von Schiller "Das verschleierte Bild zu Sais" in einem Tempel des alten Ägypten hingewiesen. Wenn der Mensch, ein Sterblicher, den heiligen Schleier vor der Wahrheit, den letzten Erkenntnissen unseres Seins, aufhebt, sinkt er wie der forschende Jüngling in der Dichtung entseelt zu Boden.


So war meinem Suchen nach den letzten Erkenntnissen, dem wissenden Glauben, durch das Wissen der katholischen Christen ein Ende gesetzt.


Inzwischen aber, etwa im Jahre 1931, wurde eine andere Begegnung für meine geistige Entwicklung von entscheidender Bedeutung, die Begegnung mit Frau Jaaks-Müncheberg, die als Heilmagnetopathin in Hamburg tätig war. Auch diese Begegnung verdanke ich einer zielweisenden Führung.


Entfernte Verwandte von mir, die Familie von Mudra, hatten während der niederländischen Kolonialzeit Plantagenbesitzungen auf der Insel Sumatra, in dem heutigen Indonesien. Durch die Ereignisse des ersten Weltkrieges mußten die Europäer das Land verlassen. Die Familie von Mudra war nach Deutschland zurückgekehrt und lebte in Hamburg. In Gesprächen mit Frau von Mudra erfuhr meine Mutter von den besonderen Heilerfolgen von Frau Jaaks-Müncheberg. In der Besorgnis um meine Gesundheit, die durch die Anforderungen bei der Geschäftsführung unseres Familienunternehmens während der seit dem Jahre 1927 anhaltenden Wirtschaftskrise stark angegriffen war, riet mir meine Mutter, Frau Jaaks-Müncheberg in Hamburg aufzusuchen und mich zur Wiederherstellung meiner Gesundheit behandeln zu lassen. Dies geschah mehrmals in Hamburg.


Im Jahr 1934 verlegte Frau Jaaks-Müncheberg ihren Wohnsitz und ihre Heilpraxis nach Berlin-Grunewald. Ihr Ziel hierbei war die Einführung ihrer Heilmethoden in deutschen Krankenhäusern, besonders in deren Kinderstationen. Die Möglichkeit hierzu erhoffte sie durch ihre persönliche Verbindung zu Rudolf Hess zu erhalten, der seit 1933 Reichsminister für das Gesundheitswesen und Stellvertreter des Führers Adolf Hitler war. Jedoch ohne Erfolg, da sich auch ein nationalsozialistischer Reichsminister nicht durchsetzen konnte gegen die Voreingenommenheit der Ärzteschaft und ihre Abweisung aller nicht aus der Schulmedizin stammenden Erkenntnisse und Heilmethoden.

Die Kenntnisse für ihre in Europa unbekannten und unerforschten natürlichen Heilmethoden verdankte Frau Jaaks-Müncheberg ihrer mehrjährigen Ausbildung in Indien bei einem Guru, den sie in London kennengelernt hatte und der sie in das jahrtausendalte Geisteswissen Indiens einführte. Der Guru vermittelte ihr die Fähigkeiten und Kenntnisse der indischen Fakire von den natürlichen Heilkräften aus der feinstofflichen Welt und deren Anwendung bei der Behandlung von Krankheiten.


Im Gegensatz zu der deutschen Ärzteschaft erkannten die politischen Machthaber des "Dritten Reiches" ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und nutzten ihre naturärztlichen Behandlungen zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit, mit besonderem Erfolg bei Rudolf Hess. Der Reichsminister litt in den Jahren 1933 und 1934 an einem schweren Magenleiden, so daß er kaum noch Nahrung aufnehmen konnte. Nach etwa einjähriger Behandlung war er von seinem Magenleiden geheilt. Im Jahr 1946 wurde Hess von dem Militärtribunal der Siegermächte in dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozeß zu lebenslanger Haft verurteilt. Er lebte heute - im Jahr 1983 - noch als 89-Jähriger in dem Militär-Gefängnis in Berlin-Spandau.


Nachdem Frau Jaaks-Müncheberg ihre Praxis in Berlin ausübte, konnte ich sie häufiger zu heilmagnetopathischen Behandlungen aufsuchen.


Es war im Herbst 1935, als sie während einer Behandlung etwa wörtlich das Folgende zu mir sagte:


"Sie kommen doch zu mir mehr, um etwas von mir zu hören, als sich behandeln zu lassen. Ich habe sechs Religions-Philosophien studiert, glaube aber, erst jetzt das gefunden zu haben, wonach ich mein ganzes Leben gesucht habe. Ich werde in den nächsten Tagen ein weiteres Gespräch mit einem Herrn haben. Wenn mir diese Persönlichkeit meine letzten Fragen in dem Gespräch überzeugend beantworten kann, werden Sie von mir hören."


Die Besprechung erfolgte zwischen Frau Jaaks-Müncheberg und Herrn Landolph Freeman-Eales. Dieser war ein gebürtiger Engländer, eine männlich-schöne, jugendlich wirkende Erscheinung mit weißem Haupthaar. Herr Freeman war auf das Werk ABD-RU-SHIN'S "Im Lichte der Wahrheit" gestoßen, hatte Herrn Oskar Ernst Bernhardt in der Gralssiedlung auf dem Vomperberg in Tirol aufgesucht und das neue Weltbild des Werkes "Im Lichte der Wahrheit" als die für die Endzeit verheißene Wahrheit erkannt. Gleichzeitig erkannte er in dem Bringer der Gralsbotschaft den von Jesus, dem Gottessohn, der Menschheit vor dem Endgericht verkündeten Menschensohn. Herr Freeman lebte lange Jahre in der Gralssiedlung in der Nähe Abd-ru-shins und war von IHM zum Jünger berufen worden.


In den Jahren 1935 und 1936 lebte Herr Freeman in Berlin-Grunewald und wohnte in dem Haus des "Naturphilosophischen Vereins e.V." In der damaligen Reichshauptstadt Berlin wirkte er im Stillen für die Verbreitung der neuen Offenbarung des Gotteswillens. Die Naturphilosophischen Vereine hatten sich mit Billigung und der Namensgebung durch Herrn Oskar Ernst Bernhardt in verschiedenen Städten Deutschlands als "Eingetragene Vereine" gegründet, um ernsthaft suchenden Menschen eine Hilfe beim Erkennen der Wahrheit durch die Gralsbotschaft zu bieten. Kurze Zeit später (1937) lösten sich die Naturphilosophischen Vereine auf Veranlassung von Herrn Bernhardt selbst auf, um dem Verbot der Gralsbewegung und der Beschlagnahme ihres Eigentums durch die NSDAP-Regierung zuvorzukommen.


Um die Jahreswende 1935/1936 erhielt ich von Frau Jaaks-Müncheberg die "Große Ausgabe 1931" des Werkes "Im Lichte der Wahrheit" - "Gralsbotschaft" von Abd-ru-shin.


In gemeinsamen Abendstunden hörte ich von ihr die in Reinheit erneut aufgenommenen Worte der "Offenbarung des Johannes" aus den "Rufen aus der Urschöpfung".


Trotz hoher beruflicher Beanspruchung infolge der Weltwirtschaftskrise, die in Deutschland in den Jahren 1933 - 1936 ihren Höhepunkt erreichte und damit zu der Machtübernahme durch die "Nationalsozialistische deutsche Arbeiter-Partei" (NSDAP) führte, verdanke ich es dem Ansporn und der Hilfe von Frau Jaaks-Müncheberg, die Gralsbotschaft im Laufe des Jahres soweit aufgenommen zu haben, daß ich mich zu der Gralsfeier auf dem Vomperberg im Dezember 1936 anmelden und erstmals nach Tirol reisen konnte.


Das "Fest des Strahlenden Sternes" auf dem Heiligen Berg wurde zum bedeutungsvollsten Erlebnis meines Lebens und die Versiegelung durch den HERRN mit den Worten:


"Mit der Reinheit dieses Wassers gebe ich euch nun das Zeichen Meines Vaters, eures GOTTES und HERRN, das euch IHM zu eigen macht und dem Licht vermählt.


Nehmt auch die Kraft des Heiligen Geistes, die euch schützend führen und erleuchten wird, solange ihr dem Lichte zustrebt. Amen."


Die Versiegelung wurde zum bedeutungsvollsten Augenblick meines Seins. Bei dem Höhepunkt des feierlichen Males, bei dem Heben der Gralsschale in den Händen Imanuels empfand ich mit geöffneter Seele den Segen aus der Gotteskraft.


Dies über menschliches Begreifen gehende geistige Geschehen vollzog sich in der kleinen, irdisch schlicht ausgestatteten alten Andachtshalle, von uns "Tempel" genannt. Diese war aus Holz erbaut, die Wände im Inneren mit braunem Packpapier verkleidet, aber geschmückt mit großen symbolhaften Gemälden des Jüngers Hermann Wenng. Die Heizung erfolgte mit einem großen eisernen Ofen, der in die Trennwand zwischen dem Vorraum und dem Andachtsraum eingebaut war, der wohl 200 - 300 Feier-Teilnehmern Platz bot.


In den Tagen nach der Feier fanden die Empfänge der Versiegelten durch den HERRN und Frau Maria in den Trigonzimmern des Verwaltungsgebäudes auf der Gralshöhe statt. Die Ausstrahlung des HERRN war in Seiner Nähe fühlbar stark. Nach einer freundlichen Begrüßung nahm der HERR an seinem kostbaren Schreibtisch am Ende des langen Raumes Platz, während der Besucher sich in einen Sessel nahe dem Eingang setzte.


Nach einigen persönlichen Fragen an den Kreuzträger brachte der HERR das Gespräch auf die innersten Fragen, die der Besucher in seinem Herzen trug, damit Rat und zielweisende Hilfe gebend.


Bei dem Empfang durch Frau Maria war das Gespräch persönlicher und ließ die große Güte Frau Maria's und ihre Anteilnahme an dem Ergehen jedes Einzelnen erkennen.


Das Erleben dieser Tage erfüllte mich mit einem bis dahin unbekannten Glücksempfinden, das ich nur mit Worten aus der Botschaft wiederzugeben vermag: Es müßte euch die Brust vor Seligkeit zersprengen.


Ganz erfüllt von dem Erlebten besuchte ich auf der Rückreise meine geistigen Freunde in München und berichtete ihnen von der neuen Lehre der Gralsbotschaft. Nach interessiertem Anhören und vielen Fragen äußerte Clara Boeck: "Du bist ein schlechter Sendbote vom Heiligen Berg". Mit den Hinweisen, ich hätte mich mehr befragen und besser orientieren sollen und hätte mich durch die Verbindung des Sagenstoffes "Parsival" mit den christlichen Begriffen "Gottessohn und Menschensohn" verwirren lassen, wußte man in bester Glaubensabsicht verstandliche Zweifel an dem geistigen Erleben in mir zu wecken.


Die Ablehnung der neuen Offenbarung des "Gralswissens Abd-ru-shin" durch meine geistigen Freunde in München berührte mich schmerzhaft. War es doch gerade Clara Boeck, die als katholisch-christlich überzeugte Gläubige in dem Wissen von dem "Kommenden" in der Jetztzeit lebte. Ihr tägliches Gebet war, den "Kommenden" - den in der Bibel verheißenen Messias - nicht zu versäumen.


In Übereinstimmung mit ihrer persönlichen Einstellung wußte Clara Boeck infolge ihrer Verbindung mit dem Vatikan noch folgendes mitzuteilen:


Katholische Missionare in Nord-Afrika berichteten wiederholt nach Rom, Eingeborene, die zum Christentum übergetreten und getauft seien, kämen in die Mission mit dem inneren Wissen, daß der verheißene Messias bereits auf Erden geboren sei. Die Missionare müßten doch Kunde davon haben.


In späteren Gesprächen mit Clara Boeck erfuhr ich den Grund ihres Nicht-Erkennen-Könnens von ABD-RU-SHIN als den erwarteten "Kommenden", den von Christus verkündeten Menschensohn: Es war die Einfachheit der Sprache des HERRN in der Gralsbotschaft, die Einfachheit der Erkenntnis Gottes und seines Willens in den Schöpfungsgesetzen. Man sprach achtungsvoll von "meinem HERRN", dessen Lehre für mich das Richtige sei, was man ja aus meiner geistigen Entwicklung sehen könne. Clara Boeck selbst aber konnte in dem Bringer der Gralsbotschaft nur einen "Vorläufer", aber nicht den erwarteten und von Christus verheißenen Geist der Wahrheit erkennen. Demgegenüber wurden die Schriften des Lic. Emil Bock, die in der Mitte der Dreißiger Jahre im Verlag Urachhaus Stuttgart erschienen waren, so eingeschätzt, daß sie zu dem höchsten menschlichen Gotterkennen führen könnten. In diesem katholischen Schrifttum ist in diesem Zusammenhang das Werk von Lic. Emil Bock "Wiederholte Erdenleben" - "Die Wiederverkörperungsidee in der deutschen Geistesgeschichte" - besonders zu erwähnen.


Auch dieses geistige Ringen mit den verstandesmäßigen Zweifeln seitheriger religiöser Auffassungen erwies sich durch die gewonnene innere Selbständigkeit als Hilfe in den folgenden Jahren der Verfolgung der Gralsbewegung in dem großdeutschen Reich Hitlers.


Im Laufe des Jahres 1937 machte ich mich von dem katholisch-christlichen Einfluß wieder frei. Im Dezember 1937 erlebte ich erneut die Gralsfeier auf dem Vomperberg und das Glück wissender Überzeugung. Letzte Gewißheit brachten mir die Erlebnisse bei den Empfängen durch Frau Maria und dem HERRN. Die Güte und die von den Herrschaften mit mir geführten Gespräche bleiben für mich unvergeßlich und richtungweisend für mein Leben.


Als besondere Hilfe verwies mich der HERR an Herrn Hans von der Crone und meldete meinen Besuch bei ihm persönlich an. Der Apostel Hans von der Crone empfing mich mit den Worten, daß diese Begegnung mit ihm von größerer Bedeutung für mich sei, als ich im Augenblick ermessen könne. Diese Erkenntnis aus dem einmaligen Gespräch im Dezember 1937 führte dazu, daß ich seitdem die persönliche Verbindung mit Herrn von der Crone aufrecht erhielt über das Jahr 1938 hinaus.


Am 12. März 1938 erfolgte der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich und die Verhaftung des HERRN am Mittag des gleichen Tages durch die schwarz uniformierte und motorisierte "SS" im Auftrage des Reichsführers der "SS" (Schutz-Staffel) und Chefs der geheimen Staatspolizei (Gestapo) Heinrich Himmler. Wenige Monate später mußten Frau Maria, Fräulein Irmingard und die Bewohner der Gralssiedlung den Vomperberg und Tirol verlassen.


Herr Hans von der Crone kehrte mit seiner Familie in seine Heimatstadt und in sein Elternhaus in Hagen in Westfalen zurück, wo ich ihn im Jahre 1938 und in den anschließenden Jahren des Krieges besuchen konnte. Diese Verbindung führte nach dem Kriegsende 1945 dazu, daß ich als Flüchtling aus dem russisch besetzten Ost-Deutschland die Stadt Hagen in Westfalen als Ziel meiner Flucht in das englisch besetzte West-Deutschland nahm. Mit Hilfe der Familien von der Crone und Wendland fand ich hier eine neue Heimat.


In den Jahren zwischen der letzten Gralsfeier auf dem Vomperberg im Dezember 1937, der letzten Feier, die von dem HERRN auf Erden gehalten wurde, und dem Ende des Krieges 1945 hat sich auf Erden und in meinem Leben viel ereignet. Noch ganz unter dem Eindruck der Verhaftung des HERRN, der Enteignung der Gralssiedlung und des Verbotes der Gralsbewegung stehend, reiste ich im Mai 1938 von Berlin nach Hohenlimburg in Westfalen, um gemeinsam im Haus Otto am Tage und zur Stunde der nicht mehr auf der Gralshöhe stattfindenden Feier mit gleichgesinnten Kreuzträgern zusammen zu sein. Wegen des staatlichen Verbotes und der ständigen Beobachtung durch die Gestapo wurde nicht aus der Gralsbotschaft gelesen, aber die von Frau Fülling in Anwesenheit der Jüngerin Frau Hermine Otto gestaltete musikalische Weihestunde hat die anwesenden Kreuzträger auch ohne Worte mit der aus dem Licht strömenden Kraft verbunden.


Im Gegensatz zu der Unterdrückung des geistigen und religiösen Lebens und dem Versuch der Gleichschaltung des Volkes mit der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gelang es der Regierung Adolf Hitlers nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 in kurzer Zeit, die deutsche Wirtschaft aus dem Tiefstand des letzten Jahrzehntes der "Weimarer Republik" unter der politischen Führung und Verantwortung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) herauszuführen. Der Bevölkerung wurde durch die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und durch den wirtschaftlichen Aufschwung aller Bevölkerungsschichten wieder Hoffnung und Selbstvertrauen gegeben.


Erstmals nach dem ersten Weltkrieg und dem Deutschland demütigenden und entrechtenden Versailler Friedensvertrag von 1918 erlebte unser Volk wieder ein gemeinsames, neu erwachtes Nationalbewußtsein durch die großartige Gestaltung der Olympischen Spiele des Jahres 1936: Der Winter-Olympiade in Garmisch-Partenkirchen und der Sommer-Olympiade in dem klassisch erbauten Reichssportfeld in Berlin. Die architektonische Gestaltung dieser Sportstätte nach griechischem Vorbild durch den Architekten Professor March und der vorbildliche Einsatz aller beteiligten Organisationen erweckten die Hoffnung des Volkes auf eine Zukunft im Sinne antiker Größe und Schönheit.

An beiden Spielen konnte ich als Zuschauer von der Eröffnungsfeier bis zur Schlußfeier teilnehmen. Damals im Jahre 1936 gab es noch kein Fernsehen und nur durch die persönliche Teilnahme konnte ich das unvergeßliche Bild aufnehmen, wie der letzte Läufer des Staffellaufes aus Griechenland das Feuer von Olympia mit erhobener Fackel in das Reichssportfeld trug und das olympische Feuer in Berlin aufflammte.


Der Bau dieses ersten Großbauvorhabens der Nationalsozialistischen Regierung war für mein Fach-Unternehmen als Zulieferer für das Baugewerbe der Durchbruch zum Erfolg, ein Markstein in der Entwicklung meiner Firma. H. Isserstedt Nachf., Berlin C, nahe dem Alexanderplatz. Diese war 1867 als Schlosserei von dem Schlossermeister Hermann Isserstedt im Krögelhof in Alt-Berlin gegründet worden. Der Handwerksbetrieb war von ihm durch die Hinzunahme des Handels mit Baubeschlägen zum ersten Baubeschlag-Lieferanten für das Schlossergewerbe in Berlin erweitert worden.

 

Im Jahre 1900 hat mein Vater die Großhandlung und den Fabrikationsbetrieb für Eisenwaren übernommen und durch Rechtschaffenheit, Fleiß und Sparsamkeit, die Voraussetzungen für die spätere Entwicklung bis zu einem marktführenden Unternehmen geschaffen.


Meine Aufgabe als Baubeschlag-Spezialist war die Beratung der Architekten und der staatlichen und städtischen Bauämter bei der Auswahl der Beschläge für Fenster, Türen und Portale in architektonisch guten Formen und technischer Eignung entsprechend den Zweckbestimmungen der Bauten. Wenn ich meine Vorschläge in den persönlichen Besprechungen mit den verantwortlichen Bauleitern überzeugend durchsetzen konnte, hatte ich Aussicht, den Auftrag zur Planung und Ausstattung des Bauvorhabens zu erhalten.


Die wirtschaftliche Durststrecke zum Überleben in den vorangegangenen Jahren hatte ich zu sorgfältiger Grundlagenforschung auf meinem Fachgebiet in Zusammenarbeit mit meinem Geschäftsfreund Ingenieur Werner Schlegel benutzt. Dieser war Inhaber der "Sächsischen Schloßfabrik Schlegel und Lichtenberger" in Pegau in Sachsen. Durch seine Neukonstruktionen in Erkenntnis und Anwendung technischer Grundgesetze wurde die Qualität und die Funktionsdauer der von ihm hergestellten Schlösser und Beschläge wesentlich gesteigert.


In zähem wirtschaftlichen und technischen Ringen mit den bis dahin marktbeherrschenden westfälischen Wettbewerbsfirmen gelang mir erstmals der Durchbruch zur Anerkennung meiner Arbeit bei den staatlichen Bauleitungen des Olympia-Stadions und des Olympischen Dorfes in Berlin-Döberitz. Durch die Bewährung der von mir gelieferten Schlösser und Beschläge für diese weltbekannten Bauten war der Nachweis der technischen und wirtschaftlichen Überlegenheit der Neukonstruktionen der Sächsischen Schloßfabrik Pegau (heute Volkseigener Betrieb in der Deutschen demokratischen Republik unter sowjetischer Leitung) erbracht.


Es war ein Zeichen des damaligen beginnenden Wirtschaftsaufschwunges, daß sich die verantwortlichen Architekten und Bauleitungen nach einem echten Leistungsprinzip im Hinblick auf Qualität und Lebensdauer der zu verwendenden Materialien entschieden - ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit der Anbieter. An dieser Stelle sei erwähnt, daß ich niemals der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei oder einer ihrer Gliederungen angehört habe.


In den folgenden drei Jahren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges folgte neben der militärischen Aufrüstung und der allgemeinen Wohnbausanierung in Berlin ein Großbauvorhaben dem anderen. Hier nur die bekanntesten der neuen Staatsbauten, an deren Ausstattung ich in der Mehrzahl beteiligt war:


Das Reichsluftfahrtministerium des Reichsmarschalles Hermann Göring in der Wilhelmstraße (heute Verwaltungszentrum im russischen Sektor von Berlin, der "Hauptstadt der DDR").Das Luftgaukommando in Berlin-Zehlendorf (heute Sitz der amerikanischen Besatzungsmacht in West-Berlin).Der Großflughafen Berlin-Tempelhof (während der russischen Blockade West-Berlins Stützpunkt der amerikanischen Luftbrücke in Berlin).Die Theater-Bauten des Reichsministers und Vorstandes der Reichskulturkammer Joseph Goebbels. Die Reichskanzlei Adolf Hitlers in der Wilhelmstraße. Der Baubeginn entsprechend einer großzügigen Stadtbauplanung für Berlin als Reichshauptstadt des Großdeutschen Reiches.


Der gleichzeitige Bau der ersten Autobahnen in Deutschland sorgte für weitere Arbeitsplätze und vor allem für den Arbeitseinsatz arbeitsloser Jugendlicher, die im "Arbeitsdienst" ihre ganze Kraft dafür einsetzten. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Autostraßen wurde das Volkswagenwerk in Wolfsburg errichtet. Die geniale Auto-Konstruktion des "Volkswagens" von Ferdinand Porsche und die Massenherstellung des "Käfers" seit dem Jahre 1934 begeisterte alle Volksschichten und am stärksten die Jugend in der Hoffnung auf eine neue friedliche Wirtschaftsentwicklung und auf die Hebung des allgemeinen Wohlstandes des Volkes. Die Grundlage des sozialen Friedens bildete ein ausgeglichenes Arbeitsrecht, das die Rechte und die Pflichten aller am Arbeitsprozeß Beteiligten gewährleistete und notfalls im Schlichtungsverfahren vor der "Arbeitsfront" sicherte.


Der wirtschaftliche Aufschwung in wenigen Jahren nach der Machtübernahme war nur durch den Leistungswillen aller Bevölkerungsschichten möglich, der durch die geforderte Mitverantwortung jedes Einzelnen am Arbeitsplatz gefördert wurde. Die persönliche Verantwortung des Einzelnen wuchs mit seiner Stellung und mit seinen Aufgaben im Wirtschaftsgeschehen und führte auch bei mir zu steigender Arbeitsüberlastung. Meine Arbeitszeit dehnte sich bis in die Abendstunden aus, aber nach Büroschluß hatte ich keine Schreibhilfe mehr. Durch Vermittlung von gemeinsamen Freunden fand ich gegen Ende des Jahres 1937 eine Sekretärin, die nach ihrem Dienstschluß in dem nahe gelegenen Statistischen Reichsamt in den Abendstunden als Schreibhilfe zu mir kam. In der damaligen Zeit - anders als heute - konnten Stenogramme nur persönlich durch eine Stenotypistin aufgenommen und in Maschinenschrift übertragen werden.


In sachlich-harmonischer Zusammenarbeit bahnte sich so meine erste Ehe mit Gertrud Römer an, die durch einen ersten Mann schwere seelische Enttäuschungen erlitten und ein Kind bekommen hatte. Im Laufe unserer Gespräche nahm sie in wenigen Monaten die Botschaft auf, die Voraussetzung für mich für eine Ehe.


Wir heirateten am 27. Juni 1939. Das erste Ziel unserer anschließenden Reise mit dem offenen Sechs-Zylinder-Opel-Sportwagen war der Besuch der Herrschaften in Kipsdorf, deren geheimgehaltenen Aufenthaltsort ich nach langen Bemühungen erfahren hatte. Wir wohnten im Hotel Halali nahe dem Bahnhof (heute Betriebsferienheim der Waggon-Fabrik Dessau) und erfragten nach der Ankunft den Wohnsitz der Familie Bernhardt im "Schweizerhof" oberhalb von Kipsdorf.


Bei dem offiziell bestehenden Besuchsverbot wollten wir unsere Anmeldung bei den Herrschaften möglichst unauffällig machen und gingen erst bei einbrechender Dunkelheit den Weg hinauf zu dem Schweizerhof. Nach unserem Läuten kam Frau Wagner an die Gartenpforte und begrüßte mich als Bekannten vom Vomperberg. Ich fragte, ob wir die Herrschaften besuchen dürften. Nach kurzem Warten erhielten wir einen zustimmenden Bescheid für den nächsten Vormittag.


Nach der Vorstellung meiner Frau und der Begrüßung durch den HERRN und Frau Maria äußerte Frau Maria in freundlich scherzender Art, sie hätte die Zeit gar nicht erwarten können, um zu sehen, wen ich als meine Frau anbringen würde. Weiter sprach Frau Maria, wir hätten dem HERRN und ihr am Abend zuvor mit dem Läuten an der Gartenpforte in der Dunkelheit einen großen Schreck bereitet in der Befürchtung, es könnte die Gestapo sein, die immer nur bei Nacht und Dunkelheit käme. Von der Gestapo wären jederzeit Verhöre zu befürchten, wenn nicht sogar eine neue Verhaftung.


Die herzliche Aufnahme meiner Frau bei den Herrschaften war für uns beglückend und ließ uns empfinden, unsere Ehe sei im Himmel geschlossen. Nach diesen ersten freundlichen Gesprächen durften wir am nächsten Vormittag wieder in den Schweizerhof kommen. Bei diesem Besuch durfte Gertrud die besondere Fürsorge des HERRN für sie erleben. Zwischen den Gesprächen im Empfangszimmer äußerte der HERR zu Frau Maria und Fräulein Irmingard, Frau Lichtenberg würde ein Glas Milch gut tun für ihre Gesundheit. Nach einiger Zeit erinnerte der HERR an seine Bitte, es ihr zu bringen. Als wir zu dem gemeinsamen Mittagessen in das Speisezimmer gehen durften, sagte der HERR zu den dort auf uns wartenden Damen: Wenn Ihr Frau Lichtenberg die Milch nicht bringt, werde ich in die Küche gehen und sie ihr holen. Ehe wir uns zu Tisch setzen konnten, stand das Glas Milch an Gertrudes Platz auf dem Tisch.


An dieser Stelle sei eingeflochten, der "Schweizerhof" lag in dem Versuchsgut für landwirtschaftliche Bodenverbesserung des Jüngers Herrn Giesecke. Er erprobte hier die Düngung des Bodens mit gemahlenem Urgestein und beobachtete den Pflanzenwuchs nach der Anreicherung des Bodens mit diesen Urstoffen. Es war dies eine der vielen Bestrebungen zu Lebzeiten des HERRN zur Verwirklichung seiner Hinweise durch die Menschen seiner Umgebung zur Förderung der Gesundheit und zum späteren Wohle der Menschheit. Das schöne und geräumige Gutshaus hatte das Ehepaar Giesecke den Herrschaften nach dem Zwischenaufenthalt bei Herrn Hellmuth Müller in Schlauroth bei Görlitz in Schlesien als Wohnsitz nach der Verbannung aus Tirol zur Verfügung gestellt.


Bekanntlich mußte der HERR nach seiner Entlassung aus der politischen Haft nach dem "Anschluß" Österreichs an das Großdeutsche Reich im Jahre 1938 auf Befehl des Gestapo-Chefs Heinrich Himmler das Land Tirol verlassen und in seinem Geburtsland Sachsen seinen Zwangsaufenthalt unter ständiger Beobachtung durch die Geheime Staatspolizei nehmen.


Äußerlich gesehen hatten der HERR und Frau Maria die schweren Ereignisse und persönlichen Erlebnisse des Jahres 1938 bis in die Mitte des Jahres 1939 unverändert überlebt. In den Gesprächen aber kam die bittere Enttäuschung des HERRN durch die Menschen und vor allem durch viele Kreuzträger - richtiger gesagt ehemalige Kreuzträger - zum Ausdruck. Ich höre Ihn noch voller Schmerz die Worte sprechen: 


"Menschen, denen ich nur Gutes getan habe, verfolgen mich jetzt mit Verleumdungen, Anklagen und falschen Zeugenaussagen."


Bei unserem Abschiedsbesuch sagte der HERR zu uns, bei unserer Weiterfahrt durch das Riesengebirge sollten wir achten, ob wir den wesenhaften Rübezahl schauen könnten. Herr Oskar Ernst Winter aus Berlin hätte ihn kürzlich bei einer Wanderung im Riesengebirge gesehen - so, wie er in den Märchen beschrieben wird.


Von guten Wünschen begleitet, setzten wir nach einigen Tagen unsere Reise über das Riesengebirge - jedoch ohne Rübezahl schauen zu können - nach Bad Kissingen fort. Nach der Besetzung von Böhmen und Mähren am 15. März 1939 durch die deutsche Wehrmacht - entgegen dem Münchener Abkommen vom 29. September 1938 zwischen Adolf Hitler und dem englischen Premierminister Chamberlain zur Lösung der sudetendeutschen Frage und zur Rettung des Weltfriedens - gab es keine Grenzübergänge mehr auf der Fahrt nach Böhmen und später bei der Fahrt durch den Bayerischen Wald nach Bayern.


Unser Ziel war die Schweiz, wo wir in Locarno am Lago Maggiore Quartier nahmen und von dort auf Schiffs- und Autofahrten die Schönheiten der Süd-Schweiz erlebten und bei sonnigem Wetter genossen.


Die Rückreise nach etwa zwei Wochen brachte unerwartete Schwierigkeiten und Verzögerungen mit sich. Der Aufmarsch der motorisierten deutschen Wehrmacht zu der polnischen Grenze bewegte sich über die Autobahnen nach Osten und verknappte den Treibstoff. Man hatte Glück, nach langem Suchen eine Tankstelle zu finden, die 5 Liter Benzin zur Fahrt bis zu dem nächsten Ort abgab. Wenige Tage nach unserer Ankunft in Berlin und Schöneiche, am 1. September 1939 begann der Einmarsch Hitlers nach Polen und am 3. September 1939 durch die Kriegserklärung Großbritaniens und Frankreichs der zweite Weltkrieg.


Nach einem früheren militärischen Stellungsbefehl hatte ich am 3. Mobilmachungstag mit meiner Einberufung zum Kriegsdienst zu rechnen.


Einen dieser ersten zwei Kriegstage habe ich zu einem Besuch meiner Mutter in Berlin-Zehlendorf benutzt, um für den Ernstfall Abschied von ihr zu nehmen.


Ebenso wollte ich Abschied nehmen von meinem Klepper-Wander-Faltboot an dem nahe gelegenen Wannsee. Bei einer kurzen Bootsfahrt überdachte ich an diesem Wendepunkt mein seitheriges Leben und was dieses am wertvollsten und schönsten gemacht hätte. Überzeugend wurde mir bewußt: Das Finden der Gralsbotschaft und das Erkennen der Schöpfungsurgesetze durch das neue Wissen aus der Botschaft und von dem Wirken der Lichtgesandten und Wegbereiter auf Erden. In Verbindung hiermit aber auch meine starke Verbundenheit mit der Natur von früher Kindheit an, die mich für natürliches Denken und Empfinden offen gehalten hatte. In späteren Jahren waren es in gleicher Weise meine unvergeßlichen Naturerlebnisse auf Wanderungen in der Heimat, Fahrten im Ruderboot über die märkischen und mecklenburgischen Seen oder Flußwanderungen im Faltboot durch ganz Deutschland, Bergtouren im Sommer wie Winter, Reisen in den Süden und zur See.


Die erwartete sofortige Einberufung zum Wehrdienst aber blieb aus. Dagegen erweiterten sich die mir von den Beschaffungsstellen der Wehrmacht und der Luftwaffe gestellten wehrwirtschaftlichen Aufgaben und Lieferungen für den Heeresnachschub und für den Wiederaufbau der besetzten Gebiete von Polen und Rußland. Bei ihrem Rückzug überließen die Russen den vordringenden deutschen Armeen nur ein Land der "verbrannten Erde".


Für den Wiederaufbau der besetzten Gebiete setzten die zentralen Beschaffungsstellen in Berlin mein Fachunternehmen für die Beschaffung der benötigten Eisenwaren und Baubeschläge ein. Um die Planung und Lieferung hierfür und für andere kriegswichtigen Bauten sicherzustellen, bewirkten die genannten militärischen Dienststellen meine Unabkömmlichkeitsstellung für den Wehrdienst.


Mein Wohnsitz war nun in Schöneiche bei Berlin, einer ruhig gelegenen Gartensiedlung am östlichen Stadtrand von Berlin, wo meine Schwiegereltern Römer zusammen mit ihren beiden Töchtern Gertrud und Hilde ein Zweifamilienhaus erbaut hatten. In dessen Obergeschoß richteten wir unser kleines, schönes Heim ein.


Eine besondere Führung des Schicksals war es, daß meine Frau Gertrud auf Empfehlung von Berufskollegen des Statistischen Reichsamtes für ihren fünfjährigen Sohn Hans-Joachim für die erste Zeit unserer Ehe ein Kinderheim in Kipsdorf gewählt hatte, also zu einer Zeit, in der wir noch keine Kenntnis des dortigen Aufenthaltes der Familie Bernhardt hatten. So ergab sich in den folgenden Jahren mehrmals die Notwendigkeit von Reisen nach Kipsdorf zum Besuch des Kindes dort oder zur Abholung in die Ferien daheim in Schöneiche. Bei jeder Reise von uns - allein oder zu zweit - durften wir die Herrschaften besuchen. Jedesmal durften wir die Güte des HERRN und die Fürsorge von Frau Maria für meine Frau erneut erleben. Bei jedem Besuch wurde aber auch der zunehmende Druck des Dunkels spürbarer, der auf dem HERRN irdisch lastete durch die Kriegsereignisse und die nationalsozialistischen Machthaber, die das Wirken des HERRN zur geistigen Hilfe für die Menschheit in der Endzeit und zu ihrer Rettung im Gericht zu verhindern suchten.


Im Gegensatz hierzu erinnerte sich der HERR bei anderen Gesprächen gern seines Aufenthaltes in New York und seiner dortigen Tätigkeit im Rahmen des Anwaltsbüros "Styx". Der HERR schilderte mir Ziel und Aufgabe dieser Arbeitsgemeinschaft dortiger Rechtsanwälte so: Menschen, die gegen die Staatsgesetze verstoßen hätten, sich eines Raubes oder anderer Gewaltverbrechen schuldig gemacht haben, konnten in den USA bei der Organisation Styx Selbstanzeige erstatten und waren damit dem Zugriff der Strafgerichte entzogen. Sie mußten bereit sein und sich verpflichten, alles in ihren Kräften stehende zur Wiedergutmachung des verschuldeten Schadens in Freiheit zu tun, um sich auf diese Weise wieder in die Gesellschaft einzugliedern.


Der HERR erwähnte dabei, er sei mit dem Polizeipräsidenten von New York befreundet gewesen und sie hätten gemeinsam an der Verwirklichung dieser Hilfe für straffällig gewordene Menschen im Sinne der Schöpfungsgesetze gearbeitet. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 dürfte die Organisation Styx beendet haben.

Gespräche gleichen Inhalts hat der Herr auch mit Herrn Oskar Ernst Winter und Fräulein Adele Clasen in Kipsdorf geführt, wie ich aus übereinstimmenden Erinnerungen von ihnen erfahren habe.


Der Name des aus der griechischen Mythologie bekannten Flusses "Styx" ist symbolhaft, bedeutete doch ein Trunk daraus für die Seelen der Verstorbenen in der Unterwelt "Vergessen", hier im Sinne des "Wiedergutmachens" zu verstehen.


Einige Male durfte ich den HERRN bei seinen täglichen Spaziergängen begleiten. Dabei stellte ich einmal die Frage an den HERRN, ob Hitler bei Beginn der Machtergreifung das Gute gewollt habe und erst im Laufe der Entwickelung durch den politischen Druck der Partei zum Bösen gedrängt worden sei? Der HERR blieb stehen, schaute mich mit einem prüfenden Blick an - wohl in Erwägung, ob Er mir die Frage offen beantworten dürfe - und sagte bestimmt:

 

"Hitler ist von Anfang an ein Werkzeug des Dunkels gewesen."


Bei unserem letzten Besuch in Kipsdorf im Sommer des Jahres 1941 durften meine Frau und ich den HERRN und Frau Maria bei einem Spaziergang in die Umgebung des Ortes begleiten. Frau Maria sprach von der Zukunft, in der die Herrschaften wieder auf dem Vomperberg leben würden, und sagte, Gertrud sollte dann in ihrer Nähe sein. Wir könnten im Waldhaus wohnen, da ich ja ein großer Naturfreund sei. Wie andere Kreuzträger solle ich meinen Beruf in München ausüben und über das Wochenende auf den Berg und zu der Familie kommen.


Anschließend blieben die Herrschaften auf einer kleinen Anhöhe stehen. Auf unsere Frage, ob für das Wohlergehen und die Gesundheit der Herrschaften eine Reise angeraten oder angebracht wäre, antwortete der HERR, Er wolle oder dürfe Kipsdorf nicht verlassen. Wohin er auf einer Reise käme, würde für den Ort oder die Gegend das Gericht vorzeitig durch eine Katastrophe ausgelöst werden. Dies wolle er den Menschen zu jetziger Zeit ersparen.


Bei diesen Worten des HERRN war Gertrud wankend einer Ohnmacht nahe. Frau Maria nahm sie liebevoll in den Arm und führte sie einige Schritte aus der Nähe des HERRN fort. Nach kurzer Zeit hatte sich Gertrud wieder erholt und Frau Maria brachte sie am Arm führend wieder zu uns. Dabei sprach Frau Maria leise etwa diese Worte zu mir: "Ihre Frau wurde von der Kraft Seiner Ausstrahlung völlig überwältigt und verlor das Bewußtsein. Ich glaube, sie hat den HERRN in Seiner geistigen Gestalt geschaut.


An die vorstehenden prophetischen Worte des HERRN möchte man bei dem späteren Schicksal der Stadt Dresden denken. Als nächstgelegene Großstadt zu Kipsdorf haben die Herrschaften gelegentlich Dresden besucht. Vier Jahre später, am 13. und 14. Februar 1945, wurde das einst weltbekannte Stadtbild von Dresden von britischen und amerikanischen Bombenverbänden vollständig vernichtet. Die Zerstörung und die Menschenverluste übertrafen alles, was sonst deutsche Städte im 2. Weltkrieg erlitten.


Kipsdorf war mit Dresden durch eine Kleinbahn verbunden. Im Winter 1940/1941 von Berlin kommend, mußte ich in Dresden nach eingetretener Dunkelheit in die Kleinbahn nach Kipsdorf umsteigen. Wegen der nächtlichen Luftangriffe durch feindliche Bombenflugzeuge war Deutschland ebenso wie das übrige Europa seit Kriegsausbruch während der Nächte streng verdunkelt. Während in den Zügen der Eisenbahnhauptstrecken noch blaue Richtlämpchen eine Orientierung in der Dunkelheit ermöglichten, fuhr die Kleinbahn ohne jede Beleuchtung. In dieser völligen Dunkelheit hörte ich während der Fahrt die Stimme des HERRN, Frau Maria's und Fräulein Irmingard's in leiser Unterhaltung. Bei der Ankunft in Kipsdorf stiegen wir aus dem gleichen Eisenbahnwagen aus. Bei sparsamster Beleuchtung auf dem verdunkelten Bahnhof begrüßte ich die Herrschaften und durfte sie auf dem Weg zum Schweizerhof in Ober-Kipsdorf begleiten. Der HERR und Fräulein Irmingard gingen voraus. Frau Maria und ich folgten im Gespräch.


Diese Begegnung mit dem HERRN in völliger irdischer Finsternis hat symbolhaft sich mir tief und unvergeßlich eingeprägt. Aus der Vollkommenheit des Lichtes kommend, konnte der HERR irdisch nicht tiefer in das Dunkel der Erde herabsteigen.


Unbeachtet von der Menschheit und übertönt von den Propagandareden der nationalsozialistischen Politiker und dem Waffenlärm des zweiten Weltkrieges vollzogen sich in diesen Lebensjahren des HERRN auf Erden Schicksalsstunden für die gesamte Menschheit. Dies erklärte mir der HERR mit einer bildhaften Darstellung des Gerichts-Geschehens für die Menschengeister. Nach göttlichem Willen sollte das Gericht für die Mehrzahl der Menschen die Befreiung von der Herrschaft des Dunkels und mit dem Beginn des Tausendjährigen Reiches ein Zeitalter des Friedens und des Glückes für die Menschen auf Erden im Zeitmaß schöpfungsgesetzmäßiger Entwicklung bringen. Durch den Widerstand des Dunkels, von dem sich die große Überzahl aller Menschen beherrschen lasse, würden die irdischen Auswirkungen des Gerichtes verzögert. Je größer die Macht des Dunkels auf der Erde sei, umso später, kürzer, aber auch umso vernichtender würden die Geschehen über die Menschheit hereinbrechen. Der End-Zeitpunkt des Gerichtes stehe unverrückbar fest. Bildhaft begleitete der HERR Seine Worte mit einer Bewegung Seiner Hände. Er hielt die geöffnete rechte Hand still vor sich als Zeichen des feststehenden End-Zeitpunktes des Gerichtes und bewegte die geöffnete linke Hand langsam auf die rechte Hand zu. So, wie sich der Zwischenraum zwischen der sich langsam bewegenden und der feststehenden Hand verkürzen würde, so würde sich der Zeitraum zwischen dem irdischen Beginn und dem feststehenden End-Zeitpunkt des Gerichtes verkürzen, in gleichem Ausmaß aber auch die Gewalt des Geschehens im Gericht erhöhen.


Einige Monate nach unserem letzten Besuch in Kipsdorf - es war der 6. Dezember 1941 - kam ich am Abend gegen 19 Uhr aus dem Geschäft nach Hause. Beim Öffnen der Haustür kam mir Gertrud in höchster innerer Erregung mit den Worten entgegen: "Es müsse etwas Furchtbares passiert sein. Sie spüre es, aber wisse nicht, was der Anlaß sei." Eine Stunde später erfuhren wir es durch den Anruf eines befreundeten Kreuzträgers, Otto Ernst Fritsch: Der HERR hatte heute die Erde verlassen.


Zur Beisetzung der irdischen Hülle des HERRN fuhren Gertrud und ich nach Bischofswerda. Wir waren frühzeitig in den Zug auf dem Anhalter-Bahnhof in Berlin eingestiegen. Aus dem Fenster schauend, sahen wir auf dem Bahnsteig viele bekannte Kreuzträger zum gleichen Zuge kommen, wohl in Schwarz gekleidet, aber wegen des politischen Verbotes der Zugehörigkeit zu der Gralsbewegung kein Zeichen des Sich-Kennens gebend. In Bischofswerda gingen wir durch die Stadt an dem Geburtshaus des HERRN vorüber zu dem alten Friedhof, der am Rande der Stadt auf einer kleinen Anhöhe gelegen ist. Die evangelische Friedhofs-Kirche schien von den Erbauern ahnend für diese Stunde des stillen Abschieds anstelle einer Gralshandlung gestaltet worden zu sein. Der rechteckige Innenraum ist überspannt von einer braun getönten Holzdecke, die von einem der Raumgröße entsprechenden, erhabenen gearbeiteten gleichschenkligen Kreuz in der Form des Gralskreuzes künstlerisch gestaltet ist. In weiterer Abweichung von der üblichen Raumgestaltung christlicher Kirchenräume war nirgends das Leidenskreuz mit dem gekreuzigten Gottessohn zu erblicken. Den Raum schmückte, aus Stein gestaltet, ein Altar, vor dem der schlichte Holzsarg mit der irdischen Hülle des HERRN aufgebahrt war. Wie bei den Andachten gewohnt, hatten die anwesenden Kreuzträger ihre Plätze frühzeitig vor dem Beginn der Feier eingenommen. Dann nahmen Frau Maria, Fräulein Irmingard, Herr Alexander, Herr und Frau Vollmann seitlich neben dem Altarraum auf der rechten Seite ihre Plätze ein. Unmittelbar vor Beginn der Trauerfeier öffnete sich noch einmal die Kirchentür und ein allen Unbekannter setzte sich als Einziger ganz vorn auf die leerstehende linke seitliche Sitzreihe. Unwillkürlich tauchte der Gedanke auf, der Fremde wäre ein Beobachter der Geheimen Staatspolizei. Dies klärte sich später jedoch harmlos auf. Der Unbekannte war ein Schulkamerad des HERRN in seiner Heimatstadt Bischofswerda.

 

Die Trauerfeier an diesem 11. Dezember 1941 wurde von einem jüngeren evangelischen Geistlichen im kirchlichen Rahmen gehalten.


Statt der üblichen Traueransprache sagte dieser einleitend, er verlese auf Wunsch der Gattin des Verstorbenen den folgenden Nachruf.


Wie bei den späteren Gralsbeisetzungen wurde das geistige Wirken des HERRN auf Erden und Seine Aufgabe, den Menschen das Licht der Wahrheit aus GOTT zu bringen, in schlichten Worten zum Ausdruck gebracht.


Die Menschen aber achteten Seiner Hilfe nicht und machten seinen Lebensweg auf Erden zu einem Leidensweg. Die Sehnsucht nach dem Eingehen in das Licht wurde in Ihm immer mächtiger, bis Ihn am 6. Dezember der Ruf Gottvaters erreichte.


Zutiefst erschütternd war für uns anwesende Kreuzträger der Augenblick, als Frau Maria nach den Worten des Geistlichen einige Schritte an den Sarg herantrat und mit einer unvergeßlichen liebevollen Armbewegung dem Schmerz des irdischen Abschiednehmens Ausdruck gab.


Der Sarg wurde hinausgetragen und in die Gruft auf dem Friedhof versenkt. Frau Maria trat als erste hinzu und ließ die Rosen aus ihrer Hand in das offene Grab fallen. Still und zutiefst erschüttert verließen wir den Friedhof.


Als wir von der Beisetzung in die Stadt Bischofswerda zurückkamen, dröhnten über den Marktplatz der Stadt die Lautsprecher die Nachricht, Deutschland habe am heutigen Tag den Vereinigten Staaten von Amerika den Krieg erklärt. Durch den Eintritt Amerikas in den zweiten Weltkrieg ging die Verdunkelung der Länder zum Schutz gegen feindliche Fliegerangriffe von Stund an über die ganze Erde - symbolhaft für die geistige Verdunkelung der Menschheit.


Damit zeichnete sich auch nach den militärischen Erfolgen der ersten Kriegsjahre die Wende des Krieges ab. Die Lasten der Bevölkerung wurden immer drückender, die Entbehrungen von Jahr zu Jahr größer, die Zahl der Toten und Verwundeten an den Fronten immer höher, die Opfer und die Zerstörung der deutschen Städte durch die Bombenangriffe immer grauenvoller bis zu dem bitteren Ende des "Totalen Krieges" mit der Kapitulation Deutschlands.


Das so stolz und anmaßend von Hitler verkündete "Tausendjährige Reich" hatte ein furchtbares Ende gefunden. Der in diesen Jahren von den Trabanten des Dunkels angerichtete Schaden für die geistige Entwicklung der gesamten Erden-Menschheit bleibt jedoch unermeßlich groß durch die Verhinderung der irdischen Mission des Gottgesandten, des Geistes der Wahrheit, durch die nationalsozialistischen Machthaber.


Am schwersten aber durch diese schicksalshafte Entwicklung ist das deutsche Volk als solches betroffen, nicht nur wegen seiner Opfer an Gut und Blut. Es hatte seine Aufgabe als geistig berufenes Volk nicht erkannt, auf die es durch hohe geistige Führung seit Jahrhunderten vorbereitet worden war.


Für diese Aufgabe in der Endzeit vor dem Gottesgericht auf Erden hat das deutsche Volk den verheißenen geistigen Führer erwartet, der es geistig vor dem Versagen und dem Sturz in dem Endgericht bewahren und erretten sollte. Statt dessen aber ist die herrschende Mehrheit des Volkes dem falschen Propheten nachgelaufen und gefolgt, der ihm irdisches Wohlergehen, Macht und Größe versprach, es aber in materielle Not und seelischen Niedergang führte. Mit dem geistigen Versagen hat das deutsche Volk seine geistige Berufung verloren, die nun auf die geistig gereiften Menschen deutscher Art in allen Völkern der Erde übergeht.


Ende der Niederschrift mit dem Rückblick auf den ersten Lebensabschnitt. Erinnerungen aus dem Gedächtnis an Hand zeitnaher Notizen in den Jahren 1980 - 1984.

 




Rückblick auf mein Leben; von Wilhelm Lichtenberg; 2. Teil

 

Wilhelm Lichtenberg

Zweiter Lebensabschnitt nach dem Erdentode Abd-ru-shin’s

 

Erinnerungen an die Begegnungen mit Frau Maria und den Aufbau der Gralsbewegung

unter ihrer Leitung

 

 1941 - 1957

 

 

In dem ersten Abschnitt meiner Lebenserinnerungen - ich bin am 13.2.1900 in Berlin geboren - habe ich den Verlauf meiner Jugend und der Ereignisse in Deutschland während der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis zu der Begegnung mit ABD-RU-SHIN in den Jahren 1936 bis 1941 geschildert. Deren Verlauf und schicksalhafte Bedeutung muß rückschauend als das Wirken der geistigen Führung erkannt werden.

 

Wer die Begegnung mit dem Gottgesandten selbst erlebt hat oder zu erahnen vermag, wird wissen oder verstehen, daß diese irdische Begegnung und das Erkennen Seiner Person als den vom Gottessohn Jesus verheißenen „Geist der Wahrheit“ das erschütterndste Erleben und Ereignis in diesem Erdenleben bedeutet. Die erste Niederschrift endete mit der Beisetzung der Erdenhülle des Menschensohnes in Seiner Geburtsstadt Bischofswerda am 11. Dezember 1941.

 

Wir Kreuzträger, die wir von Seinem Erdentode erfahren hatten, waren uns bewußt, daß die vorzeitige Rückkehr des HERRN in das Licht für die Erdenmenschheit einen unwiederbringlichen Verlust bedeutete. Ein Gefühl der Leere beschlich uns, für Wochen und Monate waren wir innerlich wie gelähmt. Das Dunkel schien auf Erden gesiegt zu haben.

 

Um so stärker fühlte sich der kleine Kreis der Versiegelten miteinander verbunden, die trotz des unfaßbaren irdischen Geschehens und trotz des bestehenden politischen Verbotes der Gralsbewegung den auf der Erde verbliebenen und weiter wirkenden Lichtgesandten des Trigones die Treue hielten.

 

Unsere ganze Hoffnung galt der Fortsetzung der Mission des HERRN auf Erden durch Frau Maria im Zusammenwirken mit Fräulein Irmingard, unterstützt von Herrn Alexander und Herrn und Frau Vollmann.

 

Nach der Haftentlassung des HERRN aus dem Polizeigefängnis in Innsbruck im August 1938 waren Herr Oskar Ernst Bernhardt und Frau Maria in Begleitung von Fräulein Irmingard und Herrn Alexander am 9. September 1938 nach Schlauroth, Kreis Görlitz, in Schlesien übersiedelt. Auf Betreiben des Jüngers Hellmuth Müller hatte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) dessen Landgut Schlauroth als Zwangsaufenthalt für den HERRN genehmigt.

 

Wegen der beengten Lebensumstände auf dem jahrhundertealten Rittergut Schlauroth hatte der Jünger Artur Giesecke, wohnhaft in Berlin, der Familie Bernhardt den „Schweizer Hof“ in Kipsdorf im Erzgebirge (Sachsen) zur Gänze als Wohnsitz angeboten und zur Verfügung gestellt. Dieser in Oberkipsdorf schön gelegene mehrstöckige Villenbau - in Verbindung mit einem landwirtschaftlichen Versuchsgut für biologische Düngung - war von der Gestapo als weiterer Zwangsaufenthalt für den HERRN genehmigt worden, so daß die Übersiedelung der Herrschaften nach Kipsdorf kurz nach dem Pfingstfest 1939 hatte erfolgen können.

 

Frau Maria und ihre Familie behielten zunächst diesen Wohnsitz. Die Geheime Staatspolizei nahm die Anweisung des Zwangsaufenthaltes in Kipsdorf nach dem Abscheiden des HERRN zurück und Frau Maria erhielt damit die Möglichkeit der freien Wahl eines künftigen Wohnsitzes.

 

Das Leben von Frau Maria, von Fräulein Irmingard und von Frau Vollmann wurde hierdurch wohl erleichtert, aber das Verbot der Gralsbewegung und jeder Betätigung im früheren Sinne blieb bis zum Ende der Hitler-Diktatur bestehen. Die briefliche und persönliche Verbindung einzelner Kreuzträger mit Frau Maria und untereinander konnte vorsichtig im geheimen ausgeweitet werden.

 

So erhielt ich im Frühjahr 1942 die Nachricht, Frau Maria und Fräulein Irmingard könnten Kipsdorf verlassen und planten die Übersiedlung in ein kleines Landhaus im Chiemgau, dem Alpenvorland im südlichsten Bayern. Im Juni 1942 war der Umzug von Frau Maria und ihren Angehörigen nach Westerbuchberg, einer bewaldeten Anhöhe südlich des Chiemsees, erfolgt. Das ruhig und schön gelegene Haus mit Garten, das durch Münchner Kreuzträger gefunden und angemietet werden konnte, sollte Frau Maria und ihrer Familie bis zum Kriegsende und bis zu ihrer Rückkehr in die Grals-Siedlung auf dem Vomperberg in Tirol Zuflucht und Schutz vor den Kriegsereignissen bieten.

 

Ende November 1942 erfuhr ich von einem Schreiben von Frau Maria, sie gedenke mit ihren Töchtern nach Dresden zu fahren, um am 6. Dezember am Grabe des HERRN auf dem Alten Friedhof in Bischofswerda weilen zu können.

 

In ihrem Heim in Westerbuchberg hatte Frau Maria fortan die unbeschränkte Möglichkeit, Besuche von Kreuzträgern zu empfangen, besonders auch von den Berufenen, die nach der Enteignung der Grals-Siedlung und ihrer Vertreibung aus Tirol in ihre Heimatländer, so auch in alle Teile Deutschlands zurückkehren mußten.

 

So erwarteten meine Frau Gertrud, geborene Römer, und ich ungeduldig die Zeit, bis wir zusammen mit unserem Sohn Hans-Joachim in den Schulferien des Sommers 1943 die Reise nach Bayern antreten konnten. Nach Aufnahme der Verbindung mit Frau Maria übernachteten wir in Übersee am Chiemsee, der Bahnstation für Westerbuchberg, und meldeten unseren Besuch für den nächsten Vormittag an. Nach längerem Fußweg an dem heißen Sommertag kamen wir in dem auf der Anhöhe gelegenen Landhaus an und wurden von Frau Maria und Fräulein Irmingard und Frau Marlies Vollmann herzlich empfangen. Wir wurden zum Mittagessen und zum Nachmittags-Kaffee eingeladen und durften die Räume des Hauses anschauen.

 

Frau Maria fragte nach unserem Ergehen und unseren Erlebnissen seit unserem letzten Besuch in Kipsdorf im Sommer 1941. Gertrud berichtete, wie sie im Verlauf des 6. Dezember 1941 von wachsender Unruhe und innerer Erregung ergriffen worden wäre und mich am Abend gegen 19 Uhr, als ich vom Geschäft nach Hause kam, schon in der Haustür mit den Worten empfangen hätte: „Es muß etwas Furchtbares geschehen sein. Ich spüre es, aber ich weiß nicht, was der Anlaß ist.“ Etwa eine Stunde später klingelte das Telefon und der seit Jahren mit mir befreundete Kreuzträger Otto Ernst Fritsch brachte uns die Nachricht, der HERR hätte heute in Kipsdorf Seine Erdenhülle verlassen und sei in das Licht zurückgekehrt.

 

Durch ihn erfuhren wir auch den Tag der Beisetzung in Bischofswerda.

 

In der Frühe des 11. Dezember bestiegen Gertrud und ich im Anhalter Bahnhof in Berlin den Zug nach dort. Aus dem Zugfenster schauend, sahen wir eine größere Zahl uns bekannter Kreuzträger in schwarzer Kleidung am Zuge entlanggehen, aber einander kein Zeichen des Sicherkennens gebend; denn die Gralsbewegung war ja von der Hitler-Diktatur verboten und verfolgt. Rechtzeitig in Bischofswerda angekommen, führte uns O. E. Fritsch durch die Stadt zu dem Geburtshause des HERRN und weiter zu dem Alten Friedhof, wo wir die unvergeßlichen Stunden der Beisetzung der Erdenhülle des HERRN miterleben und Frau Maria in Bischofswerda sehen konnten.

 

Ebenso ließ sich Frau Maria eingehend berichten, mit welchen Kreuzträgern wir die Verbindung aufrecht erhalten konnten und wie es denen erginge. Frau Maria nahm an dem Schicksal jedes einzelnen der Versiegelten teil und sagte teilnehmend, wir würden wohl wissen, daß die Familie Bouvier auch den zweiten Sohn auf dem Schlachtfeld hätte opfern müssen.

 

Über meine berufliche Tätigkeit von Frau Maria befragt, berichtete ich, meine Eisenwaren- und Baubeschlag-Großhandlung wäre von den maßgeblichen Dienststellen als „kriegswirtschaftlich wichtig“ anerkannt als Zulieferant für Bauvorhaben von Regierung, Heer, Luftwaffe und Partei. Dies lasse meine weitere „UK-Stellung“ (Unabkömmlichkeit in der Kriegswirtschaft) als Leiter des Unternehmens und damit die Befreiung von dem Militärdienst mit der Waffe erwarten. Durch diese zivile Dienstverpflichtung von mir und ebenso von Gertrud als Sekretärin in dem Statistischen Reichsamt in Berlin könnten wir zusammen in der Familie in unserem Hause am Stadtrande von Berlin die Kriegszeit verhältnismäßig gut ertragen.

 

Im Laufe der Gespräche berichtete Frau Maria erfreut, daß Lucien und Lieselotte Siffrid, das Ehepaar Grégoire und Herr Hans von der Crone bei ihr zu Besuch in Westerbuchberg gewesen waren und wie schön das Zusammensein mit den Jüngern des HERRN gewesen sei. Während unserer Gespräche wurde Hans-Joachim mit Kinderspielen beschäftigt. So verging der Tag schnell, bis wir uns gegen Abend verabschiedeten, begleitet von guten Wünschen und der Hoffnung, unseren Besuch im nächsten Jahr wiederholen zu können.

 

Während wir als Familie Lichtenberg die Schulferien des Jahres 1943 noch mit einer gemeinsamen Reise nach Bayern und Österreich verleben konnten, tobten die Kämpfe an allen Fronten im Osten, Westen, Süden und zur See immer heftiger.

 

Seit dem Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika am 11. Dezember 1941 - dem Tag der Beisetzung der Erdenhülle des HERRN in Bischofswerda - hatte sich das Kräfteverhältnis der militärischen und wirtschaftlichen Stärke der kriegführenden Staaten weitgehend zugunsten der alliierten Westmächte und Rußlands verändert. Im Laufe des Jahres 1942 brach die deutsche Ostfront vor dem Ansturm der russischen Armeen zusammen. Mit der Kapitulation der deutschen Armee in Stalingrad am 31. Januar 1943 zeichnete sich die militärische Niederlage Deutschlands immer deutlicher ab.

 

Unter der ständig wachsenden Überlegenheit der feindlichen Luftstreitkräfte der Alliierten hatte in diesen Monaten und in den folgenden Kriegsjahren besonders die Zivilbevölkerung zu leiden. Nach der Zerstörung der Stadt Köln am Rhein durch die Bombengeschwader wurde nun auch die Stadt Hamburg zum großen Teil durch Bomben und ausbrechende Brände zerstört.

 

An die Kreuzträgerin Adele Clasen, die die tagelangen schweren Luftangriffe in Hamburg miterlebt hatte, schrieb Frau Maria Ende August 1943: „Nun Sie waren ja beschützt, doch das Grauenvolle hat Sie sicher sehr beeindruckt. Sicher sind auch da viele Kinder zu Waisen geworden. Ich will einem solchen, ungefähr ½ Jahr alt, bei uns eine neue Heimat geben.“

 

Im Januar 1944 konnten meine Frau Gertrud und ich Frau Maria nochmals in Westerbuchberg besuchen. Inzwischen hatte Frau Maria „Marga“ als Kleinkind im Hause aufgenommen, das von Fräulein Irmingard in mütterlicher Fürsorge betreut wurde. Wir freuten uns, die Hohen Frauen wohlauf anzutreffen. Die Aufnahme des Kindes in die Familie brachte offensichtlich allen Freude und eine in die Zukunft weisende Aufgabe. Das Haus, die Küche und der Garten wurden von Frau Wagner und anderen Kreuzträgerinnen versorgt.

 

Im Laufe des Gespräches mit meiner Frau Gertrud und mir machte Frau Maria die Bemerkung zu uns: „Sie kommen wenigstens einmal im Jahr nach Westerbuchberg.“ Aus diesen Worten von Frau Maria war zu entnehmen, daß Frau Maria die persönliche Verbindung mit den Versiegelten begrüßte, ja erwartete. So waren wir froh und dankbar, trotz aller kriegsbedingten Reisebeschränkungen und Schwierigkeiten, die Möglichkeit zu dem Besuch bei Frau Maria gehabt zu haben. Es sollte unser letzter Besuch in Westerbuchberg gewesen sein.

 

Die Gespräche und unsere Eindrücke zeigten auch, welche Versorgungsschwierigkeiten Frau Maria, Fräulein Irmingard und Frau Vollmann für alle persönlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens hatten.

 

Durch die Aufnahme des Kleinkindes Marga waren die Damen vor eine in den Kriegszeiten besonders schwere und in Friedenszeiten kaum vorstellbare schwere Aufgabe gestellt bei der Beschaffung des notwendigsten täglichen Bedarfes. Einzelne Kreuzträgerinnen strickten für das Kind Kleidungsstücke, Käppchen und Handschuhe.

 

Bei dem Besuch hatte meine Frau beobachtet, daß für das Kind eine Baby-Waage fehlte, die aber im Rahmen der Kriegswirtschaft ohne einen von einer Behörde ausgestellten „Eisenbezugsschein“ nicht zu kaufen war. Für mich als Eisenwarenhändler bestand die Möglichkeit, eine solche zu besorgen und nach Westerbuchberg zu schicken. Um einer späteren Zeit einen Einblick in die Entbehrungen der deutschen Bevölkerung und den Mangel an den notwendigsten Dingen des täglichen Lebens in den Kriegsjahren zu geben, lasse ich den Wortlaut eines Briefes von Frau Maria folgen:

 

                                                                                               Westerbuchberg, 13.3.1944

Lieber Herr Lichtenberg!

Gestern kam die Baby-Waage an. Wir alle danken Ihnen herzlich für die Besorgung. Ich bitte um die Rechnung. Wie schön ist doch die Waage und wie zweckentsprechend.

Täglich freuen wir uns erneut über unser Sonnenscheinchen. Wie sehr würde ich es Ihrer Frau wünschen, auch ein Kindchen zu haben.

Haben Sie viel unter den Angriffen zu leiden? Von uns allen herzliche Grüße von

                                                                                               Ihrer Frau Maria.

 

Ebenso erfreut war Frau Maria über den Empfang einiger Postpakete mit Nägeln und anderen Eisenwaren, die von ihr als „Schätze“ und „Waren mit Seltenheitswert“ bezeichnet wurden.

 

In einem Schreiben aus Westerbuchberg vom 25. August 1944 brachte Frau Maria den Druck des „Totalen Krieges“, der auf uns allen lastete, mit den Worten zum Ausdruck: „Was wird nur noch werden, man ersehnt das Ende des Krieges, doch sieht es gar nicht so aus.“ Aber dann schreibt Frau Maria weiter: „Marga beginnt allein zu laufen, oft hat sie es sehr eilig und purzelt dann über die eigenen Füßchen. - Die Arbeit wird täglich mehr und man weiß nicht, was uns der totalste Einsatz bringt. - Wann werden wir uns mal in Ruhe und Frieden sehen können?“

 

In Briefen von November 1944 hörten wir von Frau Maria: „Wir sitzen hier in Schnee und Eis und sehr wenig Heizungsmaterial, wie wohl alle Menschen.“ und später: „Bei uns geht das Leben seinen alten Trott weiter: Arbeiten, hoffen und nicht verzagen. - Nun sind es 3 Jahre schon her, daß wir ohne meinen Mann leben müssen, mir ist es, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Irmingard erscheint es endlos lange. - Wann wird Sie Ihr Weg mal wieder hier vorbeiführen?“

 

Eine Reise von Berlin nach Westerbuchberg im südlichen Bayern war in dieser Phase des Totalen Krieges zur Unmöglichkeit geworden. Die Jagd- und Tiefflieger sowie die Bombengeschwader der Amerikaner und Engländer beherrschten den gesamten deutschen Luftraum und legten den Bahn- und Straßenverkehr bei Tage weitgehend lahm. Im Dezember 1944 konzentrierten die alliierten Feindmächte ihre Luftangriffe auf die Reichshauptstadt Berlin. Über 4 und mehr Wochen lang erfolgten täglich bei Tage und bei Nacht schwerste Luftangriffe mit Abwürfen von Spreng-, Phosphor- und Brand-Bomben sowie Luftminen auf das dicht bewohnte Stadtgebiet von Berlin.

 

Durch die Zerstörung der Eisenbahnanlagen und die Beschädigung der Häuser war die Aufrechterhaltung meiner Betriebsaufgaben in Berlin nur noch beschränkt auf den Stadtbereich möglich. Zur Weiterführung meiner Lieferungen für die notwendigste Instandsetzung bombengeschädigter Produktionsbetriebe und Gebäude erhielt ich den Verlagerungsbefehl für einen Teilbetrieb nach Pegau in Sachsen auf das Werksgelände der Sächsischen Schloßfabrik Schlegel und Lichtenberger, meines Hauptlieferwerkes, nach dem Ausfall der westfälischen Werke.

 

In der Durchführung der Teilverlagerung pendelte ich zwischen den beiden Betriebsstätten und konnte von dem Ausweichbetrieb in Pegau in diesen Wochen die noch unversehrte Stadt Bischofswerda und das Grab des HERRN auf dem Alten Friedhof besuchen. Dies berichtete ich Frau Maria in meinem Brief zum Weihnachtsfest, worauf Frau Maria im Schreiben vom 3. Januar 1945 erwiderte: „Wie freut es mich, daß Sie in Bischofswerda weilen konnten. Lange ist es her, daß wir dort sein konnten und wann wird es wohl wieder einmal sein?“

 

Fast gleichzeitig, am 9. Januar 1945, schrieb Fräulein Irmingard an die Kreuzträgerin Adele Clasen nach Dillingen an der Donau, wo sie in dem dortigen Lazarett als Krankengymnastin tätig war: „Hoffentlich haben Sie in Dillingen nicht zu sehr unter den Fliegern zu leiden. München ist ja jetzt wieder so schwer getroffen worden. Wir sahen von hier das Feuer und die Leuchtkugeln. Unsere Gegend wird ja oft überflogen, auch von Tieffliegern, was besonders unangenehm ist. - Sonst sind wir aber alle wohlauf. Marga ist unser aller Liebling. - Augenblicklich haben wir viel Schnee und Kälte. - Hoffentlich erfüllt 1945 unsere Wünsche.“

 

Diese und unser aller Wünsche galten der Beendigung des Krieges und der Opfer und Leiden der Völker durch Feuer und Schwert, durch Hunger und Mord.

 

Am 7. Februar 1945 bestätigte Frau Maria mit einem Schreiben an mich nach Berlin den Empfang meines Weihnachts-Postpaketes mit Nägeln verschiedener Größe und anderer Eisenwaren mit den Worten: „Gestern kam Ihr liebes Paket an, 6 Wochen Reisedauer ist doch ganz zeitgemäß. - Wie mag es Ihnen bei den schweren und vielen Angriffen ergehen? Uns geht es zur Zeit noch gut. Die Russen sind ja für Sie in eine recht unangenehme Nähe gekommen, auch für meine 89 Jahre alte Mutter in Dresden. Ich lud sie ein, zu uns zu kommen, doch sie scheut die Reise und will in Dresden bleiben. - Die Briefe, die mich jetzt erreichen, sind voll von Not, Leid, Klagen, ja voll von Verzweiflung. - Wie lange noch?“

 

Eine Woche nach dem Datum dieses Handschreibens von Frau Maria erfolgte die Zerstörung der Stadt Dresden. Das Lexikon „Der Neue Brockhaus“ (1973) berichtet darüber: „Das einmal weltbekannte Stadtbild von Dresden wurde am 13./14.2.1945 durch britische und amerikanische Bomberverbände vollständig vernichtet. Die Zerstörung (über 12.000 Gebäude mit 80.000 Wohnungen, Trümmerfeld auf 3 km Länge nach Osten hin) übertraf alles, was sonst deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg erlitten. Die Zahl der Opfer in der mit schlesischen Flüchtlingen überschwemmten Stadt wird (nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes) auf 60.000 geschätzt.“ - Am 8.5.1945 wurde Dresden von der Sowjetarmee besetzt.

 

Aber nicht nur aus Dresden, sondern aus vielen deutschen Städten kamen die Schreckens-Nachrichten von schweren Bombenangriffen bei Tag und bei Nacht. Auch von den Fronten des Kriegsgeschehens, das sich bereits im Osten und im Westen auf deutschem Heimatboden abspielte, brachten die Heeresberichte nur noch Nachrichten von Rückzugsgefechten und dem unaufhaltsamen Vormarsch der überlegenen feindlichen Armeen.

 

Nach schweren Kämpfen und dem Einmarsch der russischen Armeen in Ost- und Westpreußen steigerten sich die Schreckens-Berichte von der Flucht der dortigen deutschen Bevölkerung und von dem Wüten der russischen Soldateska in den eroberten Gebieten. Die meisten der in ihrer Heimat zurückbleibenden Deutschen wurden niedergemetzelt oder verschleppt. Bei Schnee und grimmiger Kälte zogen die Flüchtlingstrecks im Fußmarsch oder mit Pferd und Wagen nach Westen. Kleinkinder erfroren in den Armen ihrer Mütter. Russische Panzer überrollten bei ihrem schnelleren Vormarsch Mensch und Tier auf den verstopften Landstraßen.

 

Nach Empfang des Briefes von Frau Maria am 7. Februar 1945 aus Westerbuchberg brach meine Schriftverbindung und damit die letzte Verbindung mit Frau Maria ab. Die Postverbindungen innerhalb Deutschlands brachen zusammen. Erst 4 Monate später, im Juni 1945, nach der Kapitulation Hitler-Deutschlands am 8. Mai 1945, erreichte mich über befreundete Kreuzträger eine erste Nachricht von Frau Maria.

 

In diesen letzten 4 Monaten des Zweiten Weltkrieges brach die Furchtbarkeit des von dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels proklamierten „Totalen Krieges“ über die Bevölkerung von ganz Deutschland herein.

 

Nach dem Durchbruch durch die deutschen Verteidigungslinien an dem Westufer des Oder-Stromes setzten die siegreichen russischen Armeen ihren Vormarsch auf die Reichshauptstadt Berlin fort, das auf den Wahnsinns-Befehl Hitlers aufs äußerste und ohne Rücksicht auf Verluste verteidigt werden sollte. Am Ostrand der Stadt, im Bereich unseres Wohnortes Schöneiche wurden Gefechtsstellungen ausgehoben und Flak-Geschütze (Flieger-Abwehr-Kanonen) zur Abwehr anrollender Panzer in Stellung gebracht.

 

Vor den zu erwartenden Kämpfen mußte meine Frau Gertrud Berlin verlassen. Ein von mir für sie und Hans-Joachim vorbereitetes Ausweichquartier in der Rhön in Mitteldeutschland schlug sie mit den Worten aus, ich könne tun, was ich wolle, sie ginge keinen Schritt von meiner Seite. So entschlossen wir uns, in den nächsten Tagen Haus und Wohnung zu verlassen und gemeinsam nach Pegau in Sachsen zu gehen, um so den unmittelbaren Kriegsschrecken auszuweichen.

 

Die Eisenbahnfahrt nach dort mit unserem achtjährigen Sohn und dem Fluchtgepäck gestaltete sich zu einem Abenteuer. Bereits die Abfahrt aus Berlin verzögerte sich wegen andauerndem Fliegeralarm um Stunden, immer wieder mußte die Fahrt unterbrochen werden. Aber wir hatten das Glück, nicht von Fliegern angegriffen und beschossen zu werden. Wir übernachteten im Zuge und erreichten Pegau gegen Mittag des folgenden Tages, dem 1. März 1945. (Normale Eisenbahn-Fahrzeit 2 - 3 Stunden)

 

Mein Geschäftsfreund Dr. Werner Schlegel, Inhaber und Leiter der Sächsischen Schloßfabrik Schlegel & Lichtenberger, stellte uns zwei Zimmer seines Wohnhauses zur Verfügung, das auf dem Werksgelände gelegen war. In Zusammenarbeit mit ihm nahm ich sofort meine Liefertätigkeit für das oft durch Fliegerangriffe beschädigte Treibstoffwerk Leuna auf.

 

Während meiner Geschäftsverhandlungen mit der Bauleitung der Leuna-Werke am 17. März 1945 erfolgte ein Großangriff amerikanischer Bombengeschwader auf das Treibstoff-Werk Leuna, den ich in dem Luftschutzbunker des Werkes erlebte. Durch die Lautsprecheranlage konnte ich den Verlauf des Luftangriffes verfolgen und hörte als letzte Durchsage: „Die Bomberverbände haben abgedreht, aber noch nicht alle Bomben abgeworfen. Es ist weiter Vorsicht geboten.“

 

Am Abend bei Dunkelheit kam ich nach Pegau zurück und fand an der Stelle unseres Wohnhauses einen Schuttkegel vor. Ich erfuhr, auf dem Rückflug hätten die Flugzeuge die letzten Bomben über Pegau abgeworfen. Unser Wohnhaus wurde getroffen. Das dreigeschossige Haus und der Luftschutzraum im Keller waren zusammengestürzt und hatten Gertrud und Hans-Joachim unter sich begraben. Nach dreitägiger Arbeit konnte die Rettungsmannschaft die sterblichen Reste bergen. Am 23. März erfolgte die gemeinsame Beisetzung der Opfer des Luftangriffes auf dem Friedhof in Pegau.

 

Wenige Wochen danach eroberten die Amerikaner das Land Sachsen und besetzten Pegau. Mit der Kapitulation Hitler-Deutschlands trat am 8. Mai 1945 der Waffenstillstand ein. Anfang Juni bestätigten sich die Gerüchte, die Amerikaner würden das Land Sachsen den Russen im Austausch gegen West-Berlin überlassen. Um nicht in der Russischen Besatzungszone zu verbleiben, trat ich die Flucht mit dem Fahrrad nach dem Westen an mit dem Ziel der Stadt Hagen in Westfalen, wo ich durch die Vermittlung von Herrn Hans von der Crone bei der Familie des Pfarrers Erich Wendland im evangelischen Pfarrhaus als Flüchtling aufgenommen wurde.

 

Monate nach Kriegsende erreichten mich hier Worte von Frau Maria, die sie am 11. Juni 1945 in Westerbuchberg an eine Kreuzträgerin geschrieben hatte und die an mich weitergeleitet werden konnten: „Sehr nahe geht mir der Heimgang von Frau Lichtenberg, große Hoffnung hatte ich auf sie gesetzt zum erneuten Aufbau. Wie mag es Herrn Lichtenberg gehen, wo ist er?“

 

Glücklicherweise war Frau Maria zusammen mit ihren Angehörigen in Westerbuchberg, im südlichsten Teil von Oberbayern, von den unmittelbaren Schrecken des Krieges verschont geblieben, da der Waffenstillstand eintrat, bevor die amerikanischen Armeen den Chiemgau erreicht hatten. Auch in den letzten Kriegsmonaten hatten Frau Maria und Fräulein Irmingard die Verbindung mit den in Oberbayern wohnenden Kreuzträgern durch die Post und persönlich aufrecht erhalten können. So erfolgte mit einem Schreiben von Frau Maria vom 20. März 1945 eine Einladung an Adele Clasen für die Osterfeiertage nach Westerbuchberg. Auch während der anschließenden Zeit der amerikanischen Besatzung Bayerns konnte Adele Clasen von Tegernsee aus, wo sie nun im Lazarett für die Versehrten-Fürsorge tätig war, ihre Besuche in Westerbuchberg mehrmals wiederholen, wenn auch unter großen Beschwernissen und nach stundenlangen Fahrten mit dem Fahrrad.

 

Anfang August 1945 bei einem Besuch von Adele Clasen in Westerbuchberg stellte Frau Maria die Frage: „Wann werden wir auf den Vomperberg zurückkehren können?`“ Aus innerer Eingebung darauf die Antwort: „Zum Geburtstag von Fräulein Irmingard.“ Danach rief Frau Maria: „Hörst Du, Irmingard! Fräulein Clasen sagt, in wenigen Wochen zu Deinem Geburtstag werden wir wieder in Tirol sein.“ Nach Rückgabe der Siedlung an die rechtmäßige Eigentümerin Frau Maria Bernhardt durch die amerikanische und die französische Besatzungsmacht konnten Frau Maria und Fräulein Irmingard am 3. September 1945 auf den Vomperberg zurückkehren.

 

Die Nachricht von der Rückgabe der Grals-Siedlung und damit auch der Aufhebung des Verbotes der Gralsbewegung durch die Besatzungsmächte erreichte uns Kreuzträger auch in Hagen in Westfalen, trotz der noch immer bestehenden Postsperre zwischen dem wieder eigenstaatlich gewordenen Österreich und den vier Besatzungszonen in Deutschland. In Hagen hatte sich unter der Leitung des Apostels Hans von der Crone, der 1938 nach der Enteignung der Grals-Siedlung mit seiner Familie aus Tirol ausgewiesen wurde und in seine Heimat Westfalen zurücksiedeln mußte, eine lose Gemeinschaft der „Leser der Gralsbotschaft“ gebildet.

 

Um die Verbindung von unserer Gruppe zu Frau Maria und damit zu der Grals-Verwaltung Vomperberg 6 Monate nach dem Kriegsende wieder zu ermöglichen, trat ich Ende September 1945 das Abenteuer einer Reise nach Tirol an. Der Personenverkehr der Eisenbahn in der englischen Besatzungszone ruhte noch seit dem Ende des Krieges, mit Ausnahme weniger Lokalzüge. Kraftfahrzeuge fuhren nur für die Zwecke der Militärverwaltungen der Siegerstaaten. Die einzige Fahrmöglichkeit von Westfalen nach dem Süden waren die Kohlenzüge der britischen Militärverwaltung aus den westfälischen Kohlenrevieren in die amerikanische Besatzungszone von Mittel- und Süddeutschland. Die Kohlenzüge wurden auf einem Güterbahnhof in Hagen zusammengestellt. Dort kletterte ich bei Anbruch der Nacht auf die offene Lore eines zur Abfahrt bereitstehenden Kohlenzuges und fuhr bei leichtem Regen unbehelligt durch die englische Zone, bis am Morgen die Fahrt auf einem Güterbahnhof der amerikanischen Besatzungszone endete. Hier fand ich bei Tage einen zur Abfahrt bereitstehenden Güterzug in Richtung nach Süd-Westen. Auf den offenen Güterwaggons hockten bereits andere blinde Passagiere. Ich kletterte auf einen mit schweren Eisenträgern beladenen Waggon. Auf der kurvenreichen Strecke durch das Maintal klammerten wir uns in jeder Kurve an die Eisenträger, um nicht bei der schnellen Fahrt vom Waggon heruntergeschleudert zu werden. So ging die Fahrt weiter bis in die französische Besatzungszone nach Baden-Baden, dem Sitz der Französischen Militärverwaltung in Deutschland.

 

Um legal nach Tirol einreisen zu können, das ebenfalls zur französischen Besatzungszone von Österreich gehörte, bemühte ich mich 3 Tage lang in dem Amtssitz des Französischen Hochkommissars um die Ausstellung eines „Laisser-passer“ für die Einreise nach Tirol. Dreimal wurde ich von dem Adjutanten im Vorzimmer abgewiesen, allein schon auf Grund der Tatsache, daß ich noch nicht „entnazifiziert“ wäre, was ja nur von den Dienststellen meines Heimatortes erfolgen könnte. Am 3. Tag verlangte ich von dem Offizier, bei seinem Chef vorgelassen zu werden. Dies geschah und ich konnte dem Hochkommissar den Zweck und das Ziel meiner Reise darstellen, die Grals-Siedlung Vomperberg in Tirol, von Hitler beim Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich beschlagnahmt und jetzt von der Französischen Militärverwaltung an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Der Hochkommissar rief den Adjutanten zu sich und gab ihm die Anweisung in meiner Gegenwart, mir den „Laisser-passer“ nach Tirol auszustellen und ebenso meine Entnazifizierung zu bestätigen. Dies war mir aus dem Grunde wichtig, um sicher zu sein, daß Frau Maria bei meinem Aufenthalt in der Grals-Siedlung keine Unannehmlichkeiten mit der dortigen Militärverwaltung bekommen könne.

 

Die Einreise nach Tirol stand mir damit offen, aber nun galt es, die mir von zahlreichen Kreuzträgern aus Hagen, Hohenlimburg, Münster, Hamburg u. a. m. für Frau Maria mitgegebene Post entgegen der von den alliierten Militärverwaltungen verhängten und bei Übertretung mit schweren Strafen belegten Postsperre möglichst sicher über die Grenze zu bringen. Da mir die Verhältnisse an dem nächst gelegenen Grenzübergang Lindau nicht bekannt waren, entschloß ich mich, zuerst nach München weiter zu reisen, mir dort von Kreuzträgern über die Lage an der Grenze berichten zu lassen und über die mir bekannten Grenzorte Kiefersfelden/Kufstein nach Tirol einzureisen.

 

In den amerikanischen und französischen Besatzungszonen verkehrten schon mehr Personenzüge und ich erreichte in den nächsten Tagen München und erhielt von meinen Bekannten die erbetenen Auskünfte. Bei der Bahnfahrt nach Kufstein traf ich einen Studenten, der schwarz über die Grenze gehen wollte und Weg und Möglichkeiten gut kannte. Ich schloß mich ihm an. Wir gingen von Kiefersfelden beim Hechtsee über die grüne Grenze und kamen so ohne Paßkontrolle nach Tirol und Kufstein.

 

Zu meiner Enttäuschung erfuhr ich am Bahnhof, daß die Eisenbahnverbindung nach Innsbruck seit den letzten Wochen des Krieges unterbrochen war und der Zug nur bis zu dem Bahnhof Brixlegg pendeln konnte. Um den Vormarsch der Amerikaner aufzuhalten oder zu verzögern, hatten die deutschen Verteidiger bei den Rückzugsgefechten die Eisenbahnbrücke über den Inn in der Mitte gesprengt. So lagen seitdem die beiden Brückenteile schräg in der Mitte des Flußbettes, während am Ufer die beiden Teile noch in ihren Lagern ruhten.

 

Um das andere Ufer zu Fuß erreichen zu können, hatte man dicke Holzbohlen schwimmend auf dem stark strömenden Fluß mit starken Eisendrähten an der Eisenkonstruktion der Brücke befestigt. An dieser Halt suchend, mußte man über die schwankenden Bretter an das andere Ufer balancieren.

 

Dort konnte die Fahrt mit der Eisenbahn weitergehen. Am Nachmittag traf ich nach etwa zehntägiger Reise in Schwaz ein. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg nach Vomp und auf den Vomperberg und erreichte die Grals-Siedlung bei eintretender Dunkelheit. Da erst wenige Bewohner in die Siedlung zurückgekehrt waren, wurde der Pförtnerdienst von Herrn Herbert Vollmann versehen, der mich begrüßte, mich bei Frau Maria im Herrschaftshaus meldete und die Antwort erhielt: „Der Lichtenberg soll wie er geht und steht heraufkommen.“ Mit langem Fahrrad-Umhang und Lodenhut, regennaß, mit festen Stiefeln und Rucksack stand ich vor Frau Maria und wurde herzlich von ihr begrüßt. Nach kurzem Gespräch erhielt ich Quartier im Reihenhaus und wurde in den nächsten Tagen aus der Küche der Familie versorgt, da noch kein Gästebetrieb wieder bestand.

 

Am nächsten Morgen übergab ich Frau Maria die Post, die ich im Brustbeutel fast 2 Wochen mit mir getragen hatte. Nach der politischen Trennung Österreichs von Deutschland und der Rückgabe der Grals-Siedlung an die Familie Bernhardt war ich der erste nach dem Kriege, der aus Deutschland zum Vomperberg gekommen ist und die erste Post - und damit die ersten Lebenszeichen von Kreuzträgern aus West- und Norddeutschland - über die Grenze zu Frau Maria brachte. In den nächsten Tagen mußte ich Frau Maria ausführlich von allem berichten, was sich in West- und Norddeutschland seit Kriegsende ereignet hatte, besonders von den Schicksalen der einzelnen Kreuzträger, die die Kriegswirren überlebt oder bei den Kämpfen und Bombenangriffen den Tod gefunden hatten.

 

Während meines Aufenthaltes von etwa einer Woche in der Grals-Siedlung - also wenige Wochen nach der Rückgabe derselben an die rechtmäßige Eigentümerin Frau Maria - waren mehrfache Verhandlungen mit Dienststellen der Französischen Militärverwaltung zu führen. So fuhren Frau Maria und Herr Vollmann nach Kufstein. Zu meiner Freude durfte ich die Autofahrt neben Frau Maria sitzend miterleben. Bei klarem Wetter, im Anblick der steilen Felswände des „Wilden Kaisers“ äußerte Frau Maria: „Viele der hier tödlich abgestürzten Bergsteiger seien feinstofflich noch an das Gebirge gebunden, kletterten immer wieder durch die Felsen zu den Gipfeln, stürzten wiederum ab und begännen den Aufstieg durch die Felswände von Neuem.“

 

Es war am Nachmittag des 11. Oktobers 1945, als Frau Maria in der Siedlung das Gespräch mit mir mit den Worten begann: „Ich habe selten so lange gebraucht, um mir über einen Todesfall klarzuwerden wie bei Ihrer Frau. Was haben Sie von dem Sohn Ihrer Frau gehalten?“ (Hans-Joachim wurde im Alter von 4 Jahren von Gertrud Römer mit in unsere Ehe gebracht und einbenannt.) Meine Antwort: „Ich habe ihn sehr geliebt, wie ich ein eigenes Kind nicht mehr lieben könnte.“ Darauf Frau Maria: „Ich habe bei dem Jungen den Eindruck gehabt, daß in ihm das Dunkel des Vaters neben dem Lichten Ihrer Frau verkörpert war. Das Dunkel von seiten des Vaters hätte sich in späteren Jahren verstärken können und hätte Ihre Frau leicht mit dem Dunkel erneut verbinden können; denn sie hat ihren Sohn doch sehr geliebt. Dies hätte ihr auch Kummer gebracht, der ihr so erspart geblieben ist. Ihre Frau war zur Zeit ihres Weitergehens so rein und vom Dunkel gelöst, daß sie unmittelbar aufsteigen konnte.“

 

Frau Maria fuhr fort: „Mein Mann und ich haben des öfteren davon gesprochen, daß Ihre Frau bei uns auf dem Berge leben sollte. Nach früheren Erfahrungen bei Ehen anderer Kreuzträger wollte mein Mann nicht, daß Sie beide dauernd voneinander getrennt lebten. Er meinte, Sie könnten Ihr Geschäft nach München verlegen. Ihre Frau könnte dann immer einige Wochen bei Ihnen in München sein und Sie könnten von München auch häufiger und leichter auf den Berg kommen.

 

Für Ihre Frau und Sie hatte ich das Waldhaus vorgesehen. Dort hätten Sie für sich leben können und ich glaubte, es würde auch Ihnen als Naturfreund gefallen.“

 

Frau Maria fuhr im Gespräch fort: „In den letzten Monaten unseres Aufenthaltes auf dem Vomperberg in Tirol (bis 12. März 1938, dem Tag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht in Österreich und der Verhaftung des HERRN durch die motorisierte ‘SS’ = Schutzstaffeln der NSDAP) war mein Mann dort besonders gern. Er suchte dort die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Er arbeitete zuletzt mit Irmingard am liebsten im Waldhaus. Wir versorgten uns dort zu einzelnen Mahlzeiten selbst. Nach einiger Zeit kamen jedoch immer mehr Besucher dorthin, auch zum Nachmittags-Kaffee, so daß mein Mann auch dort weniger zum Arbeiten kam.“

 

Dieses Gespräch und die Güte von Frau Maria waren mir fortan Trost und linderten den Schmerz über den Verlust meiner Frau Gertrud und des Kindes.

 

Einige Tage später, am 15. Oktober 1945, hatten Frau Maria und Herr Vollmann eine Verhandlung in der Hofburg in Innsbruck mit Dienststellen der dortigen Französischen Militärverwaltung. Wiederum durfte ich im Wagen mitfahren. In der Frühe des Tages, als die ersten Sonnenstrahlen die schneebedeckten Bergketten anstrahlten, fuhren wir den Vomperberg hinunter. In der Klarheit des Herbstes hatte die Laubfärbung ihren Höhepunkt erreicht und Frau Maria machte auf ihre besondere Schönheit und das Leuchten der Farben aufmerksam.

 

Während der Fahrt fragte ich, ob sich Frau Maria des letzten Besuches von meiner Frau und mir in Kipsdorf während der Pfingstfeiertage 1941 erinnere. Frau Maria: „Ja, ich erinnere mich wohl. Es war an dem Tag, an dem wir von der Reise nach Kissingen sprachen. Als der HERR nach dem Nachmittags-Kaffee zu uns in den Garten trat, empfand Ihre Frau seine Ausstrahlung so stark, daß sie von deren Kraft völlig überwältigt wurde und ich sie in meinen Arm nahm, wobei sich ihre überwältigenden Empfindungen in einem Tränenstrom lösten. Ich glaube, Ihre Frau hat den HERRN in seiner geistigen Gestalt gesehen. - Wunderbar und unfaßbar! - Wunderbar und unfaßbar!“

 

Das damalige Erlebnis meiner Frau Gertrud in Kipsdorf erstand bei den Worten von Frau Maria wieder groß und lebendig in mir und ich sagte: „Meine ganze Zuversicht ist, daß sich der HERR ihrer in dem Jenseits erinnert.“ Frau Maria: „Das glaube ich bestimmt.“

 

Frau Maria sprach dann weiter von der Fürsorge des HERRN für die Seinen bis in die Gegenwart. „Ich höre seine Stimme so laut, wie Sie jetzt neben mir sprechen. Oftmals rufe ich dann Irmingard, damit sie die Worte stenographiert. Die Worte und Anweisungen erfolgen in einem kurzen Telegrammstil.“

 

Die Äußerungen von Frau Maria habe ich in Stichworten noch während meines Aufenthaltes auf dem Vomperberg so aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, nicht wörtlich.

 

Während meines Besuches in der Siedlung habe ich die Bitte von Herrn Hans von der Crone an Frau Maria weitergegeben, ihm die Erlaubnis zur Abhaltung der Gralsfeiern in Hagen (Westfalen) und zur Vornahme von Versiegelungen zu erteilen. Für den sich unter seiner Leitung bildenden Gralskreis in Hagen erbat Herr von der Crone eine Anzahl von Silberkreuzen, einige Exemplare der Gralsbotschaft und des weiteren Grals-Schrifttumes, soweit solches - vor allem in der Schweiz - während der Jahre des Verbotes und der Beschlagnahme in Deutschland erhalten werden konnte.

 

Frau Maria entsprach unserer Bitte, und ich erhielt Silberkreuze und Bücher. Die letzteren verpackte ich in einer kleinen Holzkiste, da es nach den Kriegswirren weder Koffer noch andere Verpackungsmöglichkeiten gab. Es waren einige Botschaften - auch eine englische Ausgabe für den Kommandanten der englischen Militärverwaltung in Hagen, mit dem Herr von der Crone in Verbindung stand zwecks Aufhebung des Versammlungsverbotes für Veranstaltungen der Gralsbewegung -, ebenso Bände der „Nachklänge“ und der „Wegbereiter“.

 

In der Frühe des nächsten Tages erhielt ich noch einen Packen von Briefen von Frau Maria an Kreuzträger in Westdeutschland, die ich in einem Brustbeutel an mich nahm. Begleitet von guten Wünschen trat ich die Heimfahrt an, rollte meine Bücherkiste auf einem Handkarren zum Bahnhof Schwaz, von wo ich einen Zug nach Lindau bekam. Hier endete der Zug und ich mußte an dem Grenzübergang von Österreich nach Deutschland durch die Paß- und Zollstelle gehen. Hier fiel ich der französischen Militär-Grenzkontrolle durch Kleidung und Gepäck - die Bücherkiste - auf. In einer Einzelzelle wurde ich einer Körper-Visitation unterzogen und meine Kleidung nach verdächtigen Gegenständen abgeklopft. Glücklicherweise fand der Franzose die Briefe in meinem Brustbeutel nicht; denn die Mitnahme von Post unter Umgehung der Militär-Zensur war ja noch streng verboten. Die Besatzungsmächte fürchteten von den Deutschen Widerstand und Feindseligkeiten, während die deutsche Bevölkerung die westlichen Alliierten als Befreier von der Hitler-Diktatur ansahen.

 

Damit konnte ich die zwischen Österreich und Deutschland in Lindau wieder errichtete Grenze überschreiten, aber die Bücher durfte ich nicht mitnehmen mit der Begründung, die Ein- und Ausfuhr von Büchern sei von den Besatzungsmächten verboten. Eine Ausnahme-Bewilligung könne nur der französische Militär-Kommandant erteilen, der aber nicht bei dem Grenzzollamt zu erreichen wäre, sondern in seiner Villa auf dem bayerischen Ufer. So mußte ich die Bücherkiste auf der Schulter von der Insel Lindau über den Damm zu der auf einer Anhöhe gelegenen Villa tragen und auspacken. Für die „religiösen Schriften“ erteilte der Kommandant die Einfuhr-Bewilligung für die französische Besatzungszone von Deutschland. Ich trug die Kiste wieder über den Damm zu dem Zollamt auf der Insel zur formellen Freigabe.

 

Die Eisenbahnfahrt von Lindau durch die französische Besatzungszone und weiter nordwärts durch die englische Besatzungszone bis Köln verlief überraschend normal, so daß ich am Tage nach meiner Abreise aus Tirol in Hagen eintraf.

 

Hier wurden die Briefe von Frau Maria, mein Reisebericht und die Genehmigung für den Apostel Hans von der Crone mit großer Freude begrüßt, wonach er in Hagen Gralsfeiern halten und Versiegelungen vornehmen dürfe. Herr von der Crone widmete sich ganz der Aufgabe, die bisher lose Gruppe der „Leser der Gralsbotschaft“ zu dem ersten Gralskreis im Deutschland der Nachkriegszeit zusammenzuschließen.

 

Diese Entwicklung in Hagen hatte 1938 begonnen mit der zwangsweisen Repatriierung der Familie Hans von der Crone in ihre Heimatstadt Hagen/Westfalen nach der Enteignung der Grals-Siedlung auf dem Vomperberg in Tirol durch die nationalsozialistische Regierung Hitlers.

 

Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung wurde die Begegnung des Herrn von der Crone mit dem evangelischen Pfarrer der Gemeinde Hagen-Haspe, Erich Wendland, bei dem er seine Tochter Christel auf deren Wunsch zum Konfirmanden-Unterricht anmeldete. Als gewissenhafter Seelsorger beschäftigte sich Pastor Wendland mit dem Gedankengut, in dem seine Konfirmandin aufgewachsen war. Anstatt jedoch das „verlorene Schäfchen“ in die evangelische Kirche zurückführen zu können, erkannte Herr Wendland bei ernstem Studium und tiefem Eindringen in die Sprache der Gralsbotschaft die   w a h r e   D e u t u n g   der Christus-Botschaft, besonders aber damit das Wirken der Schöpfungsgesetze im Leben der Menschen und in der Geschichte der Völker.

 

Dank der geistigen Führung des Apostels Hans von der Crone und seiner weitherzigen Liebe konnte Herr Wendland die biblische Verheißung des Menschensohnes durch vertiefendes Lesen der Offenbarungen „Im Lichte der Wahrheit“, Gralsbotschaft von Abd-ru-shin, jetzt in rechter Weise erkennen und verstehen.

 

Darum war es auch in den folgenden Jahren möglich, beginnend am 1. Januar 1941 bis Ende August 1943, daß Pfarrer Wendland der lutherischen Gemeinde von der Kanzel die Bibel in der Sicht der Gralsbotschaft zu deuten suchte. Einige Gemeindeglieder erkannten in dieser kurzen Zeit die Wahrheit in dem Wort der Gralsbotschaft und deren Bringer. -

 

Der geistige Kampf seiner Kollegen aus der „Bekennenden Kirche“ (B.K.), die während des Hitler-Regimes die falsche Bibeldeutung der „Deutschen Christen“ zurechtweisen mußte, gegen den jetzt „abtrünnigen“ Erich Wendland hatte nun begonnen. Der Bruderrat der B.K. zog darum seinen Antrag auf die „UK-Stellung“ (Unabkömmlichkeit im Beruf) bei dem Evangelischen Konsistorium in Münster, Westfalen, zurück. Dies hatte natürlich zur Folge, daß Pfarrer Wendland am 11. September zum Militärdienst eingezogen wurde. Seinen Dienst als einfacher Grenadier erfüllte er gewissenhaft bis zum Ende des Krieges im Mai 1945.

 

Nach Beendigung des Krieges wurde Wendland in Österreich von den Amerikanern aus der Gefangenschaft entlassen. Grund: Hilfe in der Zeit der Ernte! Er konnte so als erstes Ziel Frau Maria in ihrem Exil in Westerbuchberg (Südbayern) aufsuchen.

 

Darüber berichtet Herr Wendland selbst:

 

„Frau Maria gab mir sehr wertvollen Rat, um einige von Generationen her mitgebrachte Schwächen besser unter Kontrolle zu bringen, und zwar durch richtige Atmung und geistige Vertiefung.

 

Mit Herrn Alexander sprach ich dann offen über die fragliche Sicherheit der eigenen Familie. Was diese betrifft, so wäre sie am schnellsten zu erreichen durch eine baldige Pensionierung: das hätte jedoch eine finanzielle Abhängigkeit von der lutherischen Kirche zur Folge!

 

Auf die Kanzel aber dürfte ich um der Wahrheit willen nicht verzichten als einer, dem durch die Gralsbotschaft die echte, ursprüngliche Lehre Christi wieder geschenkt wurde. Es läge mir darum sehr am Herzen, eine entscheidende Begegnung von Gralsbotschaft und Kirche zu ermöglichen. Nach kurzer Überlegung stellte Herr Alexander daraufhin jene Frage, die bald wegweisend wurde für mein späteres Handeln:

 

‘Warum wollen Sie den anderen ein Stück Verantwortung abnehmen?’ - (Stellungnahme zur Botschaft!)“ -

 

Die Heimkehr durch das zerstörte Deutschland nahm zwei Wochen in Anspruch.

 

Daheim durfte Herr Wendland die Kanzel in seiner Kirche nicht mehr betreten, auch sonst keinen Dienst mehr in der Gemeinde tun.

 

Seine Familie konnte jedoch in der Dienstwohnung im Pfarrhause vorläufig bleiben. Dies ermöglichte ihr, daß sie mich - Wilhelm Lichtenberg - als Flüchtling aus dem russisch besetzten Ost-Deutschland im Pfarrhaus aufnehmen konnte.

 

Das führte für mich zum Miterleben jenes geistigen Kampfes zwischen der Tradition der evangelischen Kirche und der Erkenntnis der Wahrheit durch eine neue Offenbarung.

 

Herr Wendland nutzte diese Zeit erzwungener Ruhe oder besser: geschenkter Stille - zur Abfassung von 12 theologischen Aufsätzen, in denen er sich mit den wichtigsten Glaubensartikeln der Kirche im Sinne seiner Erkenntnisse durch die Gralsbotschaft innerlich befaßte. -

 

Das führte ihn zu folgender Einsicht, wie er sie schriftlich hier dargelegt hat:

 

„Der Versuch zu einer ‘Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern’ wäre fehl am Platze, weil diese Kirche die Gralsbotschaft bereits als krasse Irrlehre bezeichnet hatte. Mein Ziel war darum weit bescheidener. Ich wollte durch meine zwölf Aufsätze wenigstens dafür kämpfen, die Lehre Christi im Sinne der Gralsbotschaft verkündigen zu dürfen. Die Erlaubnis dazu wäre ein beachtlicher Akt der Toleranz gewesen. Es wurde nicht gestattet, weil die Gralsbotschaft mit dem traditionellen Christentum unvereinbar sei! - Entgegenkommen zeigte mir die luth. Kirche aber mit ihrer Verfügung, daß als Entgelt für die in der Kirche geleistete Arbeit mir für die Dauer von drei Jahren noch die Hälfte der Dienstbezüge zu zahlen ist. Das gab mir die Möglichkeit zu neuem Studium und einem neuen Beruf.“

 

Nach einem dreijährigen Universitätsstudium in Bonn begann Herr Erich Wendland 1950 als Lehrer seinen Dienst an einer Realschule in Hagen. Ein Jahr später begann er auch seine eigene Vortragstätigkeit.

 

Was ihm von der Kanzel aus verwehrt wurde, tat er nun aus geistiger Verantwortung und gestärkt durch seine Berufung zum Dienst in der Verbreitung des Wortes in der Gralsfeier September 1951 in Tirol. Er hielt seine Vorträge öffentlich in der Stadt Hagen über   z e n t r a l e   F r a g e n   der Menschheit und ihre Beantwortung durch das Werk Abd-ru-shins „Im Lichte der Wahrheit“.

 

Dies geschah in monatlicher Folge über annähernd 5 Jahre bis zum 3o. Mai 1956. Solche Tätigkeit erfolgte im engen Kontakt mit dem Jünger Dr. Viktor Walter, dem Gründer und Leiter der „Stiftung Gralsbotschaft“, Sitz Schwäbisch Gmünd. Es verdient in unsere Erinnerung gerufen zu werden, welches Vertrauen Herr Dr. Walter, ebenso Herr von der Crone, Erich Wendland bei seinen öffentlichen Vorträgen schenkten, ihm damit aber auch die geistige Verantwortung für sein Wirken auferlegten. -

 

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Berufenen in stetem Zusammenwirken mit dem Apostel gab uns die Freude und die Kraft, trotz persönlicher Existenzsorgen gemeinsam den uns von Frau Maria aufgetragenen Dienst zu erfüllen.

 

Und   s o   begann es in jener glücklichen Anfangszeit des Aufbaues der Gralsbewegung nach dem verlorenen Kriege in dem sich entwickelnden Gralskreis in Hagen:

 

Im Dezember 1945 konnten wir erstmals nach vielen Jahren durch das Wirken des Apostels Hans von der Crone im Auftrage von Frau Maria das Fest des „Strahlenden Sternes“ mit einer Gralsfeier in der Dienstwohnung der Familie Wendland im evangelischen Pfarrhaus Hagen-Haspe erleben. Am gleichen Ort gedachten wir am 18.4.1946 der Erdgeburt des Bringers der Gralsbotschaft und erlebten die ersten Versiegelungen durch Seinen Apostel nach dem Kriege mit.

 

Auch für das Jahr 1946 bestand das Versammlungsverbot der britischen Militärverwaltung für uns Deutsche weiter, von dem nur die Kirchen und kirchliche Veranstaltungen befreit waren. So bot die Dienstwohnung der Familie Wendland im Pfarrhaus die einzige Möglichkeit, die drei Gralsfeiern am 30. Mai, 7. September und 29. Dezember im Kreise von Bekennern der Gralsbotschaft Abd-ru-shins aus dem Rheinland, Westfalen, Hamburg und Berlin (unter ihnen 30 Neu-Versiegelte) unbehindert durch die politischen Verhältnisse gemeinsam zu erleben.

 

Zur gleichen Zeit konnten die Gralsfeiern auf dem Vomperberg in Tirol wieder aufgenommen werden.

 

Zum Fest der „Heiligen Taube“ im Mai 1946 konnte ich erstmals wieder nach Tirol und auf den Vomperberg kommen und an der Feier teilnehmen. Es ist mit Worten kaum auszudrücken, welche tiefen, beglückenden Empfindungen mich bewegten, erstmals die feierlichen Worte des Vortrages und der Handlungen aus dem Munde von Frau Maria, Fräulein Irmingard und von dem Apostel Herbert Vollmann zu hören. Unvergeßlich für immer bleibt der Augenblick, als Maria zum Mahle lud, den Segen des Lichtes auf das Brot und auf den Wein strömen ließ und die Schale erhob. Das Werk des HERRN war durch Frau Maria erneut auf Erden verankert. Aus den Höhen des Lichtes öffnete sich das Tor und Lichtwellen strömten hernieder zur Erde, die Kraft traf unsere aufgetanen Herzen.

 

Wiederum durfte ich Frau Maria von dem beginnenden Aufbau der Gralskreise in Hagen und Hohenlimburg berichten und auf Bitte der Jüngerin Frau Hermine Otto 10 Silberkreuze für künftige Versiegelungen in dem Gralskreis in Hohenlimburg in Empfang nehmen.

 

Mit neuer Kraft und Zuversicht gestalteten Herr Hans von der Crone, Herr Erich Wendland - von der Evangelischen Kirchenleitung Westfalens bereits von seinem Amt suspendiert - und ich nach den Anweisungen von Frau Maria den irdischen Aufbau der Gralskreise in Hagen und Hohenlimburg.

 

Nach etwa Jahresfrist (1947) wurde das Besatzungsstatut für die britische Zone von der englischen Regierung erleichtert und das Versammlungsverbot gelockert. Auf Grund der früheren Gespräche besuchte der britische Stadt-Kommandant Herrn Hans von der Crone in seiner Wohnung und erteilte die Versammlungs-Genehmigung für die Gralsbewegung in Hagen. Nach entsprechender Genehmigung auch in der nahe gelegenen Stadt Hohenlimburg bestimmte Frau Maria das „Haus Otto“ in Hohenlimburg als Lichtstätte für die nun in größerem Rahmen stattfindenden Gralsfeiern, die gemeinsam von dem Apostel Hans von der Crone und der Jüngerin Hermine Otto gehalten und von Frau Hermine Fülling musikalisch umrahmt wurden.

 

Die Genehmigung zur Abhaltung von Gralsfeiern außerhalb des „Heiligen Berges“ in Tirol war von Frau Maria erteilt worden, weil die Reisebeschränkungen durch den Alliierten Kontrollrat in Berlin eine Reise zu den Feiern auf dem Vomperberg für uns Deutsche unmöglich machten, besonders nach der Zentralisierung aller Paßangelegenheiten der drei westlichen Besatzungszonen in Berlin.

 

Wie alle anderen deutschen Kreuzträger mußte auch ich dies erfahren. Mein Reiseantrag nach Tirol blieb unerledigt und unbeantwortet. Ohne Reiseerlaubnis und ohne Paß aber war die Auslands-Reise nicht möglich. Trotz Vorsprache von Freunden in Berlin bei den zuständigen Dienststellen war der Reisepaß für mich und andere Kreuzträger während des ganzen Jahres 1947 nicht zu erhalten.

 

In gleicher Weise wie ich hatte auch der Jünger Dr. Viktor Walter aus Schwäbisch Gmünd den Antrag für einen Reisepaß nach Tirol gestellt. Auch er hatte die gleichen Kreuzträger in Berlin gebeten, sein Ansuchen durch persönliche Vorsprache zu unterstützen, jedoch ebenso ohne Erfolg. Durch diese gemeinsamen Bekannten erfuhren wir von unser beider Absicht zu der Reise nach Tirol. Wir trafen uns im Dezember 1947 in München, um gemeinsam von Kiefersfelden über den Hechtsee oberhalb von Kufstein schwarz über die Grenze zu gehen. Mit Hilfe eines Einheimischen gelang uns der Übergang bei tiefem Schnee auf einem anderen, weniger gefährdeten Wege über den bewaldeten Bergrücken zu dem Thiersee und von dort in das Inntal zu einer Bahnstation. Von dieser erreichten wir Schwaz mit dem Zug und von dort zu Fuß den Vomperberg. Obwohl schwarze Grenzgänger bei der Grals-Verwaltung nicht erwünscht waren, erhielten wir Quartier auf dem Vomperberg, konnten die Feier zum „Fest des Strahlenden Sternes“ 1947 miterleben und hatten die Freude, von Frau Maria zu einem Gespräch empfangen zu werden. Unmittelbar nach der Nachfeier mußten wir den Vomperberg wieder verlassen und konnten auf dem gleichen Wege die Grenze wieder unbemerkt überschreiten.

 

In dem Gespräch brachte Frau Maria zum Ausdruck, daß ihr der Aufbau der Gralsbewegung in der englischen Besatzungszone Deutschlands zu langsam voranschreite, mit der Herr Hans von der Crone und ich beauftragt waren. Ich versicherte, unsere Kräfte in Zukunft noch mehr anzuspannen und auf das eine Ziel auszurichten. Gleichzeitig bat ich verstehend zu berücksichtigen, welche unvorstellbare Not, Hunger und Entbehrungen durch den Mangel an allen lebensnotwendigen Dingen jeder einzelne in Deutschland unter der Militärverwaltung der Siegermächte überwinden müsse, um bei dem Darniederliegen der Wirtschaft, der Lebensmittel- und Brennstoff-Versorgung überleben zu können.

 

Im Vergleich damit normalisierte sich in Österreich, dem durch die Siegermächte von dem deutschen Nationalsozialismus befreiten Land, das persönliche und das wirtschaftliche Leben in den Jahren nach dem Kriege wesentlich rascher durch die wohlwollende Unterstützung der Besatzungsmächte. Dennoch waren 3 Jahre seit dem Kriegsende vergangen, als Frau Maria am 18. März 1948 erfreut an Fräulein Adele Clasen nach München schrieb: „Bitte schreiben Sie uns doch die Münchner Telefonnummern auf von unseren Bekannten, denn bald soll man doch Telegramm und Telefon benutzen dürfen nach Deutschland.“

 

Im Gegensatz dazu hielt der Alliierte Kontrollrat in Berlin die Reisebeschränkungen für uns Deutsche auch im Jahr 1948 aufrecht und lehnte meinen Antrag auf Bewilligung eines Reisepasses nach Tirol mit der Begründung ab, die Gründe - die Teilnahme an der Gralsfeier - seien nicht ausreichend. So wollte ich wieder schwarz über die Grenze gehen, diesmal nach Beratung mit meinen Freunden in Garmisch von Mittenwald in Bayern durch die Leutasch, einem hoch über der Scharnitzpaß-Straße gelegenen Seitental hinab in das Inntal. Ich hatte die Grenze hoch in den Bergen über dem österreichischen Grenzhaus bereits überschritten, als ich einem Grenzer auf dem Weg zur Ablösung in der Mittagsstunde begegnete. Ich wurde inhaftiert und in das Gerichts-Gefängnis in Innsbruck überführt. Anstatt an dem „Fest der Heiligen Taube“ auf dem Heiligen Berg teilnehmen und Frau Maria über die weitere Entwicklung der Gralskreise in Nordrhein-Westfalen und Hamburg berichten zu können, erlebte ich hinter Gittern in einer Gemeinschaftszelle das Dunkel in Gestalt von etwa 10 Mithäftlingen. Nach 4 Tagen wurde ich vor den Richter gestellt, gab Grund und Ziel meiner Reise an und bat, mich zum Vomperberg einreisen zu lassen. Mein Ansuchen wurde abgelehnt und ich wurde zusammen mit anderen Grenzgängern nahe Mittenwald am Grenzschlagbaum auf deutsches Gebiet abgestellt. Mit Schreiben vom 4. Juni 1948 aus Hagen berichtete ich Frau Maria von den Erlebnissen sowie von der äußeren Not und der seelischen Verkommenheit der inhaftierten und meist heimatlosen Jugendlichen, die über meine seitherigen Vorstellungen weit hinausgingen.

 

Wenige Tage nach meiner Rückkehr nach Hagen, am 20. Juni 1948, erfolgte die Währungsreform in West-Deutschland. Die Reichsmark verlor ihre Gültigkeit. Jeder Deutsche erhielt auf Grund eines alliierten Kontrollratsbeschlusses ein Kopfgeld von 60,-- Deutsche Mark. Zwar bedeutete dies im Anfang eine Lähmung der Wirtschaft, aber es war der Beginn des deutschen Wirtschafts-Aufstieges.

 

Verbunden hiermit erfolgte in den nächsten Monaten - ebenfalls durch Kontrollratsgesetze - die Übergabe der Verwaltung durch die bisherigen Militärverwaltungen der westlichen Besatzungsmächte an die Regierungen der deutschen Länder.

 

Im Spätherbst 1948 unternahm Frau Maria mit ihrer Familie eine Reise in die Schweiz zum Besuch der dortigen Kreuzträger und schrieb mit einer Grußkarte an Fräulein Adele Clasen, meiner späteren zweiten Frau: „In Zürich war es schön.“

 

Wie helfend und teilnehmend Frau Maria auf das „Neue Wissen“ durch die Gralsbotschaft in ihrem Schriftwechsel mit den Versiegelten hinwies, zeigen folgende Worte in einem Schreiben vom 15.10.1948 an Fräulein Clasen nach München: „Ich freue mich, daß dem armen Kleinen gnädig das Tor geöffnet wurde!“ Anlaß zu dem Handschreiben von Frau Maria war der Tod des Kindes eines Bruders von Adele Clasen wenige Monate nach der Geburt. Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Frau Maria und Adele Clasen noch zu Lebzeiten des Kleinkindes. Beim Anschauen einer Photographie des kranken Kindes hatte Frau Maria erkannt und geäußert, das Kind habe von Geburt einen unheilbaren Gehirnschaden, dessen Lage Frau Maria auf dem Bilde andeutete.

 

Mit Schreiben vom 18. November 1948 aus Hagen konnte ich Frau Maria berichten, nunmehr sei für die Erteilung von Reisepässen die Regierung von „Rheinland-Westfalen“ in Düsseldorf zuständig. Die Antragsteller hätten Aussicht, die Reisepässe nach Tirol zur Teilnahme an der Gralsfeier im Dezember zu erhalten. Als Antwort erhielt ich eine Briefkarte:

 

„Maria Bernhardt, Gralshöhe, 26.11.1948:

Sehr geehrter Herr Lichtenberg! Für Ihren Brief vom 17.11. vielen Dank. Ich freue mich, wenn Sie zu Weihnachten nach hier kommen können. Ja, wenn wir Schnee haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Marga den Anfang zum Skilaufen beibrächten. Leider kann es bei uns keiner. Also bringen Sie bitte Ihre Skier mit. Wie lange Sie bleiben können, liegt ganz bei Ihnen. Der Januar ist ja meist sonnig hier oben bei uns. Es grüßt Sie vielmals Frau Maria.“

 

Eine größere Zahl von Kreuzträgern aus ganz Deutschland nutzte diese erste Reiseerleichterung nach Tirol nach dem Kriege zur Teilnahme an der Dezember-Feier 1948 auf dem Vomperberg. Nach meiner Erinnerung war die damalige, 1932 erbaute Andachtshalle zu klein für die angemeldeten Feierteilnehmer. Es mußten zwei Feiern gehalten werden. Die Mehrzahl der Kreuzträger hatte nach dem Dezember 1937 - der letzten Feier, die der HERR auf Erden auf dem Vomperberg hatte halten können -, also seit mehr als 10 Jahren, keine Gralsfeier mehr erleben können. Um so größer war unser aller Freude und Dank, die Feier des „Festes des Strahlenden Sternes“ 1948 erstmals wieder in Gemeinschaft mit einer so großen Zahl von Versiegelten erleben zu können. Frau Maria spendete zweimal das „Heilige Mahl“ und ließ den Segen aus höchsten Höhen in unsere in Sehnsucht nach dem Licht geöffneten Herzen strömen. Mit den Schlußworten der Feier „Nun gehet hin und wirket sieghaft in dem Wort!“ nahm unsere kleine Schar nach den Jahren des Verbotes und der Verfolgung erhöhte Kraft auf für unser gemeinsames geistiges und irdisches Wirken.

 

Für mich wurde diese Feier durch meine Berufung zum Goldenkreuzer zum bedeutenden Ereignis und Lebensabschnitt: Ich erhielt den ersten Ruf mit den Worten:

 

„Es sehnt sich Deine Seele, dem Heiligen Gral dienen zu dürfen. Lang war Dein Weg und manches Schwere traf Dich, aber endlich wurde Dir klar, daß der Name, den Du trägst, Dir das Ziel Deines Lebens zeigt: ‘Den Lichten Berg!’ Nun Du erkannt hast, schreite den Weg aufwärts! Dein Glaube wurde zur Überzeugung und das soll aus Dir strahlen, den Menschen sichtbar. Treu und fest sollst Du stehen in den Anfechtungen des Dunkels, denn Du weißt, wo Deine wahre Heimat ist.“

 

Unter das erbetene Bild von Frau Maria erhielt ich die Unterschrift: „Lichtkraft erfülle Deine Seele und führe Dich himmelan! Gralshöhe, 31. Dezember 1948.   Maria.“

 

Neben dem großen geistigen Geschehen während der Feier auf dem „Heiligen Berge“ begannen Marga und ich bei guter Schneelage und schönem Wetter das Skilaufen in der Umgebung der Siedlung und an dem damals noch freien „Kilometerhang“, an den jetzt die später erbaute „Reithalle“ lehnt. - Etwas wohl Einmaliges dabei ist mir in Erinnerung geblieben: Nach der Feierlichen Andacht am Neujahrsmorgen stand ich noch im Frack im Gespräch mit Freunden im Gästehaus, als mich Frau Maria suchen ließ, ob ich die verabredete Zeit zum Skilaufen mit Marga vergessen hätte, was zugegebenerweise der Fall war. Marga stände an der Pforte und warte auf mich. Was blieb mir übrig, als schnell die Skistiefel anzuziehen und die Windjacke über den Frack zu nehmen. So sehe ich mich noch heute zur Pforte kommen und - Marga hinter mir - zum „Kilometerhang“ laufen, um dort mit ihr das Abfahren zu üben.

 

In einem Brief an Frau Maria aus Hagen vom 24.2.1949 schrieb ich: „Immer wieder denke ich gern an meine kleine Ski-Schülerin. Das einliegende kleine Bildchen zeigt sie bei ihrem ersten Ausflug auf Skiern. Hoffentlich hat Marga noch häufiger Gelegenheit gehabt, auf den Skiern zu laufen. Nachdem sie sich gleich so geschickt angestellt hat, wird sie es sicher in der Zwischenzeit schon gut gelernt haben. Ich bitte, Marga recht herzliche Grüße auszurichten.“

 

Von der Grals-Verwaltung Vomperberg waren bereits im Jahre 1947 Richtlinien für den irdischen Aufbau der Gralsbewegung in Deutschland gegeben worden. In Anpassung an die langsame politische Entwicklung zu größeren Verwaltungsbereichen seitens der Militärverwaltung für die „Britische Besatzungszone“ setzte Frau Maria den Apostel Hans von der Crone als geistigen Leiter der „Zonenleitung der Britischen Zone“, Hagen-Haspe (Westfalen), Preusser Straße 39, ein. Um gleichzeitig der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zur Zusammenfassung des gesamten Raumes der Britischen Besatzungszone Rechnung zu tragen, beauftragte Frau Maria Herrn Rudolf Mier in Münster (Westfalen) mit der Führung der geschäftlichen Belange im Rahmen und mit der Bezeichnung „Leitung Nordwestdeutschland“.

 

Da seit Ende des Jahres 1948 unsere Paß-Anträge nach Österreich von der deutschen Regierung in Düsseldorf bewilligt wurden, konnte ich ohne Reiseschwierigkeiten das „Fest der Heiligen Taube“ am 30. Mai 1949 auf dem Vomperberg miterleben und das Mahl und den Segen durch Frau Maria erhalten. (2 Feiern)

 

Im Sommer 1949 erfuhren wir in den Niederungen, daß es dem Jünger Dr. Erich Walkhoff gelungen war, die irdische Hülle des HERRN aus der „Russischen Besatzungszone“ Deutschlands nach Tirol auf den Vomperberg zu überführen. Die Anregung dazu war von Frau Maria ausgegangen und stellte Dr. Walkhoff bei den starken politischen Spannungen zwischen „Ost“ und „West“ des geteilten Deutschland vor eine außerordentlich schwierige Aufgabe und langwierige Verhandlungen mit der russischen Militärverwaltung in Sachsen. Trotz zäher Bemühungen Dr. Walkhoffs wurde die Exhumierung des Leichnams aus der Grabstelle auf dem „Alten Friedhof“ der Stadt Bischofswerda zwecks Überführung von dem leitenden russischen Offizier strikt abgelehnt aus der geradezu panischen Angst der Russen vor einer Seuchengefahr.

 

In der Nacht erhielt der Jünger Erich Walkhoff mit Lichthilfe die geistige Eingebung, den bereits abgelehnten Antrag zur Exhumierung und Überführung der Erdenhülle des HERRN am folgenden Tage nochmals bei der gleichen Dienststelle zu stellen. An diesem Tage wurde das Amt von einem anderen russischen Offizier geleitet. In erneuten Verhandlungen konnte Dr. Walkhoff die Bedenken und Einwände der Russen überwinden und erreichte die Freigabe des Leichnams zur Exhumierung und Überführung aus der russischen Besatzungszone in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands und damit in das Land Tirol.

 

So konnte Dr. Walkhoff seinen geistigen Auftrag und den Wunsch von Frau Maria erfüllen, die Erdenhülle des HERRN in den Tagen des 17./18. August 1949 von dem Alten Friedhof in Bischofswerda an den Ort Seines irdischen Wirkens auf dem „Heiligen Berg“ in Tirol zu überführen.

 

Nach Vollendung des Baues der Pyramide erfolgte die Weihe des Grabmales und die feierliche Beisetzung der Erdenhülle des HERRN am 10- Oktober 1949.

 

Im Dezember des Jahrs 1949 habe ich meine Heimatstadt Berlin erstmals nach dem Waffenstillstand im Mai 1945 wieder besuchen können und meine Mutter und Schwester in ihrem Haus im westlichen Stadtteil Zehlendorf wiedergesehen. Zu deren Glück gehörte dieser Ortsteil nun dem „Amerikanischen Sektor von Berlin“ an. Zum allgemeinen Verständnis ein Rückblick auf die politische Entwicklung Berlins zu der „geteilten Stadt“: In den letzten Monaten des Krieges war ganz Berlin von den Russen erobert worden und ein russischer Panzer rollte auch in den Garten des Hauses meiner Mutter. Die Mannschaft beanspruchte und bewohnte das Haus über Wochen. Durch ein Viermächte-Abkommen der Siegermächte war dann Berlin in vier Sektoren geteilt worden. Im Austausch dagegen war das Land Sachsen der „Russischen Besatzungszone Deutschland“ angegliedert worden.

 

Während meines Aufenthaltes in Berlin besuchte ich die „Lichtstätte“ des Gralskreises in Berlin, die ebenfalls in dem „Amerikanischen Sektor“, dem Stadtteil Lichterfelde, Kommandantenstraße 1a, gelegen war. Das Haus, richtiger gesagt, die stattliche, mehrstöckige Villa mit Garten war zunächst von dem Gralskreis in Berlin angemietet worden und in späteren Jahren von der Berliner „Vereinigung zur Förderung geistiger Erkenntnisse e.V.“ durch Vermittlung des Vorstandsmitgliedes, Herrn Springmeier, käuflich erworben worden. Dieser Eigentumserwerb und das persönliche Verfügungsrecht darüber war nur in den 3 westlichen Sektoren der früheren Reichshauptstadt möglich, im Gegensatz zu der staatlichen und städtischen Bewirtschaftung aller Gebäude und Wohnräume in dem russischen Sektor Berlins.

 

Mit großem persönlichen Einsatz der Ost- und West-Berliner Kreuzträger war in dem Erdgeschoß des um die Jahrhundertwende erbauten Hauses ein großer Andachtsraum eingebaut und mit den damaligen bescheidenen Möglichkeiten der ersten Nachkriegsjahre ausgestattet worden. In dem Untergeschoß waren auch Übernachtungs-Möglichkeiten für die Andachtsbesucher aus dem „Russischen Sektor“ Berlins und der „Russischen Zone“ Deutschlands vorgesehen, die bei den schlechten Verkehrsverhältnissen im „Osten“ sonst an keiner Andacht hätten teilnehmen können.

 

In dieser Lichtstätte habe ich die „feierliche Andacht“ zum Fest des Strahlenden Sternes 1949 in gleicher Stunde wie auf dem Heiligen Berg miterleben können. Ich berichtete darüber in einem Brief an Frau Maria: „Die ‘feierliche Andacht’ in der Lichtstätte des Gralskreises in Berlin am Tage der Feier auf dem Vomperberg sei sehr würdig verlaufen und der Andachtsraum wäre mit der ‘Glocken-Plakette’ des Berliner Bildhauers und Bronzegießers Hans Füssel geschmückt gewesen.“ In dem Schreiben erbat ich anschließend die Genehmigung von Frau Maria, für den Gralskreis in Hagen einen Abguß der Glocken-Plakette anfertigen zu lassen, nach dem Original, das sich auf dem Vomperberg befinde.

 

In dem gleichen Brief an Frau Maria schrieb ich weiter in Erinnerung an meine Aufgabe im Vorjahr als Skilehrer von Marga - nun 7 Jahre alt -, ich möchte bei den günstigen Schneeberichten aus den Alpen annehmen, Marga nutze die gute Gelegenheit zum Skilaufen auf dem Vomperberg aus und finde mit der größeren Sicherheit auf den Bretteln auch die rechte Freude an der winterlichen Natur.

 

Hierauf antwortete Frau Maria:

 

„Gralshöhe, den 31.1.1950.

Lieber Herr Lichtenberg! Vielen Dank für Ihren Brief vom 22.1. - Wegen der Glocken-Plakette muß ich Ihnen eine Absage schreiben, da die Erlaubnis nur für den Berliner Kreis war, dem der Spender, Herr Füssel, angehört. - Sehr freuen würden wir uns, wenn Sie mit Mutter und Schwester zur Maifeier nach hier kommen könnten. - Leider läuft unser Angsthäschen Marga nicht Ski ‘ja wenn Herr Lichtenberg da wäre’. - Es grüßt Sie vielmals Ihre Frau Maria.“

 

Bis in diese Jahre wurde die Zollabfertigung an der deutsch-österreichischen Grenze von den österreichischen Zöllnern noch sehr streng gehandhabt, wodurch die Mitnahme im Auto von Waren, die für die Grals-Siedlung dringend aus Deutschland gebraucht wurden, sehr erschwert war. Wie weit das Verbot der Einfuhr von Waren ging, die damals noch nicht „liberalisiert“ waren, soll an einem Beispiel gezeigt werden. Der auf dem Vomperberg langjährig als Schreiner arbeitende Paul Vogel hatte zur Wiederausstattung des Gralshauses für Frau Maria einen mehrtürigen Bücherschrank angefertigt und bestellte bei mir als Eisenwarenhändler in München für die Verglasung der Schranktüren die Messing-Einfassungen. Diese wurden in Deutschland nach Zeichnung angefertigt und von mir auf dem Gepäckträger meines Volkswagens zur Zollabfertigung Kufstein mitgenommen.

 

Die österreichischen Zöllner dort stellten nach langem Suchen in ihren Warenverzeichnissen fest, daß Messingleisten nicht liberalisiert sind und nicht nach Österreich eingeführt werden dürfen. Ich verhandelte weiter mit dem Vorsteher des Zollamtes, der mir das Einfuhrverbot für Messing-Profile bestätigte. Auf meine Frage, was ich nun tun könne, sagte er, ich müsse die Ware nach Deutschland zurückbringen und könne sie dort bei der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofes Kiefersfelden aufgeben bis zu meiner Rückfahrt nach München. So mußte ich die langen Messinggitter wieder auf dem Dachständer meines Autos befestigen, das in Richtung Österreich vor dem Zollamt stand. Ich stand vor der Frage: Was tun? Da gab es für mich nur die Flucht nach vorn. Ich gab Gas - mit allen Folgen rechnend - und fuhr vor den Augen der untätig bleibenden Zöllner mit der nicht liberalisierten Ware nach Österreich hinein - ohne Folgen auch bei der Weiterfahrt. So konnte Herr Vogel den Bücherschrank für Frau Maria fertigstellen.

 

Die Mai-Feier zum „Fest der Heiligen Taube“ 1950 konnte ich auf dem Heiligen Berg zusammen mit meiner Mutter Frida Lichtenberg und meiner Schwester Käte Rothkegel-Lichtenberg erleben, die beide bei dieser Feier von Fräulein Irmingard versiegelt wurden und erstmals das Mahl und den Segen durch Frau Maria erhielten. Unter das von meiner Schwester erbetene Bild setzte Frau Maria die Worte:

 

„Die Kraft des Wortes bahne Dir den Weg zu lichten Höhen. Frau Maria“.

 

Die September-Feier zum „Fest der Reinen Lilie“ 1950 konnte ich wiederum auf dem Heiligen Berg erleben und wurde auf meine Bitte von Frau Maria empfangen. Diesmal zu einem besonderen Gespräch, zu einer persönlichen Frage. Nach Worten der Begrüßung sagte ich: „Sechs Jahre nach dem Hinübergehen meiner Frau Gertrud empfinde ich das Fehlen einer Lebensgefährtin und eines eigenen Heimes immer stärker. Ich habe bei den Feiern auf dem Berge Fräulein Adele Clasen aus München im Dienst beobachtet und kennengelernt, ebenso wie meine Mutter und meine Schwester. Ich erstrebe die Verbindung mit Fräulein Clasen und möchte mich vergewissern, ob dies für uns beide im Sinne von Frau Maria sei.“ Aus der Antwort von Frau Maria konnte ich entnehmen, Frau Maria hätte selbst schon an eine Verbindung von uns gedacht und würde die Ehe gutheißen.

 

Im kommenden Jahr konnte ich an der Mai-Feier zum „Fest der Heiligen Taube“ zusammen mit meiner Mutter und Schwester teilnehmen und verlebte auf Rat von Frau Maria einen zwei- bis dreiwöchigen Urlaub gemeinsam mit ihnen auf dem Berge. Am 5. Juni 1951 wurde ich von Frau Maria in ihrem kleinen Trigon-Zimmer empfangen. Frau Maria fragte nach meinem Ergehen und meiner geschäftlichen Lage, nach meiner Beurteilung des alten deutschen Politikers Konrad Adenauer (*1876) und der Lösung der Ost-West-Teilung Deutschlands durch ihn als Bundeskanzler und Außenminister. Ich skizzierte die persönliche Grundeinstellung Adenauers als römisch-katholischer Katholik und Politiker. In Übereinkunft mit dem Papst in Rom ist das Ziel seiner Politik die Schaffung eines katholisch beherrschten Staates West-Deutschland und des Verbleibens des evangelischen Ost-Deutschlands in dem russischen Machtbereich. Eine besonders schwierige politische und wirtschaftliche Lage ergibt sich hieraus für die in 3 westliche und 1 russischen Sektor geteilte Stadt Berlin, meiner Geburtsstadt. Hieraus ergebe sich die Unmöglichkeit einer Voraussage der Entwicklung oder der Lösung der politischen Spannungen.

 

Dann durfte ich auf das letzte Gespräch mit Frau Maria im September zurückkommen und berichten, Fräulein Adele Clasen wäre zu einer Heirat nur bereit, wenn ich meinen Wohnsitz nach Süddeutschland verlegen würde. Sie hätte sich in vielen Jahren von ihrem Geburtsort Neustadt an der Ostsee-Küste in Holstein zielbewußt beruflich nach dem Süden Deutschlands orientiert, um in der Nähe von Frau Maria und Fräulein Irmingard jetzt in München zu leben und als Krankengymnastin arbeiten zu können. Sie dächte nicht daran, zurück nach Norddeutschland, nach Westfalen zu gehen. Wenn ich mich um sie bemühe, müsse ich nach Süddeutschland kommen. Darauf fragte Frau Maria: “Können Sie nicht nach dem Süden kommen?“ - „Wohin dort?“ - „München!“ Dann fragte Frau Maria weiter mit einem ermunternden Augenzwinkern: „Können Sie das bis zur September-Feier durchführen?“ - „Ich will es voranbringen und versuchen.“

 

In den nächsten Tagen und Wochen konnte ich erleben, wie schnell sich Absichten und Vorhaben irdisch verwirklichen lassen, wenn sie von dem Licht gewollt sind. Auf der Heimfahrt, beim Erreichen des ersten deutschen Postamtes, gab ich Telegramme an meine westfälischen Lieferwerke auf. Bei der Ankunft im Münchner Hotel fand ich bereits die Adressen der Münchner Vertreter meiner Haupt-Lieferwerke vor, am nächsten Tag erfuhr ich von diesen, daß eine Münchner Eisenwarenhandlung in der Nähe des Ostbahnhofes zum Verkauf stände. Am 1. Juli 1951 war ich bereits Mitinhaber dieses kleinen Eisenwaren- und Haushaltwaren-Geschäftes mit 5 Angestellten, dessen Entwicklung zu einer bekannten Baubeschlag-Fachgroßhandlung im Raum München in den nächsten Jahrzehnten die wirtschaftliche Grundlage für mich und meine Familie bedeutete. Gleichzeitig mit der Geschäftsübernahme mietete ich ein Zimmer in München. Unter dieser Adresse erhielt ich mit dem Datum des 7.7.1951 von Frau Maria einen ersten Kartengruß: „Lieber Herr Lichtenberg! Herzlichen Dank für Ihren Brief! Wie freue ich mich, daß Sie nach München kommen. Alles Gute weiterhin und herzliche Grüße von Ihrer Frau Maria.“

 

Welche Bedeutung für mein künftiges Leben die schrittweise Verlegung meines Wohnsitzes nach Süddeutschland in die Nähe des Vomperberges in Tirol haben würde, konnte ich erst später erkennen. Zunächst hatte ich die Freude, eine Einladung von der Grals-Verwaltung Vomperberg zu dem Geburtstagskaffee von Frau Maria am 17. August 1951 sowie den anderen Veranstaltungen zu erhalten. Nur zu gern leistete ich der Einladung Folge und lernte die Bewohner der Siedlung von einer ganz anderen Seite kennen. Mit viel Liebe und schauspielerischem Talent hatten sie die verschiedensten Vorführungen, Chorgesänge und anderes vorbereitet, um Frau Maria eine Freude zu bereiten und ihre Zuneigung und Verbundenheit mit der Familie Bernhardt zum Ausdruck zu bringen.

 

Das „Fest der Reinen Lilie“ 1951, das wieder mit zwei Feiern begangen wurde, und das „Fest des Strahlenden Sternes“ 1951 konnte ich auf dem Heiligen Berge miterleben.

 

Diese Feier im Dezember 1951 war die letzte Feier in der kleinen, im Jahre 1932 erbauten Andachtshalle, in der wir älteren Kreuzträger das „Wort des HERRN“ aus Seinem Munde hörten und die wahre Größe Gottes zu erahnen begannen. Die Schlichtheit des durch das Wirken des HERRN geweihten Raumes ließ uns das gewaltige überirdische Geschehen bei einer Gralsfeier um so stärker erleben.

 

Sofort nach Beendigung der Feier wurde mit dem Abriß der Andachtshalle begonnen. Zuvor im Herbst waren die Fundamente für die neue, größere Halle rings um den alten Bau ausgehoben und errichtet worden. Dabei stellte sich unerwartet heraus, daß der Baugrund an der Ostseite der Halle nahe dem steilen Berghang aus losem Schotter bestand und durch hundert oder mehr Grundpfähle befestigt werden mußte, um die Fundamente und den Bau tragen zu können. Für die Bewältigung dieser schweren und zeitraubenden Arbeit setzte sich Herr Alexander persönlich ein. Ich sehe das Bild noch vor mir, wie Herr Alexander Tag für Tag von früh bis spät bei Schnee und großer Kälte in Pelze gehüllt an der Baustelle bei dem Fallhammergerät saß und die riesigen Baumstämme in den Boden rammte. Frau Maria kam als Bauherrin oft zu der Baustelle und sprach mit Herrn Alexander.

 

Ebenso waren alle Bergbewohner in unermüdlichem Einsatz für den Bau, unterstützt von vielen freiwilligen Helfern aus den Gralskreisen des In- und Auslandes, zumeist aus Deutschland, hier wieder aus München.

 

Die Bauarbeiten schritten trotz des strengen Winters und der vermehrten Arbeitsaufwendungen termingemäß voran. Die großen Holzbinder für den freitragenden Hallenbau wurden von dem Zimmereibetrieb Liner, Schwaz, aufgestellt, ebenso wurden die Zimmermannsarbeiten an dem damals größten Hallenbau Tirols von ihr ausgeführt. Alle anderen Bauarbeiten wurden nach Möglichkeit unter fachkundiger Leitung von eigenen Arbeitskräften bewältigt.

 

Anfang des Monats Mai nahm ich mir Urlaub von den Geschäften in München und Hagen und reihte mich in die immer größer gewordene Zahl der Helfer und Helferinnen am Bau ein. Wir Männer wohnten in einem Lager in der Siedlung und wurden vom „Weberhof“ verpflegt, wo Frau Wagner für uns kochte. Zu dieser Zeit war der Rohbau vollendet und der Innenbau im Gange. In den ersten Wochen bediente ich die „Brechalia“, eine von einem alten, auf einem Fahrgestell montierten Diesel-Motor angetriebene Steinbrech-Maschine, die den angelieferten roten Dachziegelbruch in mehreren Arbeitsgängen zu Ziegel-Splitt brach, der zur Herstellung des Terazzo-Fußbodens in der Halle von italienischen Facharbeitern gleichzeitig verarbeitet wurde.

 

Dann war ich Herrn Emil Siffrid als Helfer zugeteilt, der die Heraklit-Platten zur Innenverkleidung des Hallendaches vor der Montage durch die Zimmerleute mit weißer Farbe spritzte.

 

Gemeinsam wurden alle Arbeitskräfte eingesetzt, um die verspätet angelieferten Dachziegel auf das Dach zu heben, um auch dieses zeitgerecht fertigzustellen. Durch den frohen Einsatz aller beteiligten Kreuzträger, mit einer langen Arbeitszeit von früher Morgenstunde an mit wenigen notwendigen Pausen bis zum Läuten der Abendglocken und darüber hinaus bis zur Dunkelheit wurden alle auftretenden Schwierigkeiten überwunden und das Fehlen vieler technischer Hilfsmittel ausgeglichen. Was die Bevölkerung von Vomp und Schwaz nicht für möglich gehalten hatte, wurde so von den „Gralern“ geschafft: Der Bau der Andachtshalle war in der Zeit von einer Feier zur nächsten Feier fertiggestellt worden.

 

Am Morgen des Vorfeiertages, des 29. Mai 1952, begrüßten wir mit Freude und Dank das Hissen der grünen Fahne des Grales vor dem Gralshause in dem Bewußtsein, daß alles für die Weihe des neuen Tempels gerichtet sei und diese Feier ein Markstein für die sieghafte Weiterführung des Werkes des HERRN durch Frau Maria und Fräulein Irmingard und Herrn Alexander auf Erden bleiben würde.

 

Die feierliche Weihe der Andachtshalle selbst erfolgte durch Frau Maria am Nachmittag im Rahmen der Vorfeier. Die hohe geistige Bedeutung des Baues brachte Frau Maria in ihrer Ansprache mit den Worten zum Ausdruck, es sei der „Tempel der Erfüllung“.

 

Alle, die wir in dieser Stunde den neuen Tempel erstmals betreten konnten, waren stark beeindruckt von seiner Größe und Höhe, besonders bei einem Vergleich mit der Enge unserer seitherigen Andachtshalle. Die Planung der neuen Halle erschien mir um so großzügiger, da sie bei einem späteren vollen Ausbau des Gestühles Sitzplätze für 1.600 Feierteilnehmer vorsah, während die jetzt aufgestellten und erforderlichen wenigen Sitzreihen nur etwa ein Viertel der vorhandenen Fläche des leicht ansteigenden Raumes in Anspruch nahmen.

 

Die einsetzenden Klänge der neuen Orgel schalteten alle anderen Gedanken aus und nahmen unsere Empfindungen ganz in Anspruch. Der Apostel Herbert Vollmann liest den einleitenden Vortrag zur Vorfeier des „Festes der Heiligen Taube“ und richtet die vorbereitenden Worte des HERRN an die Kreuzträger, die um die Versiegelung bei der morgigen Feier gebeten haben.

 

Zur ersten Hauptfeier in dem neuen Tempel, zum „Fest der Heiligen Taube“ 1952 rufen uns die Glocken mit ihrem Dreiklang von „Gerechtigkeit - Liebe - Reinheit“ in der gewohnten Weise von dem feistehenden Glockenturm, der allein in seiner Balken-Konstruktion von der früheren Tempel-Anlage unverändert stehengeblieben ist.

 

Beim Einlaß in die von vollem Tageslicht durchflutete Halle beglückt uns erneut deren Weite und schlichte Schönheit. Unser Blick bleibt an dem mit hunderten von roten Rosen geschmückten halbkuppelförmigen Altarraum hängen. Drei Stufen und nochmals vier Stufen führen zu dem Altar empor. Hinter diesem der violette Vorhang und das lebensgroße Bild des HERRN im Ornat, wie Er es bei den Feiern trug. Neben dem Altar die hohen Sessel für Frau Maria und Fräulein Irmingard. Seitlich von den Sesseln der Hohen Frauen stehen auf hohen Kandelabern die siebenarmigen Leuchter, die von dem Jünger Richard Nagel zu Lebzeiten des HERRN für die erste Andachtshalle gestaltet wurden. In dem Halbrund des Altarraumes seitlich anschließend die Tische mit dem Brot und mit dem Wein für das Mahl.

 

Rechts und links zur Seite sitzen die Apostel IMANUELS, ebenso Frau Vollmann und Herr Alexander, an dessen Sessel die grüne „Fahne des HERRN“ und damit des Grales, mit dem goldenen gleichschenkligen Strahlenkreuz im Quadrat lehnt.

 

Rings von Rosen geschmückt, trägt der Altar 7 Kerzen als Heilige Zahl für den Willen Gottes, in deren Mitte die rote Schale als Symbol des Heiligen Grales, davor das aus der Scheide gezogene blanke Schwert als Zeichen des jetzigen Gerichtes für die Menschheit. Darunter, vor dem Altar hängend, die reich verzierte Scheide für das Krummschwert.

 

Mit den ersten Orgelklängen treten Frau Maria und Fräulein Irmingard erstmals in den geweihten Raum, in dem nun das „Fest der Heiligen Taube“ in der von dem HERRN für alle Zeit bestimmten Weise abläuft. Der Apostel Herbert Vollmann liest Worte, die der HERR bei einer Feier sprach. Es folgen Worte des HERRN über die Bedeutung der Versiegelung für den Menschengeist als bedeutendstes Geschehen für sein Sein, nicht nur des Erdenlebens. Irmingard vollzieht die Versiegelung mit den Worten: „Mit der Reinheit dieses Wassers gebe ich euch nun das Zeichen Seines Vaters, unseres Gottes und Herrn, das euch ihm zu eigen macht und dem Lichte vermählt. Nehmt auch die Kraft des Heiligen Geistes, die euch schützend führen und erleuchten wird, solange ihr dem Lichte zustrebt. Amen.“

 

Herr Vollmann vollzieht die Trauung für die Paare, die den Bund der Ehe bei dieser Feier schließen, und erteilt danach den Trausegen für die Ehepaare, die den Segen des Heiligen Grales für ihren Bund auf Erden noch später erbitten. Dann ruft Herr Vollmann als „Sein Apostel“ aus unseren Reihen die, die den ersten Ruf erhalten für die Vorbereitung für den Dienst des Grales auf Erden.

 

Stehend erleben wir, wie Frau Maria hinter den Altar tritt, den Strom des Segens aus dem Licht auf das Brot und auf den Wein erbittet und uns zu dem Mahle lädt, das uns für alle Zeit verbinden soll. Nach dem Umgang hebt Frau Maria die Schale, der Höhepunkt der Feier ist gekommen, mit geöffneten Herzen nehmen wir den Segen aus dem Lichte auf. Ausklingend sendet uns Frau Maria, den Menschen den ersehnten Frieden, Erdenglück und Werte für die Ewigkeit durch das Wort des HERRN zu bringen und schließt mit den Worten: „Wirket sieghaft in dem Wort!“ Zutiefst ergriffen und von dem Willen zu dem Guten erfüllt, verlassen wir bei Glockenklängen in würdiger Ruhe den Tempel.

 

Mit dieser Mai-Feier 1952 und der Weihe des Tempels auf dem Vomperberg begann für die gesamte Gralsbewegung eine neue Zeit und weltweite Entwicklung, in der das stille Wirken von Frau Maria zum Ausdruck kam.

 

Ein neuer Lebensabschnitt begann aber auch für mich und meine Frau Adele, geborene Clasen, die wir bei dieser ersten Feier in dem neuen Tempel die Trauung erhalten haben. Abgesehen von dieser hohen Handlung verliefen die Tage der Feier für Adele unverändert im Dienst von früh bis spät im Gästehaus, während ich die Tage mit meiner Schwiegermutter Anna Clasen und meinem Schwager Adolf Clasen aus Reinfeld/Holstein im Gespräch zusammen war. Frau Maria hatte gestattet, daß Frau Clasen als evangelische Pfarrfrau und ihr Sohn als Nicht-Kreuzträger den Ablauf der Feier an allen 3 Tagen miterleben durften. Aus West-Berlin kommend, erlebten auch meine Mutter und Schwester unsere Grals-Trauung als Feierteilnehmer mit.

 

Nach der Feier wurden Adele und ich von Frau Maria in dem Empfangszimmer des HERRN im Verwaltungsgebäude der Siedlung empfangen. Meine Frau betrat den großen, mit erlesenen Möbeln und Kunstwerken ausgestatteten Raum zum ersten Mal, während ich in den Jahren 1936 und 1937 von dem HERRN hier schon empfangen worden war. An das Gespräch im einzelnen mit Frau Maria können wir uns nicht mehr erinnern, wir wissen aber von der Zustimmung und Freude von Frau Maria, daß wir beide den Bund fürs Leben geschlossen haben.

 

Die Worte von Frau Maria unter ihrem Bild mahnen uns stets daran, daß die Forderungen an uns in einer Ehe im Sinne der Gralsbotschaft strenger sind. In gleichem Sinne widmete Fräulein Irmingard uns ihr Bild mit der Unterschrift: „Gemeinsam beschreitet nun den lichten Pfad, der Euch zum Ziele führt. Irmingard. 30. Mai 1952.“

 

Nach diesen Tagen einer „Hohen Zeit“ auf dem Heiligen Berg und einer kurzen Reise in die Schweiz richteten wir unser Heim in München ein, wo wir am südlichen Stadtrand in der Waldsiedlung Neukeferloh eine kleine Mansarden-Wohnung gefunden hatten. Auf den persönlichen Rat von Frau Maria hatte Adele ihren Beruf als Krankengymnastin, zuletzt bei dem bekannten Chirurgen Prof. Dr. Max Lange, Chefarzt des Versorgungskrankenhauses Bad Tölz, zu dessen Bedauern im Mai beendet. Die Aufgabe des Berufes war anfangs für Adele schwer, besonders weil die Arbeit mit den kranken Menschen ihr ein inneres Anliegen war. Ihre Berufung bei dem „Fest des Strahlenden Sternes“ 1946 bringt dies mit den Worten zum Ausdruck: „Maria schenkt Dir die Kraft, kranken Menschen Hilfe zu bringen. Doch denke daran, daß mit dem Körper auch der Geist gesunden muß. Diese Hilfe kannst Du ihnen bringen durch Dein Vorbild. Es sei ihnen Beweis, daß Du im Worte Imanuels das Höchste gefunden hast.“

 

Zu der diesjährigen Geburtstagsfeier für Frau Maria erhielten wir nun gemeinsam die Einladung der Grals-Verwaltung zum Kaffee und den Vorführungen der Bergbewohner auf dem Alexander-Platz der Siedlung, der wir gern folgten.

 

Die Zeit der Vorbereitungen für die Feier zum „Fest der Reinen Lilie“ 1952 brachte für Adele eine Überraschung und große Freude: Sie wurde von Fräulein Irmingard zum Altardienst bei den Feiern eingeteilt, den sie während vieler Jahre ausführen durfte.

 

An die folgenden Monate knüpft sich eine andere Erinnerung, die Übernahme der Gaststätte „Weberhof“ durch Frau Maria von der Familie Wurm. Diese Vorbesitzer betrieben neben der Landwirtschaft seit altersher auf dem Vomperberg einen Ausschank. Um den dringendsten Bedürfnissen der Besucher der Familie Bernhardt und der entstehenden Grals-Siedlung entsprechen zu können, unterstützte Herr Bernhardt seit Jahren den Ausbau des „Weberhofes“ zu einer Gaststätte. Später vermittelte er die Schenkung und Aufstellung des von dem Ehepaar Gecks ursprünglich in der Siedlung erbauten Holzhauses als Dependance des Weberhofes.

 

Den steigenden Anforderungen der stetig wachsenden Zahl der Gäste, besonders zu den Feiern, und den gehobeneren Ansprüchen ausländischer Gäste konnte der Familienbetrieb Wurm auf die Dauer nicht entsprechen. Nach jahrhundertealtem Brauch ist es in Tirol fast unmöglich, einen Bauernhof durch Kauf zu erwerben. Die Besitzer geben den Grund nur im Tausch her, bei dem die eingetauschte Wirtschaft wesentlich wertvoller als die eigene frühere sein soll. So mußte es auch hier geschehen, um die Eigenständigkeit der Grals-Siedlung und ihre Aufgaben für die Zukunft sicher zu stellen. Das Ehepaar Wurm tauschte den „Weberhof“ gegen den „Vomperhof“ ein, einen wesentlich größeren Gasthof im Dorf Vomp. Jahre später sagte mir gelegentlich in einem Gespräch der Sohn und Erbe der Familie Wurm, „er wüßte ja, daß der ‘Vomperhof’ dreimal so viel wert gewesen sei wie der alte ‘Weberhof’ - aber man hatte ihn ja haben wollen.“

 

Mit dem Erwerb und dem Ausbau des Weberhofes zu einer den Erfordernissen der Zeit und der Entwicklung entsprechenden Gaststätte war im Jahre 1953 die Voraussetzung und Grundlage für den eigenen Gästebetrieb der Grals-Verwaltung geschaffen worden. Zusammen mit anderen Kreuzträgerinnen meldete sich Adele zur Hilfe bei der Reinigung und Renovierung des alten Hauses. Frau Maria beaufsichtigte während dieser Zeit streng alle notwendigen Arbeiten und deren sorgfältigste Ausführung. Mit der Führung des Gaststätten-Betriebes als Wirtin betraute Frau Maria die schon langjährig im Hause Bernhardt tätige Frau Blandine Wagner, die viele Jahre hier auch die Küche für die Angestellten führte.

 

Mitte Juli 1953 besuchte Frau Maria die Jüngerin Frau Maria Luft in deren Hause in München, Möhlstraße 25. In der im ersten Stockwerk gelegenen Wohnung des Ehepaars Luft waren Oskar Ernst Bernhardt und seine Frau Maria nach dem Ersten Weltkrieg zu Beginn der zwanziger Jahre wiederholt zu Besuch gewesen. Hier nahmen auch andere Besucher an den Gesprächen teil, die damit in die Zeit der ersten Vorträge des HERRN gefallen sind. Neben ihren Aufgaben als Hausfrau und später nach dem Tode ihres Mannes als Verwalterin des Hauses war Frau Luft Kunstmalerin, ausgebildet an der seinerzeit bekannten „Karlsruher Schule“.

 

Jahre später wurde Frau Luft als eine der ersten Kreuzträgerinnen von dem HERRN versiegelt und bei der Feier zum Fest des Strahlenden Sternes 1931 zur Jüngerin berufen. Als sich zu Beginn der dreißiger Jahre ein Gralskreis in München durch die Jüngerin Elisabeth Gecks bildete, stellte Frau Luft außer der Wohnung für Frau Gecks das große Eckzimmer ihrer Wohnung dem Gralskreis als Andachtsraum zur Verfügung.

 

Frau Maria selbst berichtet von diesem Tag in einem Brief vom 17.7.1953 handschriftlich: „Liebe Frau Lichtenberg! Ja, wir waren bei Frau Luft und zwar von ½ 9 Uhr bis mittags. Dann fuhren wir nach Rosenheim (zu Besuch bei dem Jünger Erich Walkhoff) und an den Chiemsee. Ich war sehr froh, daß es mir so gut bekam. Nicht ein bissel müde war ich. Es war ja herrliches Wetter. - Leider haben wir uns die Bücher-Ausstellung (in dem Schaukasten der Stiftung Gralsbotschaft) im Fußgänger-Durchgang (vor dem Münchner Hauptbahnhof) noch nicht angesehen. - Bitte grüßen Sie Ihren Mann und seien Sie selbst herzlich gegrüßt von Ihrer Frau Maria.“

 

Wenige Wochen später, während der Tage nach der September-Feier 1953 auf dem Vomperberg war Adele gerade zu Besuch bei Fräulein Irmingard in ihrem früheren kleinen Büro im Erdgeschoß des Verwaltungsgebäudes, als Frau Maria in die Tür trat und in der von dem hellen Sonnenlicht des schönen Herbsttages durchfluteten Türöffnung im Gespräch mit Fräulein Irmingard stehenblieb. Beim Anschauen von Frau Maria hatte Adele plötzlich das innere Wissen: „Du siehst Frau Maria zum letzten Mal.“ Auf die innere Frage: „Warum?“ glaubte sie zu hören: „Du siehst Frau Maria zum letzten Mal.“

 

Einige Tage danach hatte Adele in München einen Traum, der nach dem Erleben früherer ähnlicher Traumbilder ein unheilvolles Ereignis befürchten ließ. Im Traum saß sie auf einem hohen Baum, der Himmel über ihr und die Weite ringsum, alles erschien grau in grau, unter ihr nur graues, langsam dahin fließendes Wasser. Das Wasser, besonders das graue Wasser, bedeutet in ihren Traumbildern Unheil.

 

Die Nachricht, was geschehen war, brachte uns ein Brief von Fräulein Irmingard vom 18. September 1953 aus Vomp: „Liebe Frau Lichtenberg! Vielleicht haben Sie in der Zwischenzeit von Mutters Unfall gehört. Sie stürzte am Dienstag früh im Schlafzimmer, wohl über den Teppich, und hat sich den rechten Oberschenkel und den linken Arm über dem Handgelenk gebrochen. Sie liegt im Innsbrucker Krankenhaus im Streckverband. Sie können sich denken, wie das für uns alle entsetzlich ist. Im allgemeinen fühlt sie sich den Umständen entsprechend nicht schlecht, aber die Gewißheit, daß es so lange dauert, ist bedrückend. Ich sende Ihnen viele herzliche Grüße, Irmingard Bernhardt.“

 

Die schwere Zeit in der Universitätsklinik in Innsbruck dauerte für Frau Maria bis Mitte Dezember. Dann erreichte uns in Neukeferloh mit einer Ansichtspostkarte vom Vomperberg die gute Nachricht: „Vomperberg, Grals-Siedlung, 15. Dezember 1953. Liebe Frau Lichtenberg! Finden Sie es nicht herrlich, daß Frau Maria wieder zu Hause ist und es geht alles so gut. Herzliche Grüße von Inge Land.“ Mit zitteriger Hand hatte Frau Maria die Worte darunter geschrieben: „Herzliche Grüße von Ihrer Frau Maria. Ich bin ja so glücklich!“

 

Diese gute Nachricht erreichte uns in den Tagen unseres plötzlich erforderlich gewordenen Umzuges von Neukeferloh nach München, in das Haus der Lichtstätte, Möhlstraße 25. Eine zunehmende Herzschwäche, verstärkt durch das Leben in der Großstadt, zwang den Jünger Dr. Friedrich Rauber zu dem Entschluß, seine Arztpraxis und Wohnung im zweiten Stockwerk des Hauses kurzfristig aufzugeben und zu seinem gemeinsamen Hauptwohnsitz mit seiner Frau auf der Insel Reichenau im Bodensee zu übersiedeln.

 

Bei der Wohnungsnot nach dem Kriege waren alle Wohnräume von der Stadtverwaltung streng bewirtschaftet. Dies bedeutete, sobald dem Wohnungsamt der Auszug des Mieters Dr. Rauber bekannt wurde, wäre irgendein dringend vorgemerkter Anwärter von dem Wohnungsamt in die Wohnung eingewiesen worden. Dies sollte wegen des im Hause befindlichen Andachtsraumes und der künftigen Aufgaben des Hauses als Lichtstätte verhindert werden. Die Wohnung mußte darum vor dem Zugriff des Wohnungsamtes bereits von einem anderen Mieter bezogen sein. So entschlossen meine Frau und ich uns innerhalb von 3 Tagen kurz vor dem Weihnachtsfest, die große 7-Zimmer-Wohnung mit 3 Untermiet-Parteien und vielen unbehobenen Kriegsschäden zu übernehmen. Der Umzug erfolgte am 19. Dezember 1953.

 

Mit dem Einzug in das Haus der Lichtstätte in München begannen für meine Frau und mich neue Aufgaben, ein neuer Lebensabschnitt.

 

Die Jüngerin Frau Elisabeth Gecks war die Leiterin des Gralskreises in München und wohnte damals - ebenso wie Frau Maria Luft - im 1. Stockwerk des Hauses. Frau Gecks hatte zuvor Jahre in der Grals-Siedlung in der Nähe des HERRN gelebt und war als Jüngerin von IHM in die Niederungen nach München gesandt worden, um die „Gralsbotschaft“ - die „Neue Lehre“, wie sich Frau Gecks oftmals ausdrückte - zu verbreiten.

 

Dies konnte zu Beginn der dreißiger Jahre bei der rechtsstaatlich garantierten Religionsfreiheit im Deutschland der „Weimarer Republik“ während der Regierungszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg unbehindert geschehen.

 

In der gleichen Zeit und mit dem gleichen Ziel der Verbreitung des Gralswissens in Deutschland wurde der „Naturphilosophische Verein von Gralsanhängern e.V.“ mit Genehmigung und mit der Namensgebung durch den HERRN in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins in Berlin gegründet, der auch Ortsgruppen in anderen Städten Deutschlands ins Leben rief. Der Hauptsitz befand sich in dem westlichen Stadtteil Berlin-Grunewald, Winklerstraße 23. In dem schönen weißen Haus inmitten eines Gartens wohnten Mitglieder des Vereins und betreuten den Verkauf und die Lagerung der damaligen Grals-Literatur sowie die Räume für die Mitglieder-Zusammenkünfte und für Gespräche mit Suchenden. Die geistige Leitung lag in den Jahren bis 1936 bei dem in England gebürtigen Jünger Randolph Freeman-Eales, der in dem Hause wohnte und nach dem Bericht von Zeitzeugen hier auch Gralshandlungen wie die Erteilung des Kindersegens vornahm.

 

Dem persönlichen Wirken des Jüngers Freeman-Eales in Gesprächen verdanke ich es, im Dezember des Jahres 1935 durch Vermittlung der Heilpraktikerin und Heilmagnetopathin Frieda Jaaks-Müncheberg die Botschaft erhalten zu haben. Die Bücher „Aus verklungenen Jahrtausenden“, „Verwehte Zeit erwacht“ und die Wegbereiter in den Ausgaben von 1935 habe ich dort Anfang des Jahres 1936 kaufen können.

 

Kurz danach, in den Jahren 1936/37 hat sich der „Naturphilosophische Verein von Gralsanhängern e.V.“ auf Anweisung des HERRN selbst aufgelöst, um dem Verbot und der Beschlagnahme seines Vermögens und des Bücherbestandes durch die an die politische Macht gekommene „Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) zuvorzukommen.

 

Aus dem gleichen Grunde erfolgte im Jahr 1937 auch die Selbstauflösung von dem Verlag „DER RUF“ G.M.B.H. München.

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und damit der Hitler-Diktatur im Mai 1945 wurde das „Haus Möhlstraße 25“ in München wieder Sammelpunkt der Kreuzträger. Bald nach unserem Einzug in das Haus veranlaßte Anfang 1953 Frau Maria, ich solle Frau Gecks bei der Leitung des Gralskreises unterstützen und sie bei der Führung der geschäftlichen Aufgaben entlasten.

 

Wenig später besuchte mich Herr Dr. Erich Walkhoff in seiner Eigenschaft als Vorstand des Vereins „Grals-Verwaltung für Deutschland“ und teilte mir mit, daß Frau Gecks die Leitung des Gralskreises in München aus Gesundheitsgründen nicht länger ausüben könne und Frau Maria mich als „geistigen Leiter“ und Herrn Friedrich Kunberger als „geschäftlichen Leiter“ des Kreises bestimmt habe.

 

Dies bedeutete das Ende einer Ära für München, in der eine von dem HERRN für ihre Aufgabe vorbereitete Jüngerin in hohem Alter zurücktrat. Es war ein erster Generationswechsel, mit dem eine jüngere Vorkriegs-Generation von Kreuzträgern die Verantwortung der Leitung übernahm.

 

Dies bewirkte nicht nur die weitere freudige Mitarbeit aller älteren Kreuzträger an der Neugestaltung der Zukunft des Kreises, sondern der Wechsel löste auch eine Aufbruchstimmung bei der damals - 1953 - noch jungen Nachkriegs-Generation Münchner Kreuzträger aus.

 

Die wichtigste Aufgabe für die nunmehr Beauftragten war es, die durch die Persönlichkeit der Jüngerin Frau Gecks bestimmte Harmonie und geistige Lebendigkeit in dem Münchner Gralskreis zu erhalten. In diesem Sinne wurden die regelmäßigen Monats-Treffen der Kreuzträger fortgesetzt, bei denen die Kreuzträger über alle gegenwärtigen Ereignisse und weltweiten Entwicklungen der Gralsbewegung unterrichtet und zu geistiger Mitarbeit angeregt wurden. Viele Jahre noch betätigte sich der gemischte Chor unter der Leitung von Herrn Rudolf Pergler. Zur Förderung junger Künstler aus Kreuzträgerfamilien wurden Hauskonzerte - auch mit geladenen Gästen - veranstaltet.

 

Eine für die Entwicklung und die Zukunft des Kreises besonders wichtige Aufgabe führte Frau Gecks zur Freude aller Beteiligten selbst weiter: Die regelmäßigen Kinder- und Jugendstunden im Hause. Jahrzehnte später noch hörte ich oftmals von damals jugendlichen Männern und Frauen, wie gern sie zu den Treffen bei Frau Gecks gegangen seien und welchen entscheidenden Einfluß die Art und die Überzeugung von der Gottes-Sohnschaft des HERRN von Frau Gecks auf ihre geistige Entwicklung gerade in diesen Entwicklungsjahren gehabt hätte.

 

Gleichzeitig aber galt es, dem Gralskreis mit etwa 200 Versiegelten den äußeren und gesellschaftlichen Rahmen in einer Großstadt zu geben, der sich infolge der wirtschaftlichen Notlage der vergangenen 10 Nachkriegsjahre nicht entsprechend dem inneren Aufbau hatte entwickeln können.

 

Den Schwerpunkt meiner Aufgabe als geistiger Leiter des Kreises erkannte ich darin, die Sonntagsandacht im Hause zu dem wichtigsten Geschehen im Rahmen unserer Gemeinschaft in das Bewußtsein aller Versiegelten zu bringen. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür war ein entsprechend würdiger Raum für die Andachten.

 

So war das dringendste irdische Erfordernis die Vergrößerung und Neugestaltung unseres Andachtsraumes. Dieser zeigte ja noch das Aussehen des Wohnzimmers, in dem der HERR und Frau Maria bei ihren Besuchen im Hause zu Anfang der Zwanziger Jahre des Jahrhunderts geweilt hatten.

 

In vorbereitenden Arbeiten zur Gestaltung der Andachtsräume und Lichtstätten der Gralskreise hatte der Jünger Erich Walkhoff in steter Verbindung mit Frau Maria, Fräulein Irmingard und Herrn Alexander die seitdem geltenden Grundformen für die Gestaltung der Andachtsräume und Lichtstätten bestimmt.

 

Entsprechend diesen vorangegangenen Gesprächen erarbeitete die Architekten-Gruppe Helmut Schöner, Edgar Frasch, Georg Pein und Armin Mayer-Voigt die Planung für den erweiterten Andachtsraum und fertigte ein Modell von diesem, das von meiner Frau und mir mit unserem Volkswagen „Modell Käfer“ zur Grals-Verwaltung Vomperberg gebracht wurde.

 

Dieser sachlich architektonische Entwurf wurde von Frau Maria gut befunden. Somit war uns die Möglichkeit gegeben, mit der geistigen Unterstützung von Frau Maria das „Haus München Möhlstraße 25“ zu einer der ersten Lichtstätten auszubauen.

 

Gemeinsam, in froher Zusammenarbeit, die meisten Bauarbeiten in Eigenleistung ausführend, gingen im Juli 1954 alle einsatzfähigen Münchner Kreuzträger an die Arbeit, den Andachtsraum auszubauen und mit einem neuen Altar, einem Gestühl für 100 Personen und mit passenden Leuchten auszustatten. Gleichzeitig wurde das ganze Haus einschließlich des Treppenhauses renoviert und weitere noch am und im Hause sichtbare Kriegsschäden behoben.

 

Mit der Neugestaltung des „Hauses Möhlstraße 25“ als Lichtstätte war die Voraussetzung geschaffen worden, als Gralsbewegung in die Öffentlichkeit zu treten und Vorträge im eigenen Hause zu veranstalten. Der Hauptredner war der Jünger Dr. Friedrich Rauber und bei seinen Vorträgen war der Andachtsraum gelegentlich bis auf den letzten Platz besetzt. In dem Hause Möhlstraße 25 wohnten und wirkten drei Jünger des HERRN und es war eine Zeit der Kündung des Wortes, in der Herr Dr. Rauber, Herr Helmut Schöner, Herr Rudolf Pergler und andere öffentliche Vorträge über die Gralsbotschaft in der Bundesrepublik Deutschland und besonders in München hielten.

 

Unvergeßlich ist der Abend im Vortragssaal des Deutschen Museums in München, an dem der Jünger Dr. Friedrich Rauber im öffentlich angekündigten und stark besuchten Vortrag kündet: In Abd-ru-shin, dem Bringer der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, ist der von Jesus verheißene Menschensohn IMANUEL erstanden. Er bezeuge: Abd-ru-shin trage die Zeichen seiner hohen Sendung und er, Dr. Rauber, habe sie geschaut: Das lebende Kreuz der Wahrheit, strahlend aus ihm, und die göttliche Taube über ihm.

 

Uns Versiegelten schlugen die Herzen höher, die anderen Besucher des Kündungsvortrages zeigten sich unbeeindruckt. So wurde diese Art der Kündung nicht wiederholt.

 

Der engen Zusammenarbeit mit den Gralskreisen gab der Jünger Dr. Viktor Walter als Leiter der „Stiftung Gralsbotschaft“ dadurch Ausdruck, daß er einen Kreuzträger in den großen Gralskreisen zu seinem Beauftragten wählte, über den er die Verbindung zu dem Leiter des Kreises hielt. In München verbanden sich beide Aufgaben in meiner Person.

 

So wurde ich von Herrn Dr. Walter zu wichtigen Besprechungen in München hinzugezogen. Auf diese Weise durfte ich die Zusammenkunft von Herrn Dr. Walter und Herrn Dr. Kurt Große, Augsburg, in einem Hotel am Münchner Hauptbahnhof miterleben. In diesem berief Herr Dr. Walter in Übereinstimmung mit Frau Maria Herrn Dr. Kurt Große statutengemäß zu seinem Nachfolger als Leiter der Stiftung Gralsbotschaft für den Fall seines Ablebens.

 

Vorausgegangen war diesem Gespräch eine Jahrestagung der „Internationalen Gralsbewegung“ auf dem Vomperberg, an der ich an der Seite von Herrn Dr. Walkhoff teilnehmen durfte. In dieser forderte Herr Alexander die anwesenden Leiter auf, einen Stellvertreter zu bestellen, der im Todesfalle oder anderweitiger Verhinderung seine Tätigkeit fortführen könne. Hierauf richtete Herr Dr. Walter die Frage an Herrn Alexander, ob dies auch für ihn gelte, da er mit Abstand der Jüngste der anwesenden Leiter sei. Als wäre es gestern gewesen, klingt mir noch die kraftvolle Stimme von Herrn Alexander im Ohr: „Dies gilt auch für Sie, Herr Dr. Walter.“

 

Unerwartet früh, im 52. Lebensjahr, im Sommer des Jahres 1957 verstarb Herr Dr. Walter als erster aus dem Kreis der Leitenden. Als Miterlebender dieses uns Kreuzträger zutiefst erschütternden Geschehens wurde mir das weise, vorausschauende Einwirken von Frau Maria und Herrn Alexander auch auf die Jünger bewußt.

 

Dies galt auch auf anderen Gebieten für den sichtbaren Aufbau der Gralsbewegung. In enger geistiger Zusammenarbeit mit Frau Maria wurde in diesem Jahrzehnt durch den Jünger Dr. Erich Walkhoff die feierliche Beisetzungshandlung für Kreuzträger in den Niederungen als einzige Gralshandlung in der Öffentlichkeit entwickelt.

 

Zu Lebzeiten des HERRN fanden meines Wissens Gralsbeisetzungen für Kreuzträger nur auf dem Heiligen Berg statt. Von der vom HERRN gegebenen Grundform ausgehend, wurde die Auswahl der Botschaftsworte im Einvernehmen mit Frau Maria getroffen und der Ablauf der Handlung bestimmt. Von besonderer Bedeutung war die Wahl der Farbe und des würdigen Eindruckes des grünen Mantels für den Amtierenden. Ich habe es in der Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Walkhoff miterlebt, wie er mit dem ganzen Einsatz seiner Persönlichkeit bemüht war, die vollendete Form der Gralsbeisetzung und der Kleidung für den Amtierenden in der Öffentlichkeit zu finden. Er reiste nach London und ließ sich Entwürfe von den besten englischen Ateliers anfertigen, nach denen die ersten grünen Mäntel in Münchner Schneider-Werkstätten angefertigt wurden.

 

Herr Dr. Walkhoff übernahm selbst als Amtierender die ersten Beisetzungen und gestaltete den würdigen Ablauf der Beisetzungshandlung nach dem Vorbild im Tempel auf dem Heiligen Berg. In die seitdem geltende Form der Beisetzung setzte Herr Dr. Walkhoff die Amtierenden in den Galskreisen ein, zu denen ich in München auch gehören durfte.

 

In diesen Jahren bahnte sich auch eine andere wichtige Entwicklung in München an, die in den kommenden Jahren zu der Übernahme des „Hauses Möhlstraße 25“ aus dem Privatbesitz von Frau Maria Luft durch den gemeinnützigen Verein „Grals-Verwaltung für Deutschland“ führte.

 

Wie vielen deutschen bürgerlichen Familien der Vorkriegszeit war es auch Frau Luft ergangen: sie hatte ihr für die Altersversorgung erspartes Vermögen durch die Inflation als Folge des Krieges verloren, und ihr Hausbesitz hatte große Sachschäden durch die feindlichen Luftangriffe erlitten. Die Altersversorgung war nicht mehr gewährleistet, und die Behebung der Bombenschäden aus eigenen Mitteln war unmöglich.

 

Als Mieter des Hauses und Leiter des Kreises war ich auf eine enge Zusammenarbeit mit Frau Luft angewiesen und riet ihr, einen Leibrentenvertrag mit dem Hauptmieter, der „Grals-Verwaltung für Deutschland“ anzustreben. Meine in ihrem Namen geführten Gespräche mit Herrn Dr. Walkhoff als Leiter des gemeinnützigen Vereins führten zum Ziele. Der Abschluß des Leibrentenvertrages bedeutete für beide Teile eine gute Lösung: Das in bester Verkehrs- und Wohnlage Münchens gelegene Grundstück und Haus kam in das Eigentum der „Grals-Verwaltung für Deutschland“, und Frau Luft war im Alter von den Haussorgen befreit und konnte ihrem Wunsch entsprechend in die Grals-Siedlung auf dem Vomperberg nach Tirol übersiedeln und war dort bis an ihr Lebensende versorgt.

 

So vergingen Jahre einer frohen und fruchtbringenden Zusammenarbeit aller Kreuzträger, ob jung oder alt in gegenseitiger Ergänzung.

 

Die voranstürmende junge Generation, die während ihres Studiums in den ersten Nachkriegsjahren in München zur Gralsbewegung gefunden hatte, erstrebte zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten mit der Zeit zunehmend eine schnellere Anpassung an das unter dem Lichtdruck sich immer schneller entwickelnde Zeitgeschehen. Sie suchte ihre Ideen und Vorstellungen für die Lösung ihrer inneren Probleme und der Generationsprobleme sowie für die Bewältigung der äußeren zeitgemäßen Aufgaben tatkräftiger und schneller zu verwirklichen.

 

So schien der Zeitpunkt für einen nochmaligen Generationswechsel in der Leitung des Kreises gekommen zu sein. Im April 1957 berief Herr Dr. Walkhoff Herrn Helmut Schöner zum Leiter des Gralskreises in München.

 

Nach dieser Schilderung der Entwicklungen im Rahmen des Gralskreises in München zurück nach Tirol und dem dortigen Geschehen, wo meine Frau Adele und ich an der Dezember-Feier 1953 auf dem Heiligen Berg teilnehmen konnten.

 

Das „Fest des Strahlenden Sternes“, das „Fest der Rose“ ist als das „Fest der Göttlichen Liebe“ Frau Maria zum Dank für ihr Wirken auf Erden geweiht. Aber erstmals konnte Frau Maria das Heilige Mahl bei der Feier nicht selbst segnen und uns dazu laden. Unvergessen, aber nicht mit Worten wiederzugeben, bleibt das Erleben von Freude und Dank für die Gnade des Lichtes, nun durch Fräulein Irmingard den Segen aus höchsten Höhen in dem Heiligen Mahl aufnehmen zu können. Die hohen Handlungen der Versiegelungen, der Berufungen und des Babysegens bei den Feiern hatte Fräulein Irmingard schon vor Jahren übernommen.

 

Mit Beginn des Jahres 1954 kehrten meine Frau und ich in unsere neue Wohnung in München, Möhlstraße 25, zurück. Trotz vieler Arbeit bei der Einrichtung und den Beschaffungs-Schwierigkeiten in diesen Nachkriegsjahren infolge Geld- und Materialmangels waren unsere Gedanken immer wieder bei Frau Maria, bei ihrem Gesundheitszustand und den Folgen des Unfalles. So waren wir über die Nachricht hocherfreut, daß am 17. Februar 1954 Schwester Marieluise Rabus auf den Vomperberg zuzog und die Pflege von Frau Maria im Gralshaus übernahm. Durch Frau Gecks hatten wir die Vorgeschichte in München miterleben können. Frau Gecks hatte bei einem früheren Aufenthalt in dem Münchner Krankenhaus Oberföhring die Krankenschwester Marieluise kennen und schätzen gelernt. Nach dem Unfall von Frau Maria veranlaßte Frau Gecks Herrn Dr. Walkhoff in Rosenheim, sich mit Schwester Marieluise - jetzt in Wilhelmshaven tätig - in Verbindung zu setzen und sie um die Übernahme der Pflege von Frau Maria auf dem Vomperberg zu bitten. So geschah es und seitdem lebt und wirkt „die Schwester“ im Gralshaus und in der Grals-Siedlung.

 

Während Frau Maria in den früheren Jahren an allem Geschehen in der Siedlung und in der Leitung der Gralsbewegung teilnahm und notfalls tatkräftig eingriff, verlebte sie nun ihre Tage in ihrem Wohnhaus oder bei warmem Wetter im Garten. So sahen wir Frau Maria in den nächsten Jahren wohl einmal auf einer Gartenbank oder in der Nachmittagssonne in der Glasveranda im Obergeschoß des Hauses sitzen. Es hatte die Zeit begonnen, in der Frau Maria zurückgezogen im stillen und nach außen durch Fräulein Irmingard und Herrn Alexander wirkte.

 

In diesen Jahren durfte Adele Frau Maria noch einige Male im Gralshaus besuchen und erinnert sich dankbar der Güte und Zuneigung, die sie dabei von Frau Maria erfahren durfte.

 

Über die letzten Erdenlebensjahre von Frau Maria senkte sich ein Schatten, der sie schmerzlich traf, ebenso auch ihre Familie und alle Bekenner der Gralsbotschaft. In der Presse von Tirol und Deutschland erschienen Artikel, die Angriffe und Schmähungen gegen das Werk Abd-ru-shins „Im Lichte der Wahrheit“ Gralsbotschaft, die Grals-Siedlung Vomperberg und deren Leitung richteten. Ihren Ausgang nahmen die Angriffe und Verleumdungen von dem Kooperator Friedrich Jesacher, der 1950 in der Dorfgemeinde Vomp als katholischer Pfarrer eingesetzt worden war und es als seine seelsorgerische Aufgabe als katholischer Priester betrachtete, verleumderisches Material gegen die „Heiden am Vomperberg“ zu sammeln, das ihm Gegner der Gralsbewegung und haßerfüllte Abtrünnige der Glaubensgemeinschaft willig für seinen Kampf gegen die „seltsame religiöse Sekte“ zutrugen. In religiösem Übereifer ließ sich der Priester zu unqualifizierten Beschimpfungen gegen Frau Maria Bernhardt und die von ihr geleitete Gralsbewegung hinreißen.

 

Diese Darstellung der Vorgeschichte der danach unvermeidlich gewordenen Ehrenbeleidigungsklage der Leiterin der Gralsbewegung gegen den Kooperator Jesacher ist wörtlich der „Wiener Zeitung“ Nr. 301, Seite 4, vom 29. Dezember 1954 (Eigentümer und Herausgeber: Die Republik Österreich, Wien 1) entnommen.

 

Der Artikel erschien unter der Überschrift in Schlagzeile: „Die Gralsbewegung und ihre Gegner“ - „Eindrücke aus einem Ehrenbeleidigungsprozeß in Tirol“ - und berichtete nach der in aller Kürze dargestellten Vorgeschichte sachlich den Verlauf des Prozesses vor dem Bezirksgericht Schwaz. Zusammenfassend heißt es in der „Wiener Zeitung“: „In Übereinstimmung mit dem Vertreter der Anklage hätte man als unbeteiligter Zuhörer bei der Verhandlung und bei der Beweisführung Anlaß zu der Feststellung, daß es mithin nicht so sehr seelsorgerische Motive waren, die den Kampf gegen die Gralsleitung auslösten, sondern die Gegner der Bewegung haben vielmehr den Priester vorgeschoben, um ihren Haßgefühlen freien Lauf zu lassen.“

 

Abschließend schreibt die „Wiener Zeitung“: „In der Tiroler Öffentlichkeit wurde der Prozeß kaum vermerkt. Dort weiß man schon seit langem, die Angelegenheit richtig abzuschätzen. Die Grals-Siedlung am Vomperberg hat übrigens schon bei ihrem Entstehen in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg erheblichen Staub aufgewirbelt und wurde gewiß schon damals von allen Behörden gründlich studiert, ohne daß es zu irgendwelchen Maßnahmen gekommen ist.“

 

Mit dem Rundschreiben der Stiftung Gralsbotschaft, Sitz Schwäbisch-Gmünd, vom 7. April 1955, wies Herr Dr. Viktor Walter als Jünger und Vorstand der Stiftung Gralsbotschaft die Angriffe und Schmähungen gegen Frau Maria und die Leitung der Gralsbewegung zurück und überreichte der Öffentlichkeit die von dem Jünger Daniel Swarovski verfaßte Broschüre „Warum so viel Aufhebens um die Gralsbotschaft Abd-ru-shins und um die Grals-Siedlung Vomperberg?“ Diese Broschüre führte gegenüber den erfolgten Angriffen gegen die Sache des Grales im einzelnen die notwendige Klarstellung herbei und wies gleichzeitig auf die wahre Bedeutung von Werk und Persönlichkeit Abd-ru-shins in der Öffentlichkeit und auch für die Kreuzträger hin.

 

Die gesamte internationale Gralsbewegung, vertreten durch ihre einzelstaatlichen Organisationen, traten den Angriffen ebenso scharf und geschlossen entgegen. In einem gemeinsam unterzeichneten Flugblatt „Eine notwendige Klarstellung“ heißt es: „In letzter Zeit sind in einzelnen Zeitungen und Zeitschriften üble Schmähartikel über unsere Gralsbewegung und deren Leitung erschienen, trotzdem die Glaubensfreiheit in jedem Kulturstaat als unantastbar gilt. - Die Unsachlichkeit und der aus ihnen sprechende Haß richten diese Artikel auch ohne unser Zutun. Wir entgegnen darauf nicht. - Wir wissen uns in dieser Haltung in Übereinstimmung mit allen gerecht und objektiv Denkenden, auch da, wo unser Gedankengut abgelehnt wird. - Wer uns kennt, weiß, daß wir mit dem ganzen Ernst unseres Seins nach wahrem Menschentum in Erfüllung der Gottesgesetze streben und daß uns dazu die in der Gralsbotschaft ‘Im Lichte der Wahrheit’ von Abd-ru-shin ruhende Kraft und lebendige Wahrheit Weg und Leuchte sind.“

 

Dieses Bekenntnis zu dem Werk des HERRN und dessen Fortführung durch Frau Maria mit Unterstützung von Fräulein Irmingard, Herrn Alexander und dem Jünger- und Mitarbeiter-Kreis in der Öffentlichkeit brachte auch die Empfindungen von uns einzelnen Versiegelten zum Ausdruck. Gleichzeitig wurde uns Kreuzträgern durch das geschlossene weltweite Auftreten der selbständigen Landesleitungen der Gralsbewegung bewußt, welche erfolgreiche Aufbauarbeit zu der Verbreitung des „Wortes“ seit dem Ende des Weltkrieges und der Rückgabe der Grals-Siedlung geleistet worden war. In diesen Jahren von 1945 bis 1955 wurden unter Leitung von Frau Maria die Grundlagen erarbeitet, die die geistigen und irdischen Voraussetzungen für die Fortsetzung und Verankerung des Werkes des HERRN auf Erden geschaffen haben.

 

Bei den vielen äußeren Geschehen im Aufbau der Gralsbewegung wollen wir im Rückblick nicht die Anteilnahme und Güte vergessen, die Frau Maria jedem Einzelnen von uns Kreuzträgern erwies, der sie mit Worten oder in Gedanken um Hilfe bat in Krankheit, in seelischer Not oder Zweifel. In dankbarer Erinnerung an das persönliche Wirken von Frau Maria sei daran gedacht, ihrer Liebe größter Teil war Strenge, verbunden mit Gerechtigkeit, Natürlichkeit und Einfachheit.

 

Die weiterführende Leitung der Gralsbewegung und der Grals-Siedlung ging in den letzten Lebensjahren von Frau Maria fast unbemerkt auf Fräulein Irmingard und Herrn Alexander über. Mit der Erweiterung der Aufgaben wuchs langsam auch die Zahl der berufenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, während die Zahl der von dem HERRN versiegelten und berufenen Kreuzträger nach der Vollendung ihrer Erdenaufgaben Jahr für Jahr geringer wurde.

 

So vollendete sich auch nach dem Willen Gott-Vaters das Erdenleben von Frau Maria. Am 19. Dezember 1957 verließ Maria ihren Erdenkörper, um wieder einzugehen in das Licht.

 

Unser Schmerz war groß, als uns die Nachricht in München erreichte. Wir eilten, um an der Beisetzungsfeier am Sonntag, dem 22. Dezember 1957 auf dem „Heiligen Berge“ teilnehmen zu können.

 

In höchster Feierlichkeit bei tiefster Trauerstimmung erlebten wir mit einer großen Zahl Versiegelter aus allen Ländern die Beisetzungsfeier im Tempel. Der schlicht-schöne Holzsarg war in der Mitte des Raumes vor den Altarstufen aufgebahrt. Der freie Raum zu beiden Seiten konnte die Kränze, Gestecke und Blumen als Zeichen der Liebe und Verehrung für Frau Maria kaum fassen.

 

Die für die Beisetzungsfeier im Tempel aus dem Licht gegebenen Worte sprach der Apostel Herbert Vollmann. Danach trugen junge Kreuzträger die schönen Kränze und Blumenspenden von der Aufbahrung zur Andachtshalle hinaus. Tiefster Schmerz in ergriffenem Schweigen erfüllte uns, als der Sarg mit der sterblichen Erdenhülle Marias aus der Halle getragen wurde, gefolgt von dem amtierenden Apostel.

 

Die irdische Hülle wurde zur Pyramide überführt. Während der Beisetzung des Sarges in der Gruft der Pyramide im Beisein von Herrn Alexander warteten wir Kreuzträger bei bitterer Kälte und wolkenbedecktem Himmel auf dem Platz der Siedlung. Fräulein Irmingard und Frau Vollmann schritten als erste zu der Pyramide und legten Blumen auf die bereits wieder geschlossene Gruft. Wir folgten langsam und nahmen einzeln Abschied von Frau Maria.

 

Wieder beschlich uns ein Gefühl der Leere und Verlassenheit wie nach dem Erdentode des HERRN.

 

Aber schon bald konnten wir die geistige Verbindung mit dem Strahl der Liebe aus Maria erspüren. Dies Empfinden wurde für uns Versiegelte zur Gewißheit durch eine Kündung des Apostels Vollmann aus dem Licht: „Fräulein Irmingard vereint in sich die Aufgaben des HERRN und Marias zur Vollendung des Lichtgeschehens auf Erden.“ Diese Überzeugung erfüllte uns mit Dankbarkeit und sieghafter Kraft zu freudigem Schaffen für das Werk des HERRN auf Erden.

 

Dessen sind wir immerdar eingedenk bei dem Erklingen der Grals-Glocken auf dem Heiligen Berge in dem Dreiklang von „Gerechtigkeit - Liebe - Reinheit“.

 

 

 

Zusammenfassende Niederschrift an Hand von Briefen von Frau Maria und Fräulein Irmingard und zeitnahen Aufzeichnungen in den Jahren 1986 - 1989, nach Ergänzungen abgeschlossen 10. August 1992.

 

                                                                                               Wilhelm Lichtenberg

 

 

Nachschrift

 

Dieser Bericht über den Zeitraum des irdischen Wirkens von Frau Maria umfaßt nur die persönlichen Erinnerungen von meiner Frau Adele geb. Clasen und mir an die Begegnungen und Gespräche mit Frau Maria, ergänzt durch Hinweise auf Briefe von Frau Maria und Fräulein Irmingard sowie durch Mitteilungen, die die mir von Frau Maria übertragenen Aufgaben in diesen Jahren betrafen.

 

Der Aufbau der „Gralsbewegung“ in ihrer Gesamtheit unter der Leitung von Frau Maria und deren Entwicklung in diesen Jahrzehnten dagegen erstreckte sich umfassend auf alle geistigen und irdischen Gebiete, weltweit getragen von vielen dazu berufenen und geistig geführten Bekennern der Gralsbotschaft.

 

Die wichtigsten Ereignisse dieser steten, harmonischen und sich ergänzenden Entwicklung sollen abschließend als Marksteine festgehalten werden.

 

Jahr

 

1945            Rückgabe der Grals-Siedlung in das Eigentum von Frau Maria.

Wiederherstellung und Neueinrichtung der ausgeplünderten Grals-Siedlung. Gleichzeitig Aufbau der Landwirtschaft durch Herrn Alexander, unterstützt durch Spenden von Kreuzträgern wie einer ersten Kuh und eines Personenwagens.

 

1948            Bau des Glockenturmes und Weihe der von Schweizer Kreuzträgern gespendeten drei Grals-Glocken.

 

1949            Überführung der Erdenhülle des HERRN von dem Alten Friedhof in Bischofswerda (Sachsen) zu der Stätte Seines Erdenwirkens auf den Vomperberg in Tirol und feierliche Beisetzung in der Grab-Pyramide.

 

1950            Gründung der gemeinnützigen „Stiftung Gralsbotschaft“ durch den Jünger Dr. Viktor Walter, Schwäbisch Gmünd, und Anerkennung ihrer Gemeinnützigkeit durch die Württembergische Landesregierung.

Gründung des gemeinnützigen Vereins „Grals-Verwaltung für Deutschland e.V.“ München durch den Jünger Dr. Erich Walkhoff, Rosenheim, und Anerkennung seiner Gemeinnützigkeit durch die Bayerische Landesregierung.

Gründung der internationalen Gralsbewegung.

 

1952            Bau und Weihe der neuen Andachtshalle auf dem „Heiligen Berg“.